Andreas Brehme erwarb 1999 die Trainerlizenz (unter anderem mit Matthias Sammer)
Andreas Brehme erwarb 1999 die Trainerlizenz (unter anderem mit Matthias Sammer)

"Bayern und BVB werden die Bundesliga nicht dauerhaft dominieren"

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München - Unter der Woche fieberte Andreas Brehme vor dem Fernseher mit den beiden deutschen Champions-League-Teilnehmern. Der Weltmeister von 1990 und ehemalige Bayern-Profi war ganz begeistert von dem, was er da sah. "Beide Vereine haben großartig gespielt", meinte der 52-Jährige, den bundesliga.de vor dem Hit am kommenden Samstag um seine Einschätzungen zu Bayern München und Borussia Dortmund bat.

bundesliga.de: Herr Brehme, am Samstag treffen sich Borussia Dortmund und Bayern München drei Wochen vor dem Champions-League-Finale in der Bundesliga. Wie wichtig ist die Partie für die beiden deutschen Topvereine?

Andreas Brehme: Es ist ein wichtiges Prestigeduell in der Bundesliga. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass da beide Mannschaften in Bestbesetzung antreten. Das hat nichts damit zu tun, dass keiner seine Karten bereits auf den Tisch legen will. Die beiden kennen sich doch ohnehin sehr gut. Beide Vereine haben jetzt schon etwas Großes geleistet und sind, wenn man die Leistungen der ganzen Saison einbezieht hochverdient ins Finale der Champions League eingezogen.

bundesliga.de: Welcher der beiden Clubs hat Sie mehr beeindruckt? Die Gala der Bayern in Barcelona?

Brehme: Nicht nur die Bayern haben gegen Barcelona beeindruckt, beide Vereine haben im Halbfinale großartig gespielt. Darauf können wir in Deutschland stolz sein. Dortmund hat beim 4:1 im Hinspiel groß aufgetrumpft. Sie sind auch in Madrid stark aufgetreten. In den ersten zwanzig Minuten hatten sie große Probleme, die aber vorherzusehen waren. Real musste alles geben, hat das auch getan. Deswegen ist es ein hochinteressantes und am Ende leider auch noch sehr spannendes Spiel geworden. Ich war froh, als der Schiedsrichter abgepfiffen hat.

bundesliga.de: Befürchten Sie, dass Bayern und Dortmund die Bundesliga nun dauerhaft dominieren?

Brehme: Nein. Bayern und Dortmund dominieren zwar im Moment die Bundesliga, man darf aber auch Leverkusen nicht unterschätzen, das auch eine sehr gute Saison gespielt und sich so gut wie sicher für die Champions League qualifiziert hat. Schalke rechnet sich Chancen aus. Aber Hut ab, vor dem, was Bayern und der BVB in dieser Saison geleistet haben.

bundesliga.de: Warum sind die Bayern und der BVB derzeit besser als die anderen Clubs?

Brehme: Die Gründe für die Dominanz liegen auf der Hand. Bei Bayern ist es die starke Bank und die Konstanz. Ein großes Kompliment an Jupp Heynckes, die Mannschaft und den ganzen Verein. Sie haben wirklich nicht nur national begeistert, sondern auch international. Dortmund hatte keine ganz so starke Bank wie die Bayern und auch einige Verletzte. Man muss sie nicht nur für die letzten beiden Jahre loben. Nach den beiden Meisterschaften und dem Pokalsieg stehen sie in diesem Jahr im Champions-League-Finale und in der Bundesliga auf Platz 2. Die Borussia wird sich jetzt auf das Finale konzentrieren. Die Bayern wollen das Triple packen. Besonders Heynckes dürfte darauf richtig heiß sein.

bundesliga.de: Sollten die Bayern das Triple holen, dürfte es für Heynckes-Nachfolger Pep Guardiola nicht gerade leicht werden.

Brehme: Das stimmt. Er wird an den Erfolgen von Heynckes gemessen. Aber er bekommt eine intakte Mannschaft mit einem Superneuzugang Mario Götze. Vielleicht kommt noch der eine oder andere Neue dazu.

bundesliga.de: Wie wird Dortmund den Götze-Abgang verkraften?

Brehme: Dortmund wird sicher auf dem Markt zuschlagen und auch neue Spieler holen. Ich glaube, dass es wieder eine interessante Champions League und auch Meisterschaft geben wird. Dortmund hat einen starken Kader und wird wieder oben mitspielen.

bundesliga.de: Auch im Tabellenkeller ist es in dieser Saison sehr spannend. Wer von den gefährdeten vier Vereinen - Bremen, Düsseldorf, Augsburg und Hoffenheim - wird sich retten?

Brehme: Da bin ich selbst gespannt. Bremen spielt jetzt gegen Hoffenheim und hat es im Heimspiel selbst in der Hand, mit einem Sieg der Rettung nahe zu kommen. Sie müssen diese drei Punkte holen, nachdem sie schon viele Punkte daheim haben liegen lassen. Aber Hoffenheim hat auch noch die Möglichkeit, unten rauszukommen. Das wird hochinteressant. Augsburg und Düsseldorf haben beide noch ein schweres Restprogramm. Jeder, der einmal Fußball gespielt hat, weiß, dass an den letzten Spieltagen sehr vieles möglich ist.

bundesliga.de: Und wer steigt auf? Drücken Sie Ihrem Ex-Club 1. FC Kaiserslautern in der 2. Bundesliga die Daumen?

Brehme: Genau. Ich hoffe, dass Lautern den Aufstieg packt. Die Fans hätten es mit Sicherheit verdient. Der FCK spielt jetzt gegen den FSV Frankfurt. Das wird eine heiße Kiste, der FCK ist noch lange nicht durch.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski