Bayer will wieder aufstehen

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München - So hatte sich das Bayer 04 Leverkusen nicht vorgestellt. Eigentlich wollte die "Werkself" mit einem Sieg gegen Borussia Dortmund in die Rückrunde starten und den Kampf um die Tabellenspitze ein kleines bisschen spannender gestalten.

Doch daraus wurde nichts. Nach der klaren 1:3-Abfuhr gegen den Herbstmeister wollen die Rheinländer nun erst einmal den bislang erreichten 3. Tabellenplatz sichern.

Entscheidung in sechs Minuten

"Borussia Dortmund hat 70 Minuten besser gespielt als wir und verdient gewonnen", fasste Bayer-Sportchef Rudi Völler das Geschehen kurz und treffend zusammen. Schon vor dem Seitenwechsel stellten die Borussen das bessere Team. Nach der Pause schlugen sie zu. In gerade einmal sechs Minuten hatten sie Leverkusen mit drei Toren abgeschossen, der Rest war Schaulaufen.

"Wir müssen jetzt die Plätze hinter uns im Auge behalten und unsere Position sichern", fordert Bayers defensiver Mittelfeldspieler Lars Bender. "Das ist wichtiger als nach vorne zu schauen. 13 Punkte Rückstand sind eine Riesenmarke. Darauf dürfen wir nicht schauen."

Titelrennen in weiter Ferne

Damit hat sich die "Werkself" zumindest vorerst, wenn nicht sogar bereits vollends aus dem Titelrennen verabschiedet. In der Tat 13 Punkte beträgt der Rückstand auf den enteilten Primus, der einsam an der Spitze seine Kreise zieht und sich von nichts und niemanden auf seinem Weg zur 7. Meisterschaft abzubringen scheint.

Auch nicht von Bayer Leverkusen, der Mannschaft, die noch am 1. Spieltag der Saison der jungen Borussen-Truppe beim 2:0-Auswärtssieg eine Lektion erteilt hatte. Es war das erste und wahrscheinlich einzige Mal in dieser Spielzeit, dass Bayer vor der westfälische Konkurrenz rangierte.

"Die Tabelle ist extrem", staunt Rudi Völler immer noch. "Wir sind nicht viel schlechter als im letzten Jahr zum gleichen Zeitpunkt, als wir Tabellenführer waren, und trotzdem so weit hinter der Spitze. Man muss den Hut vor Borussia Dortmund ziehen, dass sie so viele Punkte haben."

Viel Auswahl für Heynckes

Bayer Leverkusen war chancenlos im einseitigen Gipfeltreffen. Dabei bot Trainer Jupp Heynckes eine Topelf auf und leistete sich sogar den Luxus, gestandene Nationalspieler wie Michael Ballack, Arturo Vidal, Eren Derdiyok, Sami Hyypiä oder Tranquillo Barnetta zunächst auf der Bank zu belassen.

Mit zwei Stürmern wollte Heynckes die Borussia unter Druck setzen. Doch nichts wollte klappen. Entsprechend groß war die Enttäuschung. "Ich bin ziemlich sauer", sagte Bayer-Stürmer Stefan Kießling, von dem noch die meiste Torgefahr ausging.

Die Top-Drei sind das Ziel

So sieht alles danach aus, dass Bayer Leverkusen bei der Vergabe der Meisterschale wieder nur zuschauen darf. Dramatisch ist das nicht, aber 13 Punkte Rückstand nach gerade einmal 18 Spieltagen sind schon eine Menge Holz.

"Wir werden wieder aufstehen", ist sich Rudi Völler dennoch sicher. "Die Niederlage tut im ersten Moment weh. Aber wir haben die Qualität und die Möglichkeiten, mit diesem Kader unter die ersten Drei zu kommen. Das ist mein Anspruch und davon rücke ich auch nicht ab. Wir werden nächste Woche in Gladbach anders auftreten."

Noch Rechnungen mit Gladbach offen

Mönchengladbach? Da war doch etwas. Genau. In der Hinrunde folgte dem Bayer-Triumph von Dortmund das Desaster vom Derby. Mit 3:6 ging Bayer unter. Und auch ein paar Wochen später gingen die "Werkskicker" im Borussia-Park nach dem Pokal-Aus im Elfmeterschießen als Verlierer vom Platz. Diesmal wollen es die Leverkusener erheblich besser machen.

Denn während der Kampf um die Meisterschaft auf absehbare Zeit eine einseitige Angelegenheit wird, dürfte es um die Plätze 2 bis 5 ein munteres Hauen und Stechen geben. Mainz und Leverkusen wollen ihre Plätze verteidigen, Hannover und vor allem die Bayern angreifen. Wobei Hannover 96 bereits in zwei Wochen in der BayArena vorstellig wird. Für Spannung ist also gesorgt. Und das ist gut so.

Aus Leverkusen berichtet Tobias Gonscherowski