Bloß kein Bruder Leichtfuß: Beim FC Bayern ist vor dem Rückspiel im Champions-League-Halbfinale beim FC Barcelona höchste Konzentration angesagt
Bloß kein Bruder Leichtfuß: Beim FC Bayern ist vor dem Rückspiel im Champions-League-Halbfinale beim FC Barcelona höchste Konzentration angesagt

Bayerns Kribbeln vor der Magie des Camp Nou

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München - Thomas Müller sprach von "Magie", Torhüter Manuel Neuer nannte es ein "Kribbeln", das jeder Spieler fühlt, sobald er das Stadion betritt. Ein Stadion, in dem fast 100.000 Menschen Platz finden. Ein Stadion, in dem der Schriftzug "mes que un club" auf den Sitzen der Gegengerade prangt. Ein Stadion, das schon etlichen Mannschaften das Fürchten lehrte. Ein pompöser Fußballtempel Kataloniens. Das Camp Nou, die Heimspielstätte des FC Barcelona.

"Das ganze Stadion ist Barcelona"

Im Gegensatz zu Müller hat Neuer sein erstes Mal im Camp Nou schon hinter sich. 2008 musste der Keeper - damals noch im Dress des FC Schalke 04 - eine 0:1-Niederlage im Champions-League-Viertelfinale einstecken.



"Dort herrscht eine besondere Atmosphäre", findet Neuer. "Jeder Zuschauer ist involviert. Das ganze Stadion ist Barcelona." Sogar die Balljungen, mit deren Arbeit der 27-Jährige an jenem Abend vor etwa fünf Jahren ganz und gar nicht einverstanden war. "Das war grausam für mich. Als wir hinten lagen, haben sie mir keinen Ball mehr zugeworfen. Ich habe sie angeschrien." Geholfen hat es nichts. Die "Knappen" schieden aus.

Nicht nur Neuer hat schlechte Erinnerungen an das Camp Nou. Auch der FC Bayern selbst. 2009 wurde der Rekordmeister im Viertelfinale der "Königsklasse" nach allen Regeln der Kunst vermöbelt. 0:4 kamen Bastian Schweinsteiger und Co. unter die Räder, Lionel Messi (2), Samuel Eto'o und Thierry Henry trafen für Barca.

Barcelona "angeschossen"



Da leuchtet es ein, dass vor dem Rückspiel am Mittwoch (ab 20:15 Uhr im Live-Ticker) an der Säbener Straße niemand große Töne spuckt. Trotz des 4:0 im Hinspiel. "Wenn es ein Team gibt, das einen solchen Rückstand aufholen kann, ist es Barcelona", findet Arjen Robben. "Das schlimmste wäre, wenn wir denken, wir sind schon in Wembley. Wir dürfen nicht ein Prozent weniger geben." 100 Prozent also, keine 99. Gegen einen Gegner, den Neuer für "angeschossen" hält und sich deshalb "wehren wird".

Natürlich weiß der FC Bayern, dass ein verwundeter Gegner besonders gefährlich ist. Und die Münchner wissen auch, dass Hochmut und Leichtsinn vor einem Spiel beim FC Barcelona nicht angebracht wären. Trotzdem konnten Neuer und Robben eine ausgeprägte breite Brust nicht verbergen. "Es gibt keinen Grund, unsere Taktik zu ändern" sagte Neuer, und Robben ergänzte: "Es ist nicht unsere Stärke, nur zu verteidigen. Wir werden uns nicht hinten reinstellen."

Respekt ja, Angst nein. Bayern wird mit einer Portion Demut im Gepäck nach Spanien reisen, aber nicht vor Barcelona erzittern. Und auch nicht vor den Grundmauern des magischen Camp Nou.

Vom FC Bayern berichtet David Schmidt