Die Bayern (hier Arjen Robben, l., und Franck Ribery) gehen selbstbewusst und vollkonzentriert ins "Finale dahoam"
Die Bayern (hier Arjen Robben, l., und Franck Ribery) gehen selbstbewusst und vollkonzentriert ins "Finale dahoam"

Bereit für den Showdown

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München - Was haben sie nicht alle auf diesen Tag hingefiebert, was ist nicht schon alles erzählt und geschrieben worden zu diesem Spiel: Der FC Bayern München bestreitet am Abend das Champions-League-Endspiel gegen den FC Chelsea (ab 20:30 Uhr im Live-Ticker).

Die ganze Stadt hat sich in rot und weiß herausgeputzt, die Fans stimmen sich ein, die Mannschaft absolvierte am Freitag ihr Abschlusstraining - alles ist bereit für den großen Showdown. Mit einem offenen Brief wandten sich Jupp Heynckes und seine Profis an die Öffentlichkeit: "Wir werden alles dafür tun, Ihren und unseren Traum wahr werden zu lassen", heißt es da, unterschrieben vom Trainer und allen Stars.

Die Vorbereitung der Heynckes-Truppe auf das "Finale dahoam" verläuft exakt so wie vor allen Partien in der "Königsklasse" zuvor. Dabei steht der FC Bayern vor einer einmaligen Chance: Der Verein kann erstmals in der Historie des Wettbewerbs den Titel im heimischen Stadion gewinnen. bundesliga.de präsentiert noch einmal die wichtigsten Fakten im Überblick:


Statistik:

Der FC Bayern und der FC Chelsea sind sich in der "Königsklasse" bereits begegnet. Im Viertelfinale der Saison 2004/05 schieden die "Roten" gegen die "Blues" aus, an der Stamford Bridge gab es ein 4:2 für die Londoner, im Münchner Olympiastadion nur ein 3:2 des FCB.

Der deutsche Rekordmeister stand bisher acht Mal im Endspiel um den wichtigsten Pokal des europäischen Vereinsfußballs und erreichte vier Siege (1974, 1975, 1976, 2001). In Finals gegen englische Clubs sieht es mit einem Erfolg (1975, 2:0 gegen Leeds United) und zwei Niederlagen (1982, 0:1 gegen Aston Villa und 1999, 1:2 gegen Manchester United) nicht ganz so gut aus.

Chelsea hingegen wartet noch auf den ersten Jubel mit dem Henkelpott. 2008 stand das Team das einzige Mal im Endspiel, verlor aber gegen ManUnited nach Elfmeterschießen. Auf deutschem Boden taten sich die Londoner in der Vergangenheit sehr schwer. Zwar absolvierten sie sieben ihrer bislang 13 Partien gegen Bundesligisten erfolgreich (2 Unentschieden), die vier Pleiten setzte es allerdings allesamt in deutschen Arenen.


Weg ins Finale:

Nach der souveränen Qualifikation gegen den FC Zürich marschierte der FC Bayern mit vier Siegen, einem Remis und einer Niederlage als Erster durch die Gruppenphase. Einer knappen 0:1-Pleite in Basel ließen die Münchner vier "Dreier" in Serie folgen sowie das Weiterkommen in der magischen Nacht von Madrid im Elfmeterschießen. Besonders beeindruckend waren die Auftritte vor heimischem Publikum: Sieben Siege in sieben Spielen stehen bis ins "Finale dahoam" zu Buche.

Die "Blues" wurden ebenfalls Gruppenerster, die einzige Niederlage gab es mit einem 1:2 bei Bayer Leverkusen (3 Siege, 2 Unentschieden). Danach setzten sie sich jeweils knapp gegen den SSC Neapel (1:3 und 4:1), Benfica Lissabon (1:0 und 2:1) sowie den FC Barcelona durch (1:0 und 2:2). Bisher feierten die Londoner erst einen Auswärtssieg im laufenden Wettbewerb.


Aktuelle Form:

Am vergangenen Samstag endete Bayerns Traum vom 16. Sieg im DFB-Pokal mit ihrer höchsten Niederlage in einem Pokalfinale seit 40 Jahren, außerdem war das 2:5 die fünfte Pflichtspielpleite der Münchner gegen Borussia Dortmund hintereinander. Nach der verpassten Meisterschaft und dieser Klatsche forderte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge eine Reaktion der Mannschaft: "Wenn wir alle uns kritisch hinterfragen, haben wir am nächsten Samstag die Chance, mit diesem einen, dem wichtigsten Titel, der im Clubfußball zu vergeben ist, dazustehen", sagte er beim Bankett in Berlin. Glaubt man den Aussagen der Spieler unter der Woche, brennen die Bayern auf ihre letzte Titelchance in dieser Saison.

Der FC Chelsea beendete die Premier League nur auf dem enttäuschenden 6. Platz, zum Abschluss am vergangenen Sonntag feierten sie immerhin noch einen 2:1-Sieg gegen Blackburn Rovers. Am 5. Mai allerdings stemmten die "Blues" nach einem 2:1 gegen Liverpool den FA-Cup in Wembly in die Höhe.


Trainer:

Mit Jupp Heynckes haben die Münchner einen ganz erfahrenen Coach. Der 67-Jährige stand allein im Europacup 136 Mal an der Seitenlinie (79 Siege, 26 Unentschieden, 31 Niederlagen, 250:131 Tore). Und "Don Jupp" triumphierte 1998 mit Real Madrid schon einmal in der "Königsklasse". Gewinnt er jetzt wieder, wäre Heynckes erst der vierte Trainer in der Geschichte des Pokals der europäischen Meistervereine, dem dieses Kunststück mit zwei verschiedenen Clubs gelingt.

Roberto Di Matteo hat als Trainer noch keine großen Namen und Titel in seiner Vita stehen. Der 41-Jährige ist erst seit der Entlassung von Andre Villas-Boas Cheftrainer des FC Chelsea - wenn auch erst einmal nur als Interimslösung bis zum Saisonende. Seine Bilanz seit Amtsbeginn am 4. März 2012 mit den "Blues" kann sich sehen lassen: Zehn Siege, drei Unentschieden, eine Niederlage. In den fünf Champions-League-Partien bisher gab es vier Siege und ein Remis.


Personal:

Der FC Bayern muss auf drei Akteure versichten (David Alaba, Holger Badstuber, Luiz Gustavo), der FC Chelsea sogar auf vier (Branislav Ivanovic, Raul Mereiles, Ramires, John Terry). Allesamt sind gesperrt.

Bei den Münchnern steht Franck Ribery im Fokus. Der Franzose fehlte beim 0:2 im Finale 2010 gegen Inter Mailand wegen einer Rotsperre und ist nun heiß auf einen großen Titel. "Es ist das wichtigste Spiel meiner Karriere", so Ribery, der sich beim FCB seit Jahren pudelwohl fühlt und aktuell seine beste Saison spielt. Je zwölf Tore und Assists in der Bundesliga, drei Tore und fünf Vorlagen in der "Königsklasse".

Mario Gomez kann sich noch die Torjägerkanone in der Champions League sichern. In der laufenden Saison erzielte Gomez bereits zwölf Tore, nur Lionel Messi (14) traf öfter. Insgesamt traf der Mittelstürmer in seinen letzten 17 CL-Spielen 20 Mal.

In der zentralen Defensive wird Anatoliy Tymoshchuk von Beginn an zum Einsatz kommen. In beiden Halbfinal-Partien gegen Madrid saß er zwar nur auf der Bank, mit 107 Europacupeinsätzen ist er aber der Routinier in Reihen der Münchner.

Bei den Gästen ruhen die größten Hoffnungen auf Didier Drogba. Der bullige Stürmer von der Elfenbeinküste ist mit 38 Treffern in 74 Spielen in der "Königsklasse" der gefährlichste Mann. Drogba war übrigens schon einmal gegen Manuel Neuer erfolgreich. Beim 2:0-Sieg in der Gruppenphase 2007/08 erzielte er die Führung gegen Schalke mit Neuer im Kasten.


Voraussichtliche Aufstellungen:

München: 1 Neuer - 21 Lahm, 17 Boateng, 44 Timoschtschuk, 26 Contento - 31 Schweinsteiger, 39 Kroos - 10 Robben, 25 Müller, 7 Ribery - 33 Gomez

Chelsea: 1 Cech - 17 Bosingwa, 4 David Luiz, 24 Cahill, 3 Cole - 12 Mikel, 8 Lampard - 23 Sturridge, 10 Mata, 21 Kalou - 11 Drogba

Schiedsrichter: Pedro Proenca (Portugal)

Zusammengestellt von Tim Tonner