Stefan Kießling erzielt gegen Hamburg seine Saisontore Nummer elf und zwölf, spuckt aber keine großen Töne
Stefan Kießling erzielt gegen Hamburg seine Saisontore Nummer elf und zwölf, spuckt aber keine großen Töne

Bayer will bloß nicht abheben

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Leverkusen - Top-Torjäger der Bundesliga mit zwölf Treffern, bester Torschütze des Jahres mit 25 Toren. Es sind beeindruckende Werte, die Stefan Kießling derzeit abliefert. Nach dem , bei dem ihm zwei Tore und eine Vorlage gelangen, blieb der Mann des Tages wie immer bescheiden. Die Lobeshymnen übernahmen andere für ihn.

"Enorm wichtig, auch wenn er keine Tore macht"

"Von meinen Toren, einer eventuellen Torjägerkanone und von Platz 2 im Moment kann ich mir nichts kaufen, wenn wir am Saisonende Siebter sind", sagte Kießling nach dem krönenden Abschluss der Hinrunde gewohnt unaufgeregt. Dabei hat der 28-Jährige maßgeblichen Anteil am aktuellen Höhenflug seiner Mannschaft.



Kießling schnürte gegen den HSV nicht nur seinen zweiten Doppelpack der Saison, er erzielte zudem bereits zum siebten Mal in dieser Saison den 1:0 Führungstreffer seines Teams - Bestwert in der Liga (). Trainer Sascha Lewandowski sieht in ihm indes viel mehr, als den reinen Vollstrecker. "Stefan hat für uns eine enorme Wichtigkeit, auch wenn er keine Tore macht, weil er sehr kopfball- und zweikampfstark ist und Bälle für uns sichert. Wenn man dann noch seine Tor- oder Scorerquote sieht, ist es umso erfreulicher."

Für viele ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Kießling wieder in den Kreis der Nationalmannschaft aufrückt. "Wenn nächste Woche Länderspiel wäre, dann wäre er bestimmt dabei", sagte Lars Bender scherzhaft gegenüber bundesliga.de. So muss er sich wohl oder übel bis zum nächsten Jahr gedulden und weiter durch Tore auf sich aufmerksam machen.

Auch HSV-Keeper Rene Adler hofft auf ein Wiedersehen mit seinem Kumpel beim DFB-Team. "Ich hoffe, dass ich dabei bin und dass auch der 'Kies' dabei ist. Mehr kann er nicht machen, als Woche für Woche die Dinger reinzuhauen und auf sich aufmerksam zu machen", sagte der ehemalige Bayer-Torwart an seiner alten Wirkungsstätte.

Ballack lobt - Schürrle herausragend



Beeindruckt von der starken Leistung Kießlings und der gesamten Leverkusener Mannschaft (Kader) zeigte sich ein weiterer alter Bekannter in der Mixed Zone der BayArena. "Bayer spielt sehr überzeugend und steht zurecht auf Platz 2", sagte Michael Ballack, der nach der vergangenen Saison seine Karriere bei Leverkusen beendet hatte. "Sie spielen mit viel Selbstbewusstsein und die Schlüsselspieler sind gut in Form."

Schlüsselspieler wie zum Beispiel Andre Schürrle, der neben Kießling aus einer starken Mannschaft herausragte. Der 22-Jährige zeigte sich erneut extrem laufstark und spielfreudig und erzielte mit dem 2:0 nebenbei das 1900. Leverkusener Bundesliga-Tor. Mit konstant guten Leistungen zahlt "Schü" nun das Vertrauen zurück, das das Trainergespann Lewandowski/Hyypiä in ihn gesetzt hatte, obwohl es zu Saisonbeginn nicht besonders gut für ihn lief. Nach mageren vier Punkten aus den ersten vier Spielen, durchwachsenen Leistungen mit einem verschossenen Elfmeter gegen Gladbach und insgesamt vielen leichtfertig vergeben Chancen hat er sich eindrucksvoll zurückgekämpft (4 Tore, 5 Assists) und bildet nun mit Kießling eines der stärksten Offensiv-Duos der Liga.

Kein Bayern-Jäger und eine trügerische Tabelle



Leverkusen, das als einziges Team in der Hinrunde zuhause ungeschlagen blieb (Ergebnisse der "Werkself"), überwintert nun als Zweiter - neun Punkte hinter den Bayern. Diese spielen laut Lars Bender derzeit "in ihrer eigenen Liga". "Die Bayern sind einfach zu gut dieses Jahr. Das muss man akzeptieren", sagte Andre Schürrle: "Aber wir wollen den 2. Platz am liebsten nicht mehr abgeben." Als Bayern-Jäger sehen sie sich also nicht, vielmehr gehe es darum, Platz 2 zu sichern und sich oben festzubeißen. Niemand glaubt so richtig daran, noch ins Titelrennen eingreifen zu können.

Auch Michael Ballack findet, dass "der Abstand der Bayern viel zu komfortabel ist". Bayern sei viel zu gut, um sich noch in Bedrängnis bringen zu lassen.

Also gilt es, den Blick eher auf die Verfolger zu richten, denn Trainer Lewandowski weiß: "Das Tabellenbild ist trügerisch, die Punkteabstände sind gering und man kann schnell wieder abstürzen. Wir sind also gut beraten, realistisch zu bleiben und dürfen nicht selbstzufrieden werden. Wenn wir weiter so gut arbeiten, dann ist eine richtig gute Platzierung drin." Heißt wohl: Wenn es am Saisonende nach Platz 5 im Vorjahr mal wieder zu "Vizekusen" reicht, sind bei Bayer alle zufrieden.

Aus Leverkusen berichtet Markus Hoffmann