Zum verzweifeln: Bastian Schweinsteiger kann nicht fassen, dass die Dominanz auf dem Platz nicht in Tore umgemünzt wird
Zum verzweifeln: Bastian Schweinsteiger kann nicht fassen, dass die Dominanz auf dem Platz nicht in Tore umgemünzt wird

Bayern-Gala mit Schönheitsfehler

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Leverkusen - Tabellarisch war es das absolute Topspiel des 8. Spieltags, ein Duell auf Augenhöhe. Tatsächlich war es eine brutal einseitige Angelegenheit. Der FC Bayern München war seinem Gegner, dem Tabellendritten Bayer Leverkusen, in allen Belangen weit überlegen. Doch am Ende reichte es für den Rekordmeister paradoxerweise nicht zum Sieg in der BayArena. Statt eines Kantersiegs gab es nur eine .

"Das Ergebnis fühlt sich wie eine Niederlage an"

27:5-Torschüsse, 14:2-Ecken, fast 59 Prozent gewonnene Zweikämpfe, 602:107-Pässe und 70 Prozent Ballbesitz verbuchten die Bayern in Leverkusen. Zahlen, die einen Klassenunterschied verdeutlichen. In allen Statistiken lagen die Münchener vorne, nur in der letztlich alles entscheidenden nicht. Sie vergaßen bei ihrer Gala das Toreschießen und mussten sich mit einem Unentschieden begnügen.



Noch fast eine Stunde nach dem Abpfiff konnte es Thomas Müller nicht fassen. "Ich kann es immer noch nicht glauben, dass wir dieses Spiel nicht gewonnen haben", meinte der 24-Jährige, der in Leverkusen als "falsche Neun" den Vorzug vor den etatmäßigen Stürmern Mario Mandzukic oder Claudio Pizarro erhalten hatte. Er selbst vergab mehrere Riesenchancen, einmal völlig freistehend per Kopf vor dem fast leeren Tor.

"Wir haben zu viele Tormöglichkeiten ausgelassen. Die gesamte Mannschaft und auch ich", gestand der Angreifer. "So verrückt ist dann manchmal auch der Fußball. Leverkusen macht im Gegenzug aus einer Bedrängnis-Flanke ein kurioses Tor. Und wir bringen das Ei nicht über die Linie. Das Ergebnis fühlt sich wie eine Niederlage an."

Rummenigge: "Spielerisch war das Weltklasse"



Mit dieser Einschätzung stand Thomas Müller nicht alleine da. Doch Grund zum Trübsal blasen bestand auch nicht. Die Mannschaft hatte ein überragendes Spiel abgeliefert, nahtlos an die Galavorstellung des Champions-League-Triumphes bei Manchester City (3:1) angeknüpft und letztendlich auch ihr Minimalziel erreicht. Denn nach dem Stolperer von Borussia Dortmund in Mönchengladbach reichte den Stars von der Säbener Straße der Punkt in Leverkusen, um erstmals in dieser Spielzeit die Tabellenführung zu übernehmen.

Deshalb strahlte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge auch Ruhe und Gelassenheit aus. "Das Entscheidende nach meiner Erfahrung ist, dass man gut Fußball spielen muss. Das tun wir im Moment auf absolutem Topniveau. Wenn wir so weiterspielen, werden wir auch wieder mehr Glück bei der Chancenverwertung haben", glaubt Rummenigge. "Spielerisch war das Weltklasse. Ich denke, dass man die Handschrift Pep Guardiolas immer mehr erkennen kann."

Vorbei an Dortmund an die Tabellenspitze



Auch der Bayern-Trainer war mit der Leistung seiner Mannschaft sehr zufrieden, auch wenn er sich direkt nach dem Abpfiff erst einmal sammeln musste und längere Zeit auf der Bank verharrte. "Es war ein gutes Spiel, Glückwunsch an meine Spieler. Wir haben alles probiert, sehr gut gespielt, aber trotz 27 Torschüssen eben nicht gewonnen. Das ist manchmal so im Fußball. Wichtig ist aber, dass wir Tabellenführer sind", betonte der Spanier.

Sieben Spieltage lang waren die Bayern dem Spitzenreiter Borussia Dortmund hinterher gehechelt, ab sofort werden die Bayern wieder gejagt. Das Spitzentrio bleibt aber auch nach diesem Spieltag eng beieinander, der Vorsprung der Münchener auf Dortmund und Leverkusen auf den Plätzen 2 und 3 beträgt gerade einmal einen Punkt.

Doch der Triple-Sieger geht nun entspannt in die Länderspielpause, nach der dann in der Bundesliga zwei Heimspiele hintereinander gegen Mainz 05 und Hertha BSC auf dem Programm stehen. Läuft alles nach Plan, muss sich die Konkurrenz für längere Zeit auf einen Tabellenführer Bayern München einstellen. Nach den zwei "besten Spielen dieser Saison" (Arjen Robben) und "einer sehr guten Woche" (Philipp Lahm) sind das für die Konkurrenz eher schlechte Nachrichten.

Aus Leverkusen berichtet Tobias Gonscherowski