Mario Götze und Co. konnten sich in der Offensive nur selten in Szene setzen
Mario Götze und Co. konnten sich in der Offensive nur selten in Szene setzen

Blick nach vorne

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Amsterdam/Hamburg - Es war schon eine komische Atmosphäre in der Amsterdam-Arena. Die Fans der niederländischen Nationalmannschaft blieben fast 90 Minuten stumm. Lediglich die kleine Kolonie deutscher Anhänger sorgte im mit 51.000 Zuschauern ausverkauften Stadion für Stimmung. Im 40. Duell der beiden Erzrivalen Niederlande und Deutschland hätte man doch ein wenig mehr von der Kulisse erwartet.

"Konnten uns Sicherheit holen"

Aber wahrscheinlich übertrug sich die Leistung auf dem Rasen auf die Ränge. Denn da boten die beiden Schwergewichte des Weltfußballs beim torlosen Remis fade Magerkost anstatt Spektakel. Dabei war dem DFB-Team beim letzten Länderspiel des Jahres 2012 noch am ehesten das Prädikat "Attacke" anzuheften. Tore schossen aber weder die einen, noch die anderen.



Dennoch konnten die Spieler sowie der Bundestrainer der Partie nach dem Schlusspfiff durchaus Positives abgewinnen. Vor allem im Rückblick auf das letzte WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden, als Deutschland nach einer 4:0-Führung noch vier Gegentore kassierte. "Wir konnten uns die Sicherheit holen, die beim Spiel gegen Schweden verloren gegangen ist. Man hat gemerkt, dass das allerletzte Risiko auf beiden Seiten gefehlt hat. Keiner wollte den ersten Fehler machen", erklärte Abwehrchef Mats Hummels.

Und Bundestrainer Joachim Löw analysierte: "Für mich war dieses Spiel positiv. Wir hatten eine veränderte Mannschaft. Viele Stammkräfte haben gefehlt. Wir haben sehr positionstreu und diszipliniert gespielt. Wir haben eine gute Defensivarbeit verrichtet. Das war nach den letzten Spielen, vor allem gegen Schweden, das Wichtigste." Während die Viererkette an Stabilität gewann, griff Löws Experiment im Angriff nicht. Mario Götze lief dort als einzige Sturmspitze auf. Der Dortmunder fühlte sich auf dieser Position sichtlich unwohl und konnte seine Qualitäten mit dem Rücken zum Tor nicht ausspielen.

Baustellen noch nicht behoben



Da darf im Nachhinein die Frage gestellt werden, warum Löw nach den Ausfällen Kloses und Gomez  nicht den Leverkusener Stefan Kießling nachnominiert hat. Denn eine DFB-Elf ohne einen echten Stürmer scheint nicht zu funktionieren. Kapitän Philipp Lahm verteidigte die Maßnahme Löws. "Dass es nicht rund läuft, war zu erwarten. Wir haben das erste Mal so zusammengespielt - das erste Mal ohne echte Spitze. Und die Niederlande sind ja kein schlechtes Team, denn sie haben gute Einzelspielern. Das war nicht einfach", so Lahm.

Dass mit den verletzten und angeschlagenen Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos, Holger Badstuber, Sami Khedira, Mario Gomez, Marcel Schmelzer, Jerome Boateng, Mesut Özil und Miroslav Klose gleich neun Akteure nicht zur Verfügung standen, ist zwar eine Entschuldigung, vollauf geltend machen darf man diese aber nicht. Im Hinblick auf das kommende Spieljahr warten augenscheinlich ein paar Baustellen auf das Trainerteam. "Es gibt noch einige Dinge, an denen wir arbeiten müssen - an denen wir konsequent arbeiten müssen. Aber wir sind auf einem guten Weg im Hinblick auf die WM 2014", meinte Löw.

Ob die Maßnahmen von Erfolg gekrönt werden, dürfen die deutschen Fans das nächste Mal am 6. Februar bestaunen. Dann tritt das DFB-Team in Paris gegen Frankreich an. Das erste Pflichtspiel folgt am 22. März in Astana gegen Kasachstan. Löw blickt mit Freude auf diese Länderspiele. "Ich bin hoch motiviert. Unsere Ziele haben sich auch durch die letzten Ergebnisse nicht verändert. Die Mannschaft hat wahnsinnig viel Potenzial, aber sie muss auch noch reifen. Wir werden im Winter alles aufarbeiten und gehen dann mit Kraft in das neue Jahr."

Michael Reis