"Bei uns geht's wohl nur spektakulär"

xwhatsappmailcopy-link

Genua - Werder-Wunder waren gestern, in Genua herrschte der blanke Werder-Wahnsinn: Dass ausgerechnet Auslaufmodell Markus Rosenberg mit seinem Tor in der vierten Minute der Nachspielzeit die Hanseaten noch in die Verlängerung und damit letztlich in die Gruppenphase der Champions League schoss, war kein kitschiges Drehbuch, es war die Realität.

Und als die 120 Minuten im Stadion Luigi Ferraris zu Ende waren, waren die Gäste zum Jubeln zu schwach. Es reichte nur noch zu einem kollektiven ungläubigen Kopfschütteln.

Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs war der erste, der seine Sprache wiederfand. "Das ist die schönste Niederlage, die man sich vorstellen kann", sagte der Bremer Sportchef nach dem 2:3 (1:3, 0:2 nach Verlängerung) bei Sampdoria Genua. Nun wartet das Konzert der ganz Großen auf die Hanseaten: die lukrative Gruppenphase der Champions League.

Kuriose Einwechslung des Matchwinners

Doch der, dem die "Grün-Weißen" das hauptsächlich verdanken, wird im Herbst wohl gar nicht mehr das Werder-Trikot tragen. "Es wäre ein Traum, in Bremen zu bleiben und regelmäßig zu spielen, aber danach sieht es nicht aus", sagte der Schwede Rosenberg, und auch Allofs rechnet nicht mit einer weiteren Zusammenarbeit: "Markus hatte ein schwarzes Jahr, wir können nicht jede Woche unsere Personalplanungen ändern. Aber wenn es keine Angebote geben sollte, werden wir ihn natürlich behalten."

Wie der 27-Jährige zu seinem Einsatz kam, passte zum verrückten Spiel in der italienischen Hafenstadt. Weil es zu lange gedauert hätte, für den am Kopf blutenden Sandro Wagner ein sauberes Trikot aus der Kabine zu holen, wurde Rosenberg früher als geplant eingewechselt und rettete 20 Minuten später die Bremer vor dem K.o. Wieder einmal verlor Trainer Thomas Schaaf einige seiner ohnehin kaum noch vorhandenen Haare und war beim Schlusspfiff fix und fertig: "Bei uns geht es wohl nur spektakulär. Manchmal möchte ich einfach nur normal und vielleicht auch mal langweilig gewinnen."

Daraus wurde gegen Genua nichts, weil die Gastgeber vor 36.536 Zuschauern in der ausverkauften Arena einen prächtigen Start mit zwei Treffern ihres Torjägers Gianpaolo Pazzini (8. und 13. Minute) erwischten und nach dem 3:0 durch den Sturmkollegen Antonio Cassano dem Weiterkommen schon ganz nah waren. Dann aber schlug Rosenberg zu, und ein weiteres Tor durch den Peruaner Claudio Pizarro (100.) brach den Widerstand der Platzherren endgültig.

"Alles lief nach Plan - bis zur 93. Minute"

Den Italienern, die noch nie zuvor gegen eine deutsche Mannschaft ausgeschieden waren, fehlte es in der Verlängerung schlicht an der Kondition - Folge einer späten Saisonvorbereitung, die Serie A startet erst am Sonntag in die neue Spielzeit. Coach Domenico di Carlos war jedenfalls restos bedient: "Alles lief nach Plan - bis zur 93. Minute."

Die Bremer hingegen konnten nach der regulären Spielzeit, auch psychologisch dank des Rosenberg-Treffers im Vorteil, physisch noch einmal zulegen. "Da hatte ich das Gefühl, es geht noch etwas", sagte Schaaf, der aufgrund der immensen Anspannung kaum in der Lage war, sich auch nach außen über das Weiterkommen zu freuen.