Bayerns letzter Angstgegner
München - Der Samstag des 20. Spieltags wartet mit einem ewig jungen Nord-Süd-Duell auf: Das arg gebeutelte Team von Werder Bremen empfängt Rekordmeister Bayern München, der immer besser in Schuss kommt. Von der Form her ist die Partie also eine klare Sache für die Münchner, doch wenn es eine Mannschaft gibt, gegen die sich Bayern traditionell schwer tut, sind es die Hanseaten. Gegen kein anderes Team hat der FCB in seiner langen Bundesligageschichte öfter den kürzeren gezogen - 26 Mal hieß der Sieger am Ende Werder. Wenn Bayern also überhaupt einen "Angstgegner" in der Bundesliga hat, dann ist es der SVW. Gelingt den Werderanern also ausgerechnet gegen den Rekordmeister der Schritt in die richtige Richtung? Verfolgen Sie diese Partie und alle anderen Samstagsspiele bei bundesliga.de ab 15 Uhr im Live-Ticker/Liga-Radio und finden Sie es heraus!
Werder Bremen - FC Bayern München
Für Werder-Coach Thomas Schaaf jedenfalls könnten die Rollen in diesem Duell klarer kaum verteilt sein, dennoch glaubt er an die Chance seiner Elf und die Gelegenheit für den Underdog, sich an der Herausforderung "messen, beweisen und aufrichten zu können. Von uns wird erhofft und verlangt, dass wir ein Gegner sein werden. Das können wir beweisen, in dem wir sowohl einzeln als auch im Verbund die Grundtugenden an den Tag legen", meinte Schaaf. Schon im Hinspiel (0:0) oder im DFB-Pokal (2:1 für Bayern) gestaltete sich die Begegnung in dieser Saison jedenfalls alles andere als eindeutig - der Status des Angstgegners aus Bremen blitzte zumindest kurzzeitig auf.
Im DFB-Pokal habe Werder als Mannschaft unheimlich kompakt gestanden, viele Chancen herausgespielt und sei "ganz nah dran" gewesen, erinnert der SVW-Coach. "Aber das ist Vergangenheit, man muss sich das neu erarbeiten." Verzichten muss er dabei auf Marko Arnautovic (Schien- und Wadenbeinprellung), Christian Vander (Schambeinentzündung), Dominik Schmidt (Muskelfaserriss), Sebastian Boenisch (Reha), Naldo (Knie-OP), Daniel Jensen (Knie) und Wesley (Oberschenkelverletzung). Für Arnautovic dürfte Nationalspieler Marko Marin in die erste Elf rücken; auch Prödl kehrt nach abgessener Gelbsperre zurück.
Ribery-Verletzung ist schlimmer als angenommen
Der FC Bayern kam unter der Woche zu einem souveränen Erfolg im DFB-Pokal bei Alemannia Aachen. Im Spiel eins nach Mark van Bommel ließen die Münchner nichts anbrennen, hatten mit dem Zweitligisten keine ernsthaften Probleme. Trainer Louis van Gaal freute sich nach der Partie über durchweg positive Nachrichten: "Es war ein klarer Sieg. Wir haben keine Verletzten, Arjen Robben hat seine Grippe überwunden - es sieht gut aus für Bremen. Aber das Wichtigste war das Ergebnis", meint der Niederländer.
Dennoch gab es unter der Woche nicht nur Positives zu vermelden aus München: Die Verletzung von Franck Ribery (Knieprobleme) hat sich als schlimmer herausgestellt als bisher angenommen. Das Comeback des Franzosen wird sich auf unbestimmte Zeit verzögern. Außerdem fehlen dem FCB Diego Contento (Stressfraktur an der Wirbelsäule), Toni Kroos (Stressreaktion im Mittelfuß) und Ivica Olic (Knie-OP). Wieder zur Verfügung stünde Abwehrmann Daniel Van Buyten, der seine Grippe überwunden hat.
VfL Wolfsburg - Borussia Dortmund
Das Spiel ist das Duell des Meisters von 2009 mit dem designierten Meister von 2011. Während sich der souveräne Tabellenführer in der Winterpause auf dem Transfermarkt vornehm zurückgehalten hat, ist bei Wolfsburg ein Umbruch vollzogen worden: Der Star und Toptorjäger Edin Dzeko ist weg, sein Nachfolger, Srdjan Lakic, kommt im Sommer. Mit Dieumerci Mbokani ist schon jetzt ein neuer Angreifer an Bord. Er wurde vom AS Monaco verpflichtet. Neuer Kapitän ist Marcel Schäfer, während Bankdrücker Andrea Barzagli den Verein Richtung Juventus Turin verlassen hat. Vier Punkte aus den ersten beiden Rückrundenspielen gegen Bayern und Mainz zeigen, dass die Mannschaft für den Neuanfang bereit ist.
Vor dem Gegner hat Wolfsburgs Coach Steve McClaren den allergrößten Respekt: "Dortmund steht ganz oben und ist auf elf Punkte weg, also spielen wir gegen die mit Abstand stärkste Mannschaft. Wer diese Liga, in der jeder jeden schlagen kann, so dominiert, der hat enorme Qualität." Gegen die Borussia muss der Coach möglicherweise auf Grafite (Sprunggelenksprellung), Simon Kjaer (im Training umgeknickt) und Sascha Riether (Innenbanddehnung im Knie) verzichten. Sicher fehlen Tolga Cigerci (Mittelfußbruch), Mario Mandzukic (angebrochener Zeh) und Makoto Hasebe (Asien-Cup).
Auch beim BVB fehlt ein Akteur, der kürzlich noch für Japan im fernen Osten aktiv war. Shinji Kagawa erlitt beim Asien-Cup einen Mittelfußbruch und fällt bis zum Saisonende aus. Der Ausfall des Offensivspielers, der die Hinrunde der Bundesliga prägte wie kaum ein anderer, wiegt enorm schwer. Zu seinem Startelf-Comeback kommt indes Torjäger Lucas Barrios. Trainer Jürgen Klopp legte sich bereits fest, dass der Stürmer von Beginn an auflaufen soll. Bis auf die Langzeitverletzten Sebastian Kehl, Florian Kringe und Patrick Owomoyela (alle Aufbautraining) kann Klopp ansonsten aus dem Vollen schöpfen, auch Sven Bender kehrt ins Team zurück.
FC Schalke 04 - 1899 Hoffenheim
Beide Teams waren unter der Woche im Pokal aktiv, kehren allerdings mit komplett unterschiedlichen Gefühlslagen in den Ligaalltag zurück. Während Schalke beim 3:2-Sieg nach Verlängerung gegen Nürnberg den 17-jährigen Siegtorschützen Julian Draxler feierte, erlebte Hoffenheim beim Zweitligisten Energie Cottbus einen schwarzen Pokalabend.
"Ich sehe uns vor dem Anpfiff im Vorteil", sagt S04-Coach Felix Magath. "Wir haben zwar 120 Pokalminuten in den Beinen, aber das ist nicht so schlimm. Aus dem 3:2-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg nehmen wir viel Rückenwind mit. Die TSG hingegen hat verloren, dazu musste Hoffenheim noch eine lange Rückreise aus Cottbus auf sich nehmen." Klaas-Jan Huntelaar kehrt aller Voraussicht nach in die Startelf zurück. Verzichten muss Magath hingegen auf Lukas Schmitz (5. Gelbe Karte), Atsuto Uchida (Asien-Cup) und Levan Kenia (Aufbautraining).
1899 steckt nicht nur wegen des Pokalaus in turbulenten Wochen. Dem Verlust von Luiz Gustavo und dem Trainerwechsel folgten die Verpflichtungen von David Alaba und Ryan Babel, schließlich wurde auch beim Abgang von Demba Ba am Freitag Vollzug gemeldet. Nach dem durchwachsenen Rückrundenauftakt (bisher ein Punkt) und der Pokalniederlage muss Hoffenheim nun auf Schalke bestehen. Trainer Marco Pezzaiuoli fordert mehr Geduld für sein Team. "Die junge Mannschaft braucht Zeit. Das Team muss sich erst finden", erklärte der 42-Jährige. Einzige Ausfälle bei 1899 sind Manuel Gulde (Sprunggelenksverletzung) und Chinedu Obasi (Scheinbein-OP).
FC St. Pauli - 1. FC Köln
Am Millerntor kommt es zu einem Richtung weisenden Spiel im Abstiegskampf. St. Pauli und Köln liegen gleichauf bei 19 Punkten auf Rang 15 und 16, getrennt lediglich durch zwei Tore. Der Sieger dieses Duells kann gegen einen direkten Konkurrenten einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt machen. Sowohl das Hinspiel (1:0 für Köln) als auch die Gesamtbilanz (zehn Siege in 15 Spielen, nur zwei Siege für St. Pauli) sprechen dabei für die "Geißböcke".
Keine leichte Aufgabe also für die Hamburger; zudem plagen St. Paulis Trainer Holger Stanislawski arge Verletzungssorgen. Mit Kapitän Fabio Morena (Aufbautraining), seinem Stellvertreter Marius Ebbers (Bauchmuskelfaserriss), Markus Thorandt (Oberschenkelverletzung) und Carsten Rothenbach (Patellasehne) fallen gleich mehrere wichtige Spieler aus. Außerdem fehlt weiterhin Jan-Philipp Kalla (Kreuzbandzerrung). Wegen der großen Personalprobleme vor allem in der Defensive kann es sein, dass sowohl Thorandt, als auch der angeschlagene Carlos Zambrano (Knieprobleme) trotz Beschwerden spielen müssen.
In Köln ist man mittlerweile aus den ärgsten personellen Sorgen heraus, da - unter anderem nach überstandener Schweinegrippe - während der Woche gleich sieben Profis das Training wieder aufnahmen. Von den Rekonvaleszenten ist vor allem Kevin McKenna eine Alternative für die zuletzt gegen Bremen so erfolgreiche Startelf. Er könnte in der Viererkette den gelbgesperrten Pedro Geromel ersetzten, Christian Eichner würde dann auf seine angestammte Linksverteidigerposition rücken. Neben Geromel fehlen FC-Coach Frank Schaefer Sebastian Freis (muskuläre Probleme) sowie Kevin Pezzoni und Petit (beide Aufbautraining).
1.FC Nürnberg - Hamburger SV
Eine separate Vorschau zu diesem Spiel finden Sie hier
Christoph Gschoßmann