Helmut Klopfleisch (l.) wurde von Hertha Präsident Werner Gegenbauer (r.) als Herthaner des Jahres 2012 geehrt
Helmut Klopfleisch (l.) wurde von Hertha Präsident Werner Gegenbauer (r.) als Herthaner des Jahres 2012 geehrt

Blau-Weiße Liebe hinter der Mauer

xwhatsappmailcopy-link

Berlin - Am 3. Oktober jährte sich der Tag der Deutschen Einheit zum 23. Mal. 23 Jahre ist es her, dass sich Ost und West zur Bundesrepublik Deutschland zusammenschlossen - somit auch 23 Jahre, seitdem Ost- und Westberlin wieder zu einer Stadt wurden. Erst dadurch hatten alle Hertha-Anhänger wieder die Möglichkeit, die Spiele der Blau-Weißen im Olympiastadion zu besuchen. Doch auch während der Teilung der Stadt, drückten Berliner jenseits der Mauer Hertha BSC die Daumen.

Lauschen an der Mauer

1954 - Es ist das Jahr als die Liebe zu Hertha BSC im Herzen von Helmut Klopfleisch ihren Platz fand. Sein Vater nahm ihn mit ins Stadion, in die altehrwürdige "Plumpe" im Stadtteil Wedding. Es sollte künftig zum Stammplatz des kleinen Helmut werden, denn der Hertha-Virus ließ ihn nicht mehr los. Obwohl kurzeitig in der Jugendmannschaft der Blau-Weißen angemeldet, reichte es nicht zum Spieler, aber wo die Berliner auch spielten, Helmut Klopfleisch war dabei - bis zum 13. August 1961. Mit dem Bau der Berliner Mauer war der Junge aus Pankow auch von seinem Verein getrennt. "Vor 1961 gab es zwar die geteilte Stadt, aber man bewegte sich frei. Das war danach vorbei und eine traurige Situation", erinnert sich der Herthaner des Jahres 2012.

Wer ein echter Blau-Weißer ist, lässt sich aber auch von solchen widrigen Umständen nicht abhalten, seinem Verein trotzdem beizustehen. Klopfleisch suchte nicht nur die Nähe zu Hertha, sondern auch die Gefahr. Als Jugendlicher versteckte er sich immer wieder an der Mauer, um den Klängen der "Plumpe" zu lauschen. Nach dem Erreichen der Volljährigkeit reiste der leidenschaftliche Herthaner sogar seiner Mannschaft hinterher, um sie in den sozialistischen Bruderstaaten in Aktion zu sehen. Helmut Klopfleisch wurde für viele Profis und den ehemaligen Präsidenten zum Edel-Fan und Glücksbringer.

1979 besuchte er die Herthaner in Prag für ein Spiel im Europapokal. Die Tschechen hatten zuvor den VfB Stuttgart eliminiert und gingen als Favorit in die Partie. Hertha siegte 3:1 und Klopfleisch war hautnah dabei - näher als es wohl jeder andere Fan war. Am Tag nach dem Spiel traf er sich mit der Mannschaft im Hotel, machte im Teambus ein Stadtrundfahrt mit und feierte mit Spielern wie Erich Beer die gelungene Reise. "Ich kannte den Busfahrer Manfred Semmler sehr gut. Er hat mich dann auch allein im Bus mit zurück nach Berlin genommen. Diese Erlebnisse werde ich nie wieder vergessen!"

Trikot unter dem Jackett

Dem Ministerium für Staatssicherheit blieb diese Leidenschaft nicht verborgen, Klopfleisch schaffte es aber immer wieder, die SED-Regierung zu narren. Persönlichkeiten wie Uwe Klimaschefski oder Erich "Ete" Beer besuchten die Familie in Berlin-Pankow. Unter dem Vorwand einer Tipprunde organisierte Helmut Klopfleisch einen Fan-Club in Ost-Berlin, lud Spieler und Offizielle zu Weihnachtsfeiern ein und bezahlte über einen Mittelsmann sogar einen symbolischen Mitgliedsbeitrag. Er selbst hält sich im Hintergrund und geht der Gefahr aus dem Weg.

1981 wartet hoher Besuch auf die Familie Klopfleisch. Fritz Scherer, zu dieser Zeit Präsident des FC Bayern München, kommt über die innerdeutsche Grenze. Im Gepäck hat er ein Geschenk für Helmuts Sohn dabei - ein Trikot von Karl-Heinz Rummenigge. "Eigentlich wollte es Rummenigge mal nach einem Spiel mitgeben, aber das wäre uns abgenommen worden. Scherer hat uns dann das Shirt versprochen und es unter sein Jackett gezogen. Das Bild wie er sich bei uns im Flur entkleidet, habe ich heute noch im Kopf", erinnert sich ein lachender Klopfleisch. 1989, nach zwei Jahren langer Wartezeit, reist er mit seiner Familie aus der DDR aus. "Es war ein fantastisches Gefühl, dass erste Mal im Olympiastadion zu sitzen!". Seit dem Fall der Mauer ist dies wieder für alle Anhänger möglich.

Text: Hertha BSC