In Berlin gehen Trainer Markus Babbel und Hertha BSC im Dezember getrennte Wege
In Berlin gehen Trainer Markus Babbel und Hertha BSC im Dezember getrennte Wege

Bayern, Babbel, Barcelona

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Köln - Ein ereignisreiches Fußballjahr geht zu Ende. Die Münchener Bayern sichern sich dank eines energischen Schlussspurts doch noch die Herbstmeisterschaft vor Borussia Dortmund. Nicht ganz so harmonisch wie an der Tabellenspitze geht es in Berlin zu. Bei der Hertha muss Markus Babbel seinen Hut nehmen.

Sportlich ist beim ersten Fußballclub der Hauptstadt alles in Ordnung. Der Aufsteiger hat eine prima Hinrunde gespielt, hatte immer ein schönes Polster auf die Abstiegsränge und beim 2:1-Auswärtssieg in Dortmund ein richtiges Ausrufezeichen gesetzt. 20 Punkte stehen nach 17 Spielen auf der Habenseite, Platz 11 in der Tabelle ist nach der Rückkehr in die Bundesliga ein respektables Ergebnis.

Skibbe ersetzt Babbel zur Rückrunde

Wenn da nicht die Personalie des Trainers wäre. Markus Babbel, der die Hertha vor 18 Monaten nach dem damals völlig überraschenden Abstieg am Tiefpunkt übernommen und souverän zurück ins Oberhaus geführt hatte, ziert sich, die vom Verein angebotene Vertragsverlängerung anzunehmen. Wochenlang wird in der Hauptstadt darüber berichtet und spekuliert, bis Babbel für Klarheit sorgt und seinen Abschied zum Saisonende verkündet.

Das Verhältnis zum sportlichen Leiter Michael Preetz war in der langen Hängepartie merklich abgekühlt, am Ende verbreiten Trainer und Manager unterschiedliche Statements, ein Wort ergibt das andere. Es kommt zur Trennung. Babbels Nachfolger wird Michael Skibbe, der zuletzt in der Türkei gearbeitet und bereits die Bundesligisten Dortmund, Leverkusen und Frankfurt betreut hatte. Skibbe kündigt an, mit der Hertha mittelfristig ins obere Tabellendrittel gelangen zu wollen.

Bayer hinter den Erwartungen

Das ist allerdings noch ein sehr weiter Weg. Auf der anderen Seite trennen die Berliner von Platz 6 auch nur sechs Punkte. Auf dem Europa-League-Platz überwintert Bayer Leverkusen, was dort allerdings keine Begeisterungsstürme auslöst. Die "Werkself" hat eine für ihre Verhältnisse eher enttäuschende Vorrunde gespielt.

Rudi Völler "is not amused", stellt der Mannschaft nach der abschließenden peinlichen ein schlechtes Zeugnis aus und kündigt an, in der Winterpause "nicht alle Dinge unter den Teppich kehren zu wollen". Zu lange haben die großen Erfolge in der Champions League die dürftigen Auftritte in der Bundesliga kaschiert. Einen Grund zur Freude gibt es dennoch: Das Los beschert der Elf von Robin Dutt im Achtelfinale der Champions League ein Aufeinandertreffen mit dem FC Barcelona.

Bayern tanzt noch auf drei Hochzeiten

Auch die Bayern freuen sich über ihren Gegner. Sie treffen in der K.-o.-Runde auf den FC Basel und haben somit einen vermeintlich lösbaren Kontrahenten gezogen. Doch Vorsicht: die Mannschaft des früheren Bayern-Jugendcoaches Heiko Vogel hat in der Gruppenphase sensationell den Vorjahresfinalisten Manchester United rausgeworfen und dabei im entscheidenden Spiel daheim mit 2:1 geschlagen.

In der Bundesliga haben die Bayern alle drei Dezember-Spiele gewonnen und sich die Herbstmeisterschaft mit drei Punkten Vorsprung vor Borussia Dortmund gesichert. Der Rekordmeister ist zudem der einzige deutsche Verein, der in allen drei Wettbewerben überwintert.

Die Verfolger sind dicht dran

Den BVB sehen alle Experten als den größten Kontrahenten der Münchener im Kampf um die Meisterschaft. Erst recht, nachdem die Dortmunder wie schon im Vorjahr international nicht mehr vertreten sind. Die Borussia verliert ihr letztes Champions-League-Gruppenspiel mit 2:3 gegen Marseille und wird Letzter.

Punktgleich mit dem ungeliebten Nachbarn geht Schalke 04 über die Ziellinie. 34 Punkte sind eine hervorragende Ausbeute für die "Knappen", bei denen das Sturmduo Klaas-Jan Huntelaar und Raul für 25 Tore gut ist. Auch in der Europa League mischen die "Königsblauen" nach ihrem souveränen Gruppensieg im kommenden Jahr ebenso mit wie Hannover 96.

Die Niedersachsen schwächeln zwar als Siebter in der Bundesliga ein bisschen, überzeugen aber in Europa. Im letzten Gruppenspiel gegen Poltawa feiert der vom Burn-out-Syndrom genesene Markus Miller ein erfreuliches Comeback im Tor.

Zufriedene Gladbacher

Hochzufrieden ziehen die Verantwortlichen bei Borussia Mönchengladbach ihr Hinrundenfazit. Nach einer tollen Halbserie liegt die Borussia auf Platz 4 und steht nach einem 3:1-Sieg gegen Titelverteidiger Schalke 04 mit zwei Klassetoren von Marco Reus auch im Viertelfinale des DFB-Pokals. Viel besser geht es nicht.

Im breiten Mittelfeld der Bundesliga, das im Prinzip von Platz 8 (Stuttgart) bis zu Position 15 (Nürnberg) reicht, sind die meisten Vereine mehr oder weniger zufrieden mit ihrem Abschneiden. Der auf Platz 10 notierte 1. FC Köln wird zunehmend als "FC Podolski" wahrgenommen, spielt "Prinz Poldi" doch die beste Halbserie seiner Karriere. 14 Tore hat der Nationalspieler bereits erzielt.

Auf den letzten drei Plätzen müssen der 1. FC Kaiserslautern, der FC Augsburg und der SC Freiburg Weihnachten feiern. Aber für alle drei Vereine scheint das rettende Ufer noch in Reichweite zu sein.

Spannender Kampf in der 2. Bundesliga

In der 2. Bundesliga geht die Herbstmeisterschaft an Fortuna Düsseldorf. Die Rheinländer bleiben in der Vorrunde ungeschlagen und stellen mit ihren 41 Punkten nach 17 Spielen einen neuen Rekord auf. Doch Eintracht Frankfurt und Greuther Fürth sind der Fortuna dicht auf den Fersen. Im Rest des Feldes beginnt derweil ein munteres Stühlerücken auf den Trainerposten.

"Pele" Wollitz verlässt freiwillig Energie Cottbus, das Rudi Bommer als Nachfolger verpflichtet. Bei Hansa Rostock heuert Wolfgang Wolf für Peter Vollmann an, beim FSV Frankfurt übernimmt der kurz vorher in Ingolstadt geschasste Benno Möhlmann den Job von Hans-Jürgen Boysen. In Karlsruhe darf der neue Trainer Jörn Andersen auch nach fünf Niederlagen in den ersten fünf Spielen weitermachen.

Kiel ärgert einen Bundesligisten

Im DFB-Pokalachtelinfale sorgt der Viertligist Holstein Kiel durch seinen 2:0-Erfolg über den Bundesligisten Mainz 05 für die Sensation. Auch der SpVgg Greuther Fürth gelingt mit dem 1:0-Auswärtssieg beim 1. FC Nürnberg eine Überraschung, die Fortuna Düsseldorf gegen Borussia Dortmund nur ganz knapp im Elfmeterschießen verpasst. Weiterhin setzen sich Hoffenheim, Mönchengladbach, Stuttgart, der FC Bayern und die Hertha durch.

International begeistert wieder einmal der FC Barcelona. Nachdem die Katalanen kurz vor dem Abflug zum Weltpokal mal eben den "Clasico" bei Real Madrid mit 3:1 gewinnen, holt sich die Truppe von Pep Guardiola auch den Weltpokal durch ein 4:0 gegen den FC Santos.

Der deutschen Nationalmannschaft bleibt bei der EM im kommenden Jahr ein Aufeinandertreffen mit den spanischen Superstars vorerst erspart. Dennoch hat es die Gruppenauslosung in sich. Deutschland bekommt es in der "Hammergruppe" mit der Niederlande, Dänemark und Portugal zu tun. Gespielt wird die Vorrundengruppe B in der Ukraine. Unmittelbar vor der Aulosung überrascht DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger mit der Ankündigung im kommenden Jahr von seinem Amt zurücktreten zu wollen. Sein Nachfolger soll der Generalsekretär Wolfgang Niersbach werden.

Das Spiel des Monats:

Eigentlich wäre es das Topspiel des 15. Spieltages. Da die Bayern aber in der Woche zuvor in Mainz gepatzt haben, sind sie nur noch Dritter der Tabelle. Der zweite Hit steigt also in Mönchengladbach, wo der Zweite (Borussia) auf den Ersten (Dortmund) trifft. Den Bayern ist es wurscht, auch ihr Heimspiel gegen Werder Bremen steckt voller Brisanz.

Seit fünf Jahren haben die Münchener kein Heimspiel mehr gegen die Hanseaten gewonnen, Bayern-Trainer Jupp Heynckes in acht Duellen gegen Werder-Coach Thomas Schaaf noch nie drei Punkte bejubeln können. An diesem Tag sind Zahlen aber Schall und Rauch.

Die Bayern sind heiß auf die Wiedergutmachung für die mäßigen Leistungen der vergangenen Wochen. Besonders die Superstars Franck Ribery und Arjen Robben, die beide doppelt treffen und dabei beide auch ihrem Teamkollegen Mario Gomez einen Treffer "klauen". Ríbery bei einem Abstauber, bei dem er dem Führenden der Torschützenliste zuvorkommt. Und Robben, der höchstpersönlich unbedingt zwei Elfmeter verwandeln möchte.

Gomez ist es egal. Die Bayern gewinnen souverän mit 4:1 und übernehmen nach dem Remis in Mönchengladbach wieder die Tabellenspitze.

Tobias Gonscherowski

Das Jahr 2011 im Überblick