Freuen oder ärgern? Stefan Kießling und Bayer Leverkusen reisten mit einem Punkt aus Hannover ab
Freuen oder ärgern? Stefan Kießling und Bayer Leverkusen reisten mit einem Punkt aus Hannover ab

Bayer hin- und hergerissen

xwhatsappmailcopy-link

Hannover - "Ich bin nicht zufrieden, aber froh." Die Einschätzung von Stefan Kießling zeigt die Zerissenheit aller Leverkusener über die Bewertung der Nullnummer bei Hannover 96.

"Wir haben einen Big Point verschenkt. Wir wollten hier gewinnen, um den Abstand zu vergrößern", erklärte Bernd Leno, der ebenfalls nicht zufrieden war.

Was der Keeper meinte, zeigt ein Blick auf die Tabelle: Mit einem Sieg beim Verfolger hätten die Rheinländer mit Werder Bremen auf Platz 5 gleichgezogen, und die sechs Europapokal-Starter für die kommende Saison hätten wohl schon nach 16 Spieltagen festgestanden, da dem VfB Stuttgart mit 22 Punkten auf Rang 7 bereits sieben Zähler auf die Bremer fehlen.

Ziel: die Champions League

Vor einem Jahr lag die "Werkself" nach 16 Spieltagen mit 32 Punkten auf Rang 2 der Tabelle und verteidigte den Champions-League-Platz bis zum Saisonende.

"Da wollen wir wieder hin", gibt Kießling das Ziel vor. Und nach Startschwierigkeiten unter Robin Dutt kommen die Leverkusener langsam ins Rollen. Die K.o.-Runde der Champions League wurde vorzeitig erreicht, in der Bundesliga liegt die letzte Niederlage sieben Spiele zurück.

"23 Spiele in den Knochen - das merkt man schon"

"Eine gute Serie", meint Kießling. Aber "wenn man oben dran bleiben will, muss man hier auch mal mehr als einen Punkt mitnehmen." Das sei kräftemäßig aber nicht drin gewesen. Außerdem sei "Hannover zuhause eine Macht. Die haben Bayern und Dortmund geschlagen, gegen Schalke unentschieden gespielt".

"Wir haben 23 Spiele in den Knochen. Das merkt man schon", begründete der Angreifer gegenüber bundesliga.de, warum die Gäste den Druck der ersten Halbzeit nicht über 90 Minuten aufrecht erhalten konnten.

Sieg gegen Nürnberg Pflicht

"Jetzt müssen wir das letzte Heimspiel unbedingt gewinnen", fordert der 27-Jährige noch einmal volle Konzentration auf das letzte Spiel vor der Winterpause gegen den 1. FC Nürnberg.

Und die Vorbereitung auf die Rückrunde solle man dann nutzen, um das "System Dutt" zu verinnerlichen, was durch die Mehrfachbelastung während der laufenden Saison kaum möglich gewesen sei. "Es ist schwer, im Training etwas Neues einzuüben. Das Training dient doch mehr der Regeneration", beschreibt Andre Schürrle die Situation. "Es sind einfach zu viele Spiele."

So sehnt man bei Bayer die Winterpause herbei. "Die Weihnachtsferien werden den Spielern gut tun", sagt Sportdirektor Rudi Völler.

Leno vermisst letzten Willen

Neben der Belastung hat Leno eine weiterte Schwäche seines Teams ausgemacht. "Wir setzen zu sehr auf unsere spielerische und individuelle Stärke", vermisst der 19-Jährige den "letzten Willen. Wir müssen auch mal über den Kampf kommen, wenn's nicht anders geht."

Ob die Leverkusener den Kampf annehmen können, müssen sie am kommenden Wochenende beweisen. Dann kommt mit dem "Club" eine Mannschaft in die BayArena, die ums Überleben in der Bundesliga kämpft. "Es ist wichtig, dass wir das Spiel gewinnen", weiß Schürrle. Dann wäre auch Kießling zufrieden - und nicht nur froh.

Aus Hannover berichtet Jürgen Blöhs