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Benedikt Höwedes bricht seine Zelte auf Schalke nach 16 Jahren ab
Benedikt Höwedes bricht seine Zelte auf Schalke nach 16 Jahren ab

Benedikt Höwedes: Der FC Schalke 04 verliert eine Legende

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Köln - Einmal Schalker, immer Schalker. Das trifft wohl auf kaum einen Königsblauen mehr zu, als auf Benedikt Höwedes, der seit 2001 das Trikot des FC Schalke 04 trägt. Deswegen hat der Weltmeister von 2014 auch immer wieder betont: Ein Transfer in der Bundesliga komme für ihn nicht in Frage. Wenn er S04 verlässt, dann ins Ausland. Dieser Fall ist jetzt eingetreten. Höwedes wechselt nach Italien zu Juventus Turin. Schalke verliert damit eine absolute Identifikationsfigur.

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Die letzten Wochen waren für Benedikt Höwedes auf Schalke nicht einfach. Zunächst wurde er von Trainer Domenico Tedesco als Kapitän abgesetzt – seit der Saison 2011/12 trug er die Spielführerbinde –, dann war er nur noch Ersatzspieler. Der junge Thilo Kehrer (20) erhielt den Vorzug vor dem 29-Jährigen. Ein harter Schlag für einen, der seit 16 Jahren das Trikot des Vereins trägt, dort zum Profi, Nationalspieler und Weltmeister wurde. Doch Höwedes wäre nicht Höwedes, wenn er dem Verein nicht auch in dieser Zeit loyal gegenüber gewesen wäre.       

Trotzdem reifte in ihm immer mehr der Entschluss, Schalke verlassen zu müssen – obwohl er erst vor einem Jahr seinen Vertrag bis 2020 verlängert hatte. Eine emotionale Entscheidung, wie er damals sagte: „Ich habe den Vertrag mit pochendem Herzen unterschrieben.“ Diesmal entschied er eher mit dem Kopf: Um 2018 mit zur WM nach Russland fahren zu können, braucht Höwedes Spielpraxis. Auf Schalke wäre ihm diese in ausreichendem Maße wohl verwehrt geblieben.

Löw kennt Höwedes' Vorzüge

S04 verliert mit Höwedes eine absolute Identifikationsfigur. Die Fans der Königsblauen lieben ihren „Bene“ nicht zuletzt wegen seiner Vereinstreue. Höwedes hat immer ein offenes Ohr für die Schalke-Anhänger, steht in allen Situationen Rede und Antwort und übernimmt Verantwortung, wo sich manche auch gerne mal drücken. Außerdem verkörpert der Abwehrspezialist mit seiner Spielwese die Schalker Tugenden wie kaum ein anderer. Höwedes ist kein Filigrantechniker, er ist viel mehr der Arbeiter, der vom Einsatz und Willen lebt und keinen Ball verloren gibt.

Während der WM 2014 etwa sah sich der Schalker einiger Kritik ausgesetzt, dennoch verpasste er keine Minute. Auch Bundestrainer Joachim Löw wusste damals genau, was er an Höwedes hatte, der sehr flexibel ist und deshalb auf der ungewohnten Linksverteidiger-Position ein gutes Bild abgab (58 Prozent gewonnene Zweikämpfe). Nach vorne ist er vor allem in der Luft gefährlich: Neun seiner zwölf Tore in der Bundesliga erzielte er mit dem Kopf. Alleine drei Mal traf er gegen den FC Bayern – gegen kein anderes Team war er so oft erfolgreich. Auch beim DFB-Pokalsieg 2011 traf Höwedes, der vielleicht nicht viele Tore für Schalke machte, dafür aber durchaus wichtige.

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Erfahrung, Ruhe und Sicherheit

Er selbst beschreibt sich und sein Spiel in einem Interview vor der Saison wie folgt: "Ich bin jemand, der sehr kommunikativ ist, der versucht, die Spieler ins Boot zu holen. Gerade wenn es nicht so läuft, kann ich als Ansprechpartner für die Jungs dienen. Mit meiner Erfahrung bringe ich eine gewisse Ruhe ins Team, kann dazu mit meiner Zweikampfstärke meinen Mitspielern Sicherheit geben. Dazu möchte ich durch meine Kopfballstärke auch in der Offensive bei Standardsituationen für Gefahr sorgen."

Insgesamt bestritt Höwedes 240 Spiele für die Königsblauen. Es hätten noch ein paar mehr sein können, doch wegen Verletzungen konnte er kaum eine Saison komplett durchspielen. Seit seinem Debüt (6. Oktober 2007 gegen den KSC, 0:2) warfen den Nationalspieler kleinere und größere Verletzungen immer wieder zurück. Dennoch: Nur neun Spieler kamen in der Bundesliga häufiger für Schalke zum Einsatz. Nicht nur S04 muss eine Ikone ziehen lassen, auch die Bundesliga verliert mit Höwedes ein Aushängeschild. Doch weil er jetzt für Juve spielt, bedeutet das nicht, dass er nicht wieder zurückkommen kann. Was gäbe es Schöneres für einen echten Schalker, als seine Karriere in der Arena in Gelsenkirchen-Buer ausklingen zu lassen? Nichts!

Kristina Jäger