Bernd Franke hütete 14 Jahre lang das Tor von Eintracht Braunschweig (© Imago)
Bernd Franke hütete 14 Jahre lang das Tor von Eintracht Braunschweig (© Imago)

Franke: "Braunschweig hat nichts zu verlieren"

xwhatsappmailcopy-link

Braunschweig - In Braunschweig genießt er noch heute den Ruf eines "Fußballgotts": Von 1971 bis 1985 hütete Bernd Franke in 345 Bundesliga-Spielen das Tor der Eintracht. Der gebürtige Saarländer spielte mit dem Traditionsverein auch international und stand außerdem in sieben Länderspielen für Deutschland im Kasten.

Heute besucht der 66-Jährige immer noch regelmäßig die Spiele der Löwen und bangt mit dem Verein um den Klassenerhalt. Im Interview mit bundesliga.de spricht der Vize-Weltmeister von 1982 über die Chancen der Niedersachsen auf den Klassenerhalt und seine persönliche Rangliste der deutschen Torhüter vor der WM.

bundesliga.de: Herr Franke, die letzten beiden Bundesliga-Spieltage stehen an. Ihr Ex-Verein Eintracht Braunschweig hat noch alle Chancen, zumindest den Relegationsplatz zu erreichen. Wie schätzen Sie die Lage im Tabellenkeller ein (Countdown-Ticker zum Abstiegskampf) ein?

Bernd Franke: Im Abstiegskampf dreht es sich meiner Meinung nach nur noch um die Frage, wer von den Kandidaten Eintracht Braunschweig, 1. FC Nürnberg und Hamburger SV den Relegationsplatz erreicht. Wenn die Eintracht gegen Augsburg am Samstag punkten kann (ab 15 Uhr im Live-Ticker), sieht die Welt für meinen Ex-Verein wieder besser aus. Der HSV hat noch ein sehr schweres Programm.

bundesliga.de: Was spricht für Eintracht Braunschweig?

Franke: Ich sehe Braunschweig gegenüber der Konkurrenz im Vorteil, weil die Eintracht nichts mehr zu verlieren hat. Sie kann nur noch gewinnen. Jeder hat schon die ganze Zeit damit gerechnet, dass die Eintracht absteigt. Aber sie hat immer noch die Möglichkeit, den Klassenerhalt zu schaffen. Nur hat sich die Mannschaft in einigen Spielen wie in Freiburg oder Nürnberg durch eigene Fehler und dumme Gegentore selbst um den Lohn gebracht. Auch Torwart Daniel Davari hat ganz gut gehalten, hatte aber auch ab und zu einen Klops drin. Das sieht man aber auch beim HSV-Keeper Rene Adler. Im Abstiegskampf darf man sich so etwas nicht erlauben. Aber wir machen alle Fehler, ich habe früher auch welche gemacht.

bundesliga.de: Wie bewerten Sie die Chancen des HSV?

Franke: Der HSV steht mehr unter Druck. Das größte Plus der Eintracht sind die Zuschauer. Ich war beispielsweise beim Auswärtsspiel in Leverkusen dabei. Da haben die Braunschweiger Fans mehr Stimmung gemacht als der Rest des Stadions. Die Zuschauer sind begeistert und dankbar. Die Mannschaft muss nun auch etwas für diese Unterstützung zurückgeben. Das Programm des HSV ist mit den Gegnern FC Bayern und Mainz schwieriger (alle Restprogramme auf einen Blick). Mainz hat noch internationale Ambitionen und muss gewinnen. Und die Bayern sind nach dem Spiel gegen Real Madrid sauer. Ich gehe davon aus, dass sie dem HSV nichts schenken werden und es in dem Spiel voll zur Sache geht.

bundesliga.de: Der 1. FC Nürnberg als Dritter im Bunde empfängt Hannover 96 und muss dann am letzten Spieltag nach Schalke. Auch das Programm hat es noch in sich.

Franke: Das sehe ich auch so. Die Knappen müssen nach der Niederlage gegen Mönchengladbach auch noch punkten. Für mich ist Nürnberg abgestiegen (Tabellenrechner). Der "Club" hatte Pech mit sehr vielen Verletzten. Jetzt haben sie den Trainer gewechselt, was ich nicht verstehe. Ich glaube, dass Braunschweig und der HSV die besseren Chancen haben und drücke der Eintracht die Daumen.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski