19.04. 18:30
20.04. 13:30
20.04. 13:30
20.04. 13:30
20.04. 13:30
20.04. 16:30
21.04. 13:30
21.04. 15:30
21.04. 17:30
Bernd Krauss wurde 1995 als Trainer von Borussia Mönchengladbach Pokalsieger
Bernd Krauss wurde 1995 als Trainer von Borussia Mönchengladbach Pokalsieger

Bernd Krauss: "Gladbach muss mutig spielen"

xwhatsappmailcopy-link

Köln - Am 15. Spieltag der Bundesliga stehen gleich zwei absolute Topspiele auf dem Programm. Erst empfängt Borussia Mönchengladbach den FC Bayern München, dann trifft am Abend der VfL Wolfsburg auf Borussia Dortmund. Die vier aktuell bestplatzierten Mannschaften bleiben unter sich. Im Interview mit bundesliga.de analysiert der ehemalige Mönchengladbacher und Dortmunder Trainer Bernd Krauss - mit den Fohlen 1995 Pokalsieger - die besondere Konstellation.

"Gladbach muss die Bayern beschäftigen"

bundesliga.de: Herr Krauss, sind die aktuell vier besten Mannschaften der Bundesliga auch diejenigen, die Sie am Ende der Saison auf den ersten vier Plätzen erwarten?

Krauss: Ich denke schon, weil in diesen Mannschaften die Qualität gegeben ist, sich dauerhaft oben festzusetzen.

bundesliga.de: Am Samstag spielt Borussia Mönchengladbach gegen Bayern München. In der letzten Saison konnten die Fohlen gegen den Rekordmeister vier Punkte holen. Sie wissen also, wie es geht. Hat die Borussia auch in diesem Jahr eine Chance?

Krauss: Ja. Die Spiele gegen die Bayern sind auch immer die Partien, in denen man nichts zu verlieren hat. Bayern München wird Meister werden, daran geht kein Weg vorbei, weil bei den Bayern die Qualität noch ein bisschen höher ist, als bei den anderen Mannschaften. Aber ich denke, dass Gladbach mit dem Selbstvertrauen, das es nach dem Lauf der letzten Wochen hat, durchaus eine Chance hat, die Bayern zu schlagen. Die Borussia muss mutig spielen.

bundesliga.de: Was meinen Sie mit "mutig spielen"?

Krauss: Sie haben ein Heimspiel und müssen versuchen, ihre Stärken in den Vordergrund zu stellen. Nur zu verteidigen, wird nicht reichen. Irgendwann kriegt man dann einen Ball rein. Sie müssen die Bayern auch beschäftigen und in die Defensive drängen. Das ist der FC Bayern in der Bundesliga ja gar nicht mehr gewohnt. Das Spiel sieht anders aus, wenn sie auch mal verteidigen müssen.

bundesliga.de: Vor welchen Mönchengladbacher Spielern müssen die Bayern aufpassen?

Krauss: Raffael oder Ibrahima Traore wären zu nennen. Fabian Johnson hat einen absoluten Lauf, jetzt macht er auch Tore. Man muss die Bayern in deren Hälfte beschäftigen. In der Vorwärtsbewegung ist der Rekordmeister überragend.

bundesliga.de: Wie erklären Sie sich die Entwicklung der Borussia? Erst lief nichts zusammen, jetzt klappt fast alles und das obwohl Gladbach auch mit viel Verletzungspech zu kämpfen hat.

Krauss: Das ist schon Wahnsinn. Viele Sachen im Fußball kann man nicht erklären. Es ist so, dass Andre Schubert von Beginn an die Rotation abgeschafft hat. Das hat seine Vor- und Nachteile. Aber die Mannschaft hatte dadurch die Möglichkeit sich einzuspielen. Sie durften Fehler machen. Und sie haben ihr Spiel weiter nach vorne verlagert. Sie spielen offensiver. Dann kommt alles zusammen, man gewinnt Spiele und kommt in einen Lauf. Mir gefällt, dass Schubert die Mannschaft sich hat finden lassen.

"FC Bayern wird Meister"

bundesliga.de: Schubert hat auch für Lars Stindl, der unter Favre auf verschiedenen Positionen eingesetzt wurde, die richtige Position gefunden.

Krauss: Für mich war Stindl schon in Hannover ein überragender Mann. Als er dann auf einmal auf Rechtsaußen auftauchte, war ich auch verwundert. Jetzt hat er seine Position vorne gefunden. Er hat seine Freiheiten und ist ein torgefährlicher Spieler.

bundesliga.de: Bei den Bayern macht es den Spielern dagegen nichts aus, auf diversen Positionen zu agieren.

Krauss: Das ist auch immer eine Frage der Qualität der Spieler. Bei den Bayern kann man jeden Spieler überall hinstellen.

bundesliga.de: Bei einer Niederlage der Bayern in Mönchengladbach und einem Dortmunder Sieg in Wolfsburg käme der BVB wieder bis auf fünf Punkte an die Münchner heran. Könnte dann doch noch Spannung an der Spitze aufkommen?

Krauss: Nein, das glaube ich nicht. Auf Dauer setzt sich Qualität immer durch. Der FC Bayern wird Meister, spannend wird der Kampf um die Plätze dahinter.

"BVB ist wieder da, wo er hingehört"

bundesliga.de: Womit wir beim Spiel zwischen Wolfsburg und Dortmund am Samstagabend wären. Kämpfen diese Mannschaften um Platz 2 in Deutschland?

Krauss: Der Kampf ist offen. Wolfsburg hat auch eine absolute Topmannschaft. Dortmund hat in der Offensive so viel Qualität, dass die Borussen auch einmal zwei, drei Gegentore verschmerzen können, weil sie vorne genug Tore schießen. Der BVB muss sich trotzdem in der Defensive noch mehr stabilisieren. Aber zum Glück ist Dortmund wieder da, wo es hingehört.

bundesliga.de: Pierre-Emerick Aubameyang hat nach 14 Spielen schon 17 Mal getroffen und wandelt mit der Quote auf den Spuren von Gerd Müller.

Krauss: Er ist nur ein bisschen schneller als Gerd Müller. Spaß beiseite, er spielt einfach eine überragende Saison.

bundesliga.de: Hat Thomas Tuchel die richtigen Impulse gesetzt? War der Trainerwechsel letztlich doch gut für den BVB?

Krauss: Das kann ich aus der Entfernung nicht beurteilen. Eigentlich passiert es in jeder Saison, dass ein Verein unten reinrutscht, von dem man es nicht erwartet hätte, und ein Überraschungsteam spielt oben mit. Leider lief es für Dortmund im letzten Jahr nicht gut. Es ist dann schwer, mit der ungewohnten Situation umzugehen. Das kann immer passieren. Auch Gladbach ist dieses Jahr sehr schlecht gestartet.

"Wolfsburg brauchte Zeit"

bundesliga.de: Wolfsburg war im letzten Jahr Vizemeister und Pokalsieger und hat nun zum Saisonstart mit Kevin De Bruyne seinen besten Spieler abgegeben. Wie haben die Wölfe seinen Abgang verkraftet?

Krauss: De Bruyne hilft natürlich jeder Mannschaft. Wolfsburg brauchte sicher ein bisschen Zeit, um seinen Abgang zu verkraften und hat versucht die Position und die Rolle De Bruynes auf mehrere Schultern zu verteilen. Sie haben die Kurve wieder gekriegt und mit einem Max Kruse auch einen Topspieler geholt. Wolfsburg hat auch viel Qualität im Defensivbereich. Sie haben eine gute Mannschaft.

bundesliga.de: Wolfsburg ist es gelungen, nach diesem großartigen Vorjahr wieder in den Top 3 zu stehen. Wie bewerten Sie die Arbeit von Dieter Hecking?

Krauss: Es darf keine Zufriedenheit in einer Mannschaft einkehren. Ein Trainer muss daher neue Reize setzen. Dieter Hecking versteht das sehr gut. Die Kaderzusammenstellung passt in Wolfsburg in Zusammenarbeit mit Klaus Allofs großartig.

bundesliga.de: Wagen Sie einen Tipp für die beiden Topspiele am Samstag?

Krauss: Nein, lieber nicht. Gladbach hat im letzten Jahr vier Punkte gegen die Bayern geholt. Aber man weiß ja nicht, ob Manuel Neuer wieder mitspielt und wie schon öfter gegen die Borussia patzt. Das passiert ihm auch nicht immer.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski