FSV-Trainer Thomas Tuchel ist auswärts mit Mainz seit zwölf Spielen ohne Sieg
FSV-Trainer Thomas Tuchel ist auswärts mit Mainz seit zwölf Spielen ohne Sieg

"Bekommen nicht das große Flattern"

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Augsburg - Zuletzt hatte es beim FSV Mainz 05 geflutscht. Nur eines von sieben aufeinanderfolgenden Spielen hatten die Nullfünfer verloren, und zwar das in Dortmund beim amtierenden Deutschen Meister denkbar knapp mit - eine Bilanz, die Thomas Tuchel im Stadionkurier des FC Augsburg auf eine "positive Entwicklung" zurückführte.

Große Unzufriedenheit

Nach dem uninspirierten Auftritt beim Klassenneuling gratulierte der Trainer zunächst artig. "Glückwunsch zum Sieg", sagte der im schwäbischen Krumbach geborene Fußballlehrer und fügte, wohl um nicht den Hauch eines Zweifels aufkommen zu lassen, hinzu: "Zum verdienten Sieg."



Seine Truppe dagegen bekam ihr Fett weg. "Wir haben in keiner Phase an das anknüpfen können, was uns in den letzten Wochen ausgezeichnet hat", grummelte Tuchel. "Selbst die Basiselemente wie Laufbereitschaft, Aggressivität und taktische Disziplin waren bei uns heute mangelhaft. Die 20 Minuten nach der Halbzeit waren wahrscheinlich die schlechtesten der ganzen Saison."

Mit seiner Kritik lag der 38-Jährige, zunächst als Spieler und später als Jugendkoordinator und U23-Trainer einst selbst in Diensten des FCA, auf einer Wellenlänge mit der Führungsetage des Clubs. "Das war heute gar nichts", ärgerte sich Vereinschef Harald Strutz. "Wir haben uns, vor allem in der zweiten Halbzeit, ohne jegliche Überzeugungskraft und Laufbereitschaft das Spiel der Augsburger aufdrücken lassen."

Manager Christian Heidel schlug in die gleiche Kerbe. "Mit Fußball hatte das nicht viel zu tun", lautete sein vernichtendes Urteil. "Insgesamt war das ein grottenschlechtes Spiel. Dazu haben wir wesentlich mehr beigetragen als die Augsburger." Der Vorwurf des Managers gipfelte darin, "dass wir nicht alles gegeben haben".

Wetklo muss gebändigt werden



Indirekt bestätigte Andreas Ivanschitz die von Heidel angesprochenen Einstellungsdefizite. "Eigentlich haben wir das Potenzial, Augsburg zu gefährden", sagte der nach 65 Minuten für Sami Allagui eingewechselte Österreicher. "Heute ist uns das leider nicht gelungen."

Äußerst aufgebracht war Christian Wetklo. Der Mainzer Schlussmann, in der Nachspielzeit verwarnt, weil er einen Freistoß partout nicht von der Stelle aus treten wollte, die Schiedsrichter Michael Weiner zum Tatort bestimmt hatte, konnte nach dem Abpfiff nur mit vereinten Kräften daran gehindert werden, seinem Ärger in unangemessener Form Luft zu machen. In einer Gemeinschaftsaktion sorgten Teammanager Axel Schuster und Heidel dafür, dass der Keeper auf dem Weg in die Kabine nicht völlig die Contenance verlor.

"Er ist bekannt für seine impulsive Art. Manchmal muss man ihn vor sich selbst schützen", sagte der Manager. Außerdem wurde Wetklo dazu verdonnert, dem Schweigeorden beizutreten. Gespräche mit den Medienvertretern untersagte Heidel.

Hertha vor der Brust



Schuldlos war der FSV-Tormann an den beiden Gegentreffern, die zur Folge haben, dass Mainz in bedenkliche Nähe zur Gefahrenzone abgerutscht ist. "Wir haben jetzt wieder mehr Druck", räumte Christian Heidel ein, der aber glaubt, "dass wir mit dieser Situation umgehen können". Ähnlich äußerte sich Thomas Tuchel. "Letzte Woche", sagte der Trainer in Anspielung an den seinerzeitigen 2:1-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg, "haben wir nicht durchgepustet und bekommen jetzt nicht das große Flattern."

Am Samstag kommt Hertha BSC nach Mainz - ein mittlerweile noch heißerer Abstiegskandidat als der FCA. Was dieses Duell betrifft, gelobte Andreas Ivanschitz Besserung. "In Augsburg haben wir es vergeigt", gab sich der Offensivmann zunächst zerknirscht, dann aber kämpferisch. "Mit Berlin haben wird das nächste Sechs-Punkte-Spiel vor der Brust. Da werden wir die entsprechende Reaktion und ein besseres Heimspiel zeigen."

Aus Augsburg berichtet Reinhart Kruse