Schalkes Fabian Ernst (M.) wurde 2004 mit Werder Bremen Deutscher Meister
Schalkes Fabian Ernst (M.) wurde 2004 mit Werder Bremen Deutscher Meister

Bayern-Jäger rüsten sich für den Titelkampf

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Der Titelverteidiger und große Favorit auf die Meisterschaft geht kaum verändert in die neue Saison. Lediglich Hans-Jörg Butt und Tim Borowski wurden vom FC Bayern München verpflichtet, wobei nur der Ex-Bremer für die Startelf in Frage kommt.

Alle 18 Bundesliga-Trainer haben Bayern München als Meister getippt. Wolfsburgs Trainer Felix Magath macht deutlich: "Bayern wird Meister. Es gibt keinen Club, der daran rütteln kann." Das wollen die Verfolger der letzten Saison Schalke, Bremen und der Hamburger SV allerdings nicht so einfach hinnehmen.

Farfan hat das Meister-Gen

Der FC Schalke 04 hat seine Mannschaft des Vorjahres zusammen gehalten und weiter verstärken können, denn mit Orlando Engelaar und Jefferson Farfan hat man zwei Topstars nach Schalke geholt. Manager Andreas Müller schwärmt bereits: "Farfan ist schnell und trickreich. Er kann den Unterschied ausmachen, ein Spiel ganz allein gewinnen. Engelaar ist ein echter Chef, der den entscheidenden Pass drauf hat."

Der Peruaner Farfan bringt das Meister-Gen schon mit, gewann mit Lima und Eindhoven sechs Titel in den letzten sechs Jahren. Seine Kampfansage: "Erst will ich mit Schalke in die Champions League, dann möglichst die Schale holen." Trainer Fred Rutten hat mit diesen Akteuren erheblich mehr taktische Optionen und verfügt nun über einen qualitativ sehr ausgeglichenen Kader. Verletzungsbedingte Ausfälle können so gleichwertig aufgefangen werden. In diesem Punkt hat sich Schalke den Bayern schon deutlich angenähert.

Kroatisches Duo

Auch die Bayern-Jäger aus dem Norden der Republik rechnen sich Chancen aus. Der Hamburger SV hat bereits im Auftaktspiel bewiesen, dass man mit den Bayern mithalten kann. Nach dem Abschied des Regisseur Rafael van der Vaart ist der "Bundesliga-Dino" zum Umbruch gezwungen, denn die Hierarchie in der Mannschaft muss neu geordnet werden. Mit den beiden Freiburgern Jonathan Pitroipa und Dennis Aogo hat man zwei talentierte Spieler aus der 2. Bundesliga verpflichtet.

Der neue Trainer Martin Jol kann sich zudem nach der Verpflichtung des Dortmunders Mladen Petric über einen variablen Offensiv-Spieler freuen. "Mladen passt wie die Faust aufs Auge zu uns", gibt sich der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann optimistisch. Petric war mit 13 Treffern Dortmunds bester Torschütze der vergangenen Saison und trifft beim HSV auf einen "alten" Bekannten aus der kroatischen Nationalelf. Mit Ivica Olic dürfte es daher kein langes Beschnuppern geben. In jedem Fall hat der HSV mit ihm bereits einen neuen Chefs der Standards als van der Vaart Nachfolger gefunden.

Rückkehrer will Titel holen

Petric hat mit seinem neuen Club einiges vor: "Wir können sicher um die Champions-League-Plätze mitkämpfen." Das sieht HSV-Urgestein Uwe Seeler gegenüber bundesliga.de genauso: "Der HSV hat eine gute Mannschaft und ich gehe davon aus, dass man oben mitspielt." Die Hamburger konnten bis auf van der Vaart alle Stammspieler halten. Sollten allerdings Stammkräfte ausfallen, muss man abwarten, ob die jungen Spieler dem Druck des Titelrennens standhalten können. Die Breite des Kaders kann mit den Konkurrenten aus München und Gelsenkirchen noch nicht mithalten.

Gleiches gilt auch für die "Grün-Weißen" aus Bremen. Werder muss die Abgänge von Torjäger Ivan Klasnic und Mittelfeldmann Tim Borowski verkraften. Im Sturm hat der Vize-Meister bereits nach gelegt. Claudio Pizarro ist sieben Jahre nach seinem Abschied wieder zurück an der Weser. Damals erzielte der Torjäger in 56 Spielen für die Norddeutschen 29 Treffer. Auf diese Leistung hofft sein Trainer Thomas Schaaf auch jetzt: "Claudio ist ein Schlitzohr. Er hat unglaubliche Qualität." Auch Pizarro glaubt an eine erfolgreiche Saison und an die stärke seines neuen Teams. "Die Mannschaft hat die Qualität, Titel zu holen. Und dafür bin ich hier."

"Sind noch besser geworden"

Die momentane Verfassung des neuen Torjägers ist allerdings schwer einzuschätzen, denn in der letzten Saison kam Pizarro beim FC Chelsea nur zu Kurzeinsätzen. Ex-Werder-Spieler Marco Bode erwartet allerdings einiges vom Peruaner: "Bei Chelsea hatte er vielleicht nicht so viele Möglichkeiten, das zu zeigen, aber er hat großartige Fähigkeiten und ich könnte mir denken, dass sie sich bei Bremen schon so 15 bis 20 Tore von ihm erhoffen. Ich denke, es ist enger geworden an der Bundesligaspitze und da kann Werder einen Mann mit Pizarros Qualitäten gut brauchen." Neben Pizarro rücken an der Weser Talente ins Blicklicht.

Werder Bremen muss jungen Spielern wie Sebastian Boenisch, Sebastian Prödl, Martin Harnik oder Aaron Hunt das Vertrauen schenken und darauf hoffen, dass sie es mit guten Leistungen zurückzahlen. Die "jungen Wilden" sind bereits titelhungrig: "In der neuen Saison bieten sich, wenn man den deutschen Pokal dazu nimmt, drei Titelchancen. Eine davon sollten wir schon nutzen", sagt Neuzugang Prödl. Abwehrchef Naldo sieht sogar eine Weiterentwicklung der Mannschaft: "Wir sind noch besser geworden!"

Finden die "Bayern-Jäger" schnell zu ihrer Form und bleiben vom Verletzungspech, gerade Hamburg und Bremen, verschont, können sich die Bundesliga-Fans auf ein spannendes Titelrennen freuen. Einen Durchmarsch der "Über-Bayern" wird es dann nicht geben. Ex-Bayernspieler Hasan Salihamidzic im Interview mit bundesliga.de: "Für Jürgen Klinsmann ist der Job als Bundesligatrainer Neuland. Man muss abwarten, ob und zu wie vielen Titeln es am Ende reichen wird. Es wird keine einfache Saison für den FC Bayern."

Mark Schnell