Vor allem dank Franck Ribery (l.) und Arjen Robben blieben die Punkte in der Allianz Arena
Vor allem dank Franck Ribery (l.) und Arjen Robben blieben die Punkte in der Allianz Arena

Bayerns schmaler Grat

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München - Auf den ersten Blick war es wie in der vergangenen Spielzeit. Eine prall gefüllte Allianz Arena, ein schneller Doppelschlag zum Spielbeginn und am Ende ein standesgemäßer Sieg des FC Bayern. Ein prangte nach 90 Minuten auf der Anzeigetafel.

"Hätten das Spiel besser kontrollieren müssen"

Auch das Personal hätte aus der Triple-Saison stammen können, denn auf dem Rasen standen zunächst ausnahmslos Spieler, die sich im Juni auf dem Rathausbalkon auf dem Marienplatz feiern ließen. Man musste jedoch nur Richtung Spielfeldrand blicken, um den ersten Unterschied festzustellen. Dort fuchtelte ein adrett angezogener Mann herum, gab pausenlos Anweisungen, jubelte und schlug die Hände über den Kopf zusammen.



Letztgenannte Erregung entsprang einem Umstand, der den amtierenden Meister um ein Haar die scheinbar komfortable 2:0-Führung gekostet hätte. Denn nach dem Eigentor von Dante (40.) wirkten die Gastgeber merkwürdig unsortiert und liefen mehrfach Gefahr, den Ausgleich zu kassieren - womit wir beim zweiten augenfälligen Unterschied wären. Denn so genial die Münchner teilweise in der Offensive spielten, so kombinationsfreudig sich vor allem Franck Ribery und Arjen Robben zeigten, so anfällig waren sie beim Konterspiel der Borussen.

"Wir hätten in den ersten 15 Minuten der zweiten Halbzeit das Spiel besser kontrollieren müssen", gab Bayern-Coach Pep Guardiola zu - der Mann also, der 90 Minuten lang am Spielfeldrand Betrieb machte. Das Fehlen einer zweiten defensiven Absicherung im Mittelfeld machte sich immer dann bemerkbar, wenn ein Gegenangriff der Favre-Elf über Raffael und Max Kruse lief. Alleine der deutsche Nationalspieler hatte mehrfach ein Tor auf dem Schlappen und sorgte für mächtig Betrieb in Bayerns Hintermannschaft. .

Dass es vor allem in der Absicherung noch hakte, daraus machten die Protagonisten keinen Hehl: "Wir sind noch nicht da, wo wir sein müssen. Einige Dinge können noch immer besser werden", sagte Robben, der in der 11. Minute das erste Tor der neuen Saison markierte. "Wir sind froh, dass wir gewonnen haben, denn es war war ein schwieriges Spiel", gab auch Ribery zu. Vor allem den genialen Momenten der beiden Alleskönner auf den Flügeln hatten die Bayern es zu verdanken, dass letztlich ein verdienter Sieg heraussprang - auch ohne die Stabilität, die noch unter Jupp Heynckes ein Merkmal des Rekordmeisters wurde.

Spielfreude und Konteranfälligkeit



"Am Anfang brauchen wir vor allem Ergebnisse, damit die Mannschaft Stabilität und Vertrauen bekommt", sprach der FCB-Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge in die Mikrophone. "Im Moment haben einige Spieler noch Nachholbedarf, besonders die Confed-Cup-Teilnehmer wie Dante oder Javi Martínez. Aber auch Bastian Schweinsteiger ist noch nicht bei 100 Prozent. Wir werden sicher bald stärker sein."

Das dürfte auch nötig sein, und es wird die Aufgabe von Guardiola werden, die Spielfreude seiner Elf aufrechtzuhalten und gleichzeitig die Konteranfälligkeit zu minimieren. "Es sind Kleinigkeiten, die verändert worden sind. Das alles innerhalb ein paar Wochen reinzubekommen, ist sehr schwierig", sagt Bayern-Kapitän Philipp Lahm. "Wenn die Mannschaft jahrelang etwas anderes gemacht hat, dann ist es schwer, das sofort zu ändern."

Genau diesen Prozess muss Guardiola aber schleunigst anschieben, damit die Bayern-Fans nach einem der nächsten Auftritte ihrer Elf nicht mit einer Niederlage nach Hause fahren müssen - und das wäre der größte Unterschied zur vergangenen Saison.

Aus München berichtet Johannes Fischer