Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger (l.) und Trainer Louis van Gaal beim Trainingslager in Dubai
Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger (l.) und Trainer Louis van Gaal beim Trainingslager in Dubai

"Bin nicht der große Zampano"

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Christian Nerlinger will seinen eigenen Weg gehen und nicht die Kopie von Uli Hoeneß werden. Das Anspruchsdenken hat der neue Sportdirektor von Bayern München aber vom ehemaligen Manager des deutschen Rekordmeisters gleich einmal übernommen.

"Wir müssen dieses Selbstvertrauen, das Bayern München immer ausgezeichnet hat, auch weiterhin pflegen. Wir müssen die beste Mannschaft in der Bundesliga haben und auch in Europa konkurrenzfähig sein", sagte der 36 Jährige zu seinen Zielen.

"Wir haben es in der eigenen Hand"

Entsprechend hoch sind auch die Erwartungen von Nerlinger für die am 15. Januar gegen Hoffenheim beginnende Rückrunde, zumal die Bayern zuletzt am 17. Mai 2008 Tabellenführer waren: "Das muss so schnell wie möglich geändert werden. Das Auftaktprogramm ist richtungweisend. Wir haben es wieder in der eigenen Hand. Ich erwarte, dass wir in der Rückrunde marschieren, wir müssen die Spiele in der Bundesliga gewinnen."

Allerdings warnt der Ex-Profi nach zuletzt fünf Siegen in Folge vor Überheblichkeit. "Man muss sich schon im Klaren sein, dass wir zuletzt einen Lauf hatten und die Gegner auch nicht so schwer waren. So leicht werden wir es nicht mehr haben. Es wird kein Selbstläufer. Es wird ein harter Weg", sagte Nerlinger.

Konzentration auf die Jugendarbeit

Für die Zukunft sieht er den FC Bayern gewappnet. Es gebe gewachsene Strukturen. Seine Aufgabe sei es nun, die Jugendarbeit weiter zu forcieren, aber auch bei den Profis "die richtigen Entscheidungen zu treffen".

Dazu gehöre auch, dass der Verein auch weiterhin "Topleute verpflichten will, aber nur, wenn wir das Gefühl haben, dass sie mit dem ganzen Herzen bei der Sache sind. Arjen Robben zum Beispiel, der schon für Chelsea und Real gespielt hat, war sofort Feuer und Flamme. Das sind die grundlegenden Voraussetzungen."

"So geht der Fußball kaputt

Allerdings kündigte der frühere Schottland-Legionär an, künftig die weit verbreitete Preistreiberei bei den Gehältern nicht mitmachen zu wollen. "Ein Abramowitsch gleicht bei Chelsea die Bilanz mit 370 Millionen Miesen schnell einmal aus. Das kann nicht der Weg sein, sonst geht der Fußball kaputt. Man muss wieder den normalen Menschenverstand einschalten und auch mal sagen: So geht es nicht", meinte Nerlinger, der sich nicht als Freund der Spieler sieht.

Der Hoeneß-Nachfolger, der für den sportlichen Bereich bei den Münchnern verantwortlich zeichnet, sieht auch die Gefahren so einer Politik: "Es kann kein Automatismus sein, dass der FC Bayern bei jeder Vertragsverlängerung mehr Geld bezahlt. Man muss auch einmal nein sagen - auch mit dem Risiko, einen Spieler zu verlieren."

Lob an Van Gaal

Von Trainer Louis van Gaal, der in München nach einem schwachen Saisonstart schon vor dem Aus stand, ist Nerlinger "hundertprozentig" überzeugt: "Wir haben immer gesehen, dass sehr konzentriert gearbeitet wird. Das ist die Basis für den Erfolg. Deshalb war es immer nur eine Frage der Zeit, wann dies auch greifen wird. Louis van Gaal ist ein Super-Fachmann. Man sieht eine Handschrift."

Offensichtlich musste sich der Niederländer aber erst an die Gegebenheiten beim deutschen Rekordmeister gewöhnen, wie Nerlinger verdeutlichte: "Bei Bayern München muss man wissen, dass es gewachsene Strukturen gibt. Da gibt es keinen Scheich oder Milliardär. Da gibt es Leute, die für den Verein leben und viel Ahnung vom Fußball haben. Ich glaube, dass dies ein Qualitätsmerkmal und das Geheimnis des Erfolges ist, dass kontrovers diskutiert wird."

"Wachse Schritt für Schritt in die Augabe hinein"

Dies sei auch bei einem van Gaal möglich, der als sehr autoritär gilt. "Wir sitzen jede Woche zusammen. Da spricht man alles durch. Es ist dabei wichtig, gemeinsam Entscheidungen zu treffen, etwa bei Transfers", sagte Nerlinger. In Bezug auf Taktik und Aufstellung treffe aber immer der Coach die Entscheidungen, stellte er klar.

Er selbst sieht sich der Aufgabe gewachsen, in die großen Fußstapfen des neuen Präsidenten Uli Hoeneß zu treten. "Auf jeden Fall - immer unter der Prämisse, dass ich nicht der große Zampano bin. Ich wachse Schritt für Schritt in diese Aufgabe hinein und bin auch bereit, Verantwortung zu übernehmen."