Schnell die Freude über den Sieg gegen San Sebastian raus lassen und dann wieder volle Konzentration auf die nächste Aufgabe namens FC Bayern München
Schnell die Freude über den Sieg gegen San Sebastian raus lassen und dann wieder volle Konzentration auf die nächste Aufgabe namens FC Bayern München

Bayer: Raus aus dem Windschatten?

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Leverkusen - Sie würden in Leverkusen gerne mehr wahrgenommen werden. Bayer Leverkusen hat den besten Start seiner Bundesliga-Geschichte hingelegt, sie haben im Pokal zwei Runden gewonnen und nun auch in der Königsklasse beim 2:1-Heimsieg gegen San Sebastian den ersten Dreier gelandet. Macht unterm Strich neun Siege in elf Pflichtspielen in dieser Saison. Und auch, wenn nun das Topspiel gegen die Bayern folgt: Registriert wird diese Erfolgsgeschichte bundesweit aber nach Leverkusener Einschätzung nur am Rande.

Top-Team mit "Tarnkappe"

"Für andere Vereine wäre ein Dasein im Windschatten manchmal angenehmer", glaubt Bayers defensiver Mittelfeldspieler Stefan Reinartz. "Ich denke da an den Hamburger SV, der manchmal ganz froh wäre, wenn er nicht 15 Tageszeitungen hätte. Oder die Schalker. Bei uns wird sehr gute Arbeit geleistet. Uns würde ein Schuss Energie gut tun, sei es über die Medien oder die Fans. Dafür haben wir nun am Samstag genau das richtige Spiel. Es liegt in unserer Hand."



In der Tat könnte Bayer 04 am Samstag schlagartig aus dem Windschatten von Borussia Dortmund und Bayern München ausbrechen und die bundesweiten Schlagzeilen bestimmen. Dafür benötigt die Werkself lediglich die Kleinigkeit eines Heimsieges gegen Triple-Gewinner Bayern München. In dem Fall würde Leverkusen am Rekordmeister vorbeiziehen. Und die Chancen stehen statistisch betrachtet gar nicht einmal so schlecht. Zwei der letzten drei Begegnungen mit den Bayern gingen an Leverkusen ().

Die Rheinländer sind überhaupt der letzte Bundesligist, der die Münchner in einem Punktspiel schlagen konnte. Fast genau ein Jahr ist das jetzt her, dass Leverkusen in München mit 2:1 siegte (Video). Seitdem haben die Bayern 32 Mal in Folge gepunktet, sogar 27 dieser 32 Partien gewonnen.

Bayern? "Wir brauchen uns nicht zu verstecken"



Doch auch die Elf von Sami Hyypiä hat in den letzten Wochen starke Resultate abgeliefert. "Ich weiß nicht, ob die Bayern besser geworden sind oder nicht. Ich weiß aber, dass wir in den letzten Bundesliga-Spielen bessere Leistungen gebracht haben als im letzten Jahr. Daran müssen wir anknüpfen", meint Reinartz selbstbewusst.

Auch seine Teamkollegen wagen sich vorsichtig aus der Deckung. "Man sollte vor Bayern Respekt haben, aber keine Angst. Wir brauchen uns auch nicht zu verstecken und müssen uns auch nicht kleiner machen, als wir sind. Wir haben auch eine sehr gute Saison gespielt", findet der gegen San Sebastian wieder einmal überragende Bayer-Keeper Bernd Leno, der den Münchnern dennoch die Favoritenrolle zuschiebt. "Wir sind mit den Bayern nicht auf Augenhöhe. Bayern ist Bayern und hat alle Titel geholt. Bayern spielt in einer anderen Liga und ist auch am Wochenende klarer Favorit."

Kießling gegen Neuer treffsicher



Trotzdem rechnen sich die Werkskicker berechtigte Chancen aus. "Ich glaube nicht, dass die Bayern unschlagbar sind. Man muss versuchen, dagegen zu halten. Wir müssen viel selbstbewusster sein. Das können wir uns eigentlich auch erlauben, weil wir in dieser Saison gute Spiele abgeliefert haben und erfolgreich waren. So müssen wir in das Spiel gehen", sagt Stefan Kießling.

Auf den Torjäger wird es im Topspiel ankommen. Er trifft übrigens gegen Bayern-Keeper Manuel Neuer nicht gerade selten. Schon fünfmal und damit häufiger als jeder andere überwand Kießling in seiner Karriere den Nationaltorhüter, so auch bei den letzten beiden Erfolgen der Werkself im Jahr 2012 (Duelle des Spieltags).

Können die Leverkusen eine Topleistung abrufen, können sie auch gegen Bayern bestehen und vielleicht sogar gewinnen. Die Schlagzeilen wären ihnen dann sicher. Allerdings würde eine Münchner Pleite in der BayArena ebenfalls für mächtig Wirbel sorgen und einen etwaigen Bayer-Triumph wiederum in den Schatten stellen. So ganz abzulegen wird die Tarnkappe also selbst bei einem Coup gegen Bayern nicht sein.

Aus Leverkusen berichtet Tobias Gonscherowski