Mario Gomez (r.) traf gegen Basel vier Mal und ist mit zehn Treffern nun zweitbester Torjäger in der Champions League hinter Lionel Messi (12 Tore)
Mario Gomez (r.) traf gegen Basel vier Mal und ist mit zehn Treffern nun zweitbester Torjäger in der Champions League hinter Lionel Messi (12 Tore)

Bescheidenheit nach dem Rausch

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München - Ob er denn im Sommer zum frisch gebackenen Champions-League-Sieger komme, wurde Xherdan Shaqiri gefragt. "Das hoffe ich. Der FC Bayern hat das Potenzial, ins Endspiel einzuziehen und dieses auch zu gewinnen. Ich drücke ihnen die Daumen", sagte das Kraftpaket des FC Basel, dem die künftigen Kollegen am Dienstagabend eine wahre Lehrstunde erteilt hatten.

Gomez nicht euphorisch

Zu verbalen Kampfansagen welcher Art auch immer ließen sich die Münchner in der Glückseligkeit des 7:0-Triumphes nicht hinreißen. Der von Anfang bis Ende souveräne Auftritt gegen die Schweizer spricht für sich.



Die Erleichterung über den Einzug ins Viertelfinale war natürlich spürbar bei den Spielern, dem Trainer und den Vereinsbossen, aber sie wirkten doch alle fast bescheiden. Das erneute Schützenfest habe weiteres Selbstvertrauen gegeben, aber man müsse die Auslosung am Freitag abwarten.

"Wir haben noch nichts erreicht", mahnte Mario Gomez. Der Stürmer war mit seinem Viererpack - erst sieben Profis in der Geschichte der "Königsklasse" hatten dieses Kunststück vor ihm vollbracht - einer der Hauptdarsteller gegen die Schweizer.

Selbst mit dem Spielball als persönlicher Trophäe unterm Arm und obwohl er den Rekord für den schnellsten Vierer einstellte (innerhalb von 24 Minuten, dies gelang vorher auch Dado Prso vom AS Monaco; Anm. d. Red.) wollte sich bei ihm aber keine Euphorie breitmachen. "Wir müssen auf uns schauen und unsere Spiele gewinnen. Das ist wichtiger, als die Gedanken der Gegner über uns", sagte Gomez.

Robben kündigt sogar Steigerung an



In Arjen Robben gab sich der nächste Protagonist ebenfalls recht nüchtern. "In solchen Spielen muss man da sein, da muss man seine Qualität zeigen", sagte der Niederländer. Er wolle "den Moment genießen, aber realistisch bleiben. Wir müssen jetzt genau so weitermachen, wir sind noch nicht am Ziel."

Wie wild hatte Robben auf dem Rasen losgelegt und die frühe Führung quasi erzwungen - seine dritte Chance brachte in der 10. Minute das so wichtige 1:0. Es folgten eine mustergültige Vorarbeit für Thomas Müller ("Das war ein gutes Gefühl, so ein Tor kann ich jedem nur empfehlen") sowie der Schlusspunkt nach einem eleganten Sololauf, um nur die Fakten zu nennen. Ganz zu schweigen von seiner unbändigen Spielfreude. Und Robben, der seine schwierige Phase offensichtlich endgültig überwunden hat, kündigte selbstbewusst an: "Ich bin noch nicht der Alte und kann mich noch verbessern."

"Wir haben keine Angst"



Eine Steigerung scheint bei ihm angesichts der Gala-Vorstellung fast unmöglich, wie auch bei Franck Ribery. Der Franzose wirbelte auf seiner linken Seite nach Belieben durch die weißen Slalomstangen und zauberte drei präzise Vorlagen exakt auf Gomez. "Jeder weiß, was das für bombastische Fußballer sind. Wenn sie so spielen, dann kann sie niemand auf dieser Welt stoppen", schwärmte der Mittelstürmer über "Robbery".

Bei der Auswechslung von Bayerns Nummer sieben wurde der Jubel in der Allianz Arena lauter als bei den sieben Toren zuvor oder bei der Einwechslung von Bastian Schweinsteiger, dessen Dienste nicht wirklich vonnöten waren an diesem berauschenden Abend.

"Es war sehr wichtig - für uns, für diesen Club und für unsere Fans", freute sich Ribery, um dann immerhin eine kleine Warnung an die europäische Konkurrenz zu schicken: "Wenn wir so spielen, dann ist es egal, auf wen wir treffen. Wir sind Bayern München und haben keine Angst."

Hoeneß fordert weitere Explosionen



Trainer Jupp Heynckes lobte die konzentrierte Einstellung seiner Mannschaft und Umsetzung aller Vorgaben. "Insgesamt war es ein perfektes Spiel", fasste er hochzufrieden zusammen.

Einzig der vom Team ordentlich auf Trab gehaltene Präsident - Uli Hoeneß sprang bei jedem Torerfolg auf und jubelte ausgelassen - ärgerte sich ein bisschen: "Jetzt hat die Mannschaft zwei Mal gezeigt, was wirklich in ihr steckt. Möglicherweise muss sie erst mit dem Rücken zur Wand stehen, um zu solchen Leistungen fähig zu sein."

Das Team müsse den "Rausch" mit in die Haupstadt nehmen und bei Hertha BSC am Samstag nachlegen. Wegen der andauernden Leistungsschwankungen sind sie sich in München noch immer nicht sicher, wo ihre Mannschaft im Vergleich mit der Spitze steht. "Noch ist nichts gut, am 5. Mai (34. Spieltag, Anm. d. Red.) ist vielleicht alles gut", hofft Hoeneß erst einmal auf weitere Erfolge in der Bundesliga. Sämtliche Fragen nach dem Heim-Finale am 19. Mai tat er als "Träumerei" ab.

Aus der Allianz Arena berichtet Tim Tonner