Der 1979 gegründete Bayer 04-Fanclub "Jägereck" ist bei jedem Auswärtsspiel der Werkself auch international dabei
Der 1979 gegründete Bayer 04-Fanclub "Jägereck" ist bei jedem Auswärtsspiel der Werkself auch international dabei

Bayer-Reisen statt Eigentumswohnung

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Köln - "Ich habe in über 30 Jahren Auswärtsfahrten mit Bayer ja schon einiges erlebt, aber das war wirklich eine Frechheit! In der Bundesliga würde es sowas nicht geben." Udo Ruckert, Präsident des Leverkusener Fanclubs "Jägereck", machte seinem Unmut auf der jüngsten Fan-Reise mit seinem Lieblingsclub lautstark Luft.

Es war nicht unbedingt das verlorene Spiel seiner "Werkself" in der Europa League bei Villareal, das Bayers Fan-Veteranen so auf die Palme gebracht hatte.

"Fanclub Jägereck" im April 1979 gegründet

Es war die Unterbringung der Gäste-Anhänger im Stadion "El Madrigal", in dem der Ausdruck "Spiel auf ein Tor" eine völlig neue Bedeutung bekommen hatte: Von den meisten Plätzen war nur das gegenüberliegende Tor zu beobachten, weil das Tor direkt vor der Tribüne durch dicke Metallstreben und das Stadiondach (!) verdeckt wurde.

Ein klarer Minuspunkt für Villareal, den der 65-jährige Ruckert mit seiner langen Erfahrung als weitgereister Bayer 04-Fan verteilen musste. Im April 1979 hatte sich der "Fanclub Jägereck" um Gründer Udo Ruckert aus einer Thekenmannschaft gebildet, bei der auch der damalige Bayer-Profi Harry Gniech sowie Dirk Dreher, Bruder von Ex-Profitorwart Bernd, mitwirkten. Es war damals der zweite Leverkusener Fanclub überhaupt und mit etwa 60 Gründungsmitgliedern direkt ein ziemlich großer.

"Jägereck" auswärts immer dabei

Heute zählt das "Jägereck" 50 Mitglieder und ist bei jeder Auswärtsfahrt vertreten. Ruckert, der erste und einzige Präsident der Klubgeschichte, ist mit Bayer 04 kreuz und quer durch Europa gereist. Ob Mailand oder Madrid, Hauptsache Leverkusen. Nur in Trondheim war er in dieser Saison aus beruflichen Gründen nicht dabei. "Die zurückgelegten Kilometer kann ich gar nicht nachhalten, aber für das investierte Geld hätte ich mir sicher auch eine schöne Eigentumswohnung zulegen können." Bereut hat er seine Fahrten nie.

Ruckerts Augen leuchten, wenn er von seiner schönsten internationalen Auswärtstour erzählt: 1:0 hatte seine Werkself 1988 beim FC Barcelona gewonnen und sich dadurch für das Halbfinale des UEFA-Cups qualifiziert. Tita schoss das Leverkusener Tor und Bernd Schuster verschoss einen Elfmeter für Barcelona. Nicht so gerne denkt er an das Finale der Champions League 2002, als Leverkusen trotz einer Klasseleistung Real Madrid in Glasgow mit 1:2 unterlag.

"Wir sind noch nie abgestiegen"

Da war es damals wieder, dieses "Vizekusen". Auch in dieser Saison "droht" wieder der zweite Platz. Ruckert stört das nicht. Der Fanclub-Präsident, der sich in seiner Freizeit mit Laufen fit hält, ist fest davon überzeugt, dass er noch eine Leverkusener Meisterschaft feiern wird, vielleicht sogar schon in dieser Saison: "Bis auf das Spiel in München haben wir eigentlich nur noch vermeintlich leichtere Aufgaben vor der Brust. Vielleicht wird Dortmund ja noch nervös."

Ansonsten hat er aber auch kein Problem damit, wenn wieder von "Vizekusen" die Rede ist: "Ich sag dann immer, dass wir noch nie abgestiegen sind. Das nimmt den meisten etwas den Wind aus den Segeln." Ruckert hat gelernt zu warten. Wenn es in diesem Jahr nicht klappt, dann eben im nächsten.