Aktuell steht Christian Gross bei den Young Boys Bern in der Verantwortung
Aktuell steht Christian Gross bei den Young Boys Bern in der Verantwortung

"Basel wird nicht vor Ehrfurcht erstarren"

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München - Zehn Jahre lang war Christian Gross das Gesicht des FC Basel. Der Schweizer führte den Club als Trainer zwischen 1999 und 2009 zu insgesamt vier nationalen Meisterschaften und zwei Mal in die Champions League. Nach einem Intermezzo beim VfB Stuttgart kehrte der neunmalige Trainer des Jahres in der Schweiz wieder in seine Heimat zurück. Seit Sommer 2011 leitet er die sportlichen Geschicke bei den Young Boys Bern und holte zuletzt in der Liga immerhin ein Unentschieden gegen Basel.

Bei bundesliga.de spricht Gross über das brisante Rückspiel im Achtelfinale der Champions League zwischen dem FC Bayern München und dem FC Basel (Di., ab 20:30 Uhr im Live-Ticker).

Den deutschen Rekordmeister sieht er, der klar seinem Ex-Club die Daumen drückt, nicht erst seit der in der Favoritenrolle. Aber das Team von Jupp Heynckes dürfe den Gegner auf keinen Fall unterschätzen, um den 0:1-Rückstand aufzuholen.

bundesliga.de: Herr Gross, glauben Sie an das Fußball-Wunder für den FC Basel?

Christian Gross: Ich bin natürlich parteiisch und drücke dem FC Basel die Daumen. Der Einzug in das Viertelfinale der Champions League würde dem gesamten Schweizer Fußball einen unheimlichen Schub geben.

bundesliga.de: Wird der FC Basel versuchen, dass 1:0 aus dem Hinspiel mit Mann und Maus zu verteidigen?

Gross: Der FC Basel hat eine sehr spielstarke, offensiv ausgerichtete Mannschaft. Sie wird auch auswärts versuchen, ein Tor zu erzielen. Dass sie dazu in der Lage ist, hat sie eindrucksvoll bei Manchester United bewiesen.

bundesliga.de: Der Druck könnte vor der gewaltigen Kulisse in der Allianz Arena aber vielleicht zu groß sein.

Gross: Nein, das glaube ich nicht. Spieler wie Alex Frei, Marco Streller, Benjamin Huggel oder Philipp Degen verfügen über Bundesliga-Erfahrung und werden sicherlich nicht vor den gut 70.000 Fans im Stadion in Ehrfurcht erstarren. Die Mannschaft wird sich davon nicht beeinflussen lassen.

bundesliga.de: Ist der FC Bayern im Rückspiel der Favorit? Vor allem nach dem 7:1 am Wochenende gegen Hoffenheim?

Gross: Ja, das war der FC Bayern auch schon vor dem Hinspiel. Die Münchner haben eine enorme Qualität im Kader. Aber ein 0:1 aufzuholen, ist nicht einfach. Bayern darf nicht den Fehler machen, Basel zu unterschätzen.

bundesliga.de: Haben sie die Schweizer im Hinspiel unterschätzt?

Gross: Das haben sie nicht. Das Spiel sah ja auch lange Zeit nach einem 0:0 aus. Aber mir hat bei den Bayern ein bisschen die Kreativität gefehlt. Um Basel zu schlagen, muss Bayern mehr tun.

bundesliga.de: Woran liegt das?

Gross: Wenn spielerisch nicht viel zusammenläuft, dann sind die Bayern von der individuellen Klasse eines Arjen Robben oder eines Franck Ribery abhängig, die mal die Seite wechseln und sich zeigen. Aber die beiden hatten in Basel auch keinen guten Tag.

bundesliga.de: Könnte die Rückkehr von Bastian Schweinsteiger der entscheidende Faktor für die Bayern werden?

Gross: Natürlich. Er ist eine Persönlichkeit und Leistungsträger. Schweinsteiger wird das Spiel der Bayern mit seiner Erfahrung und Klasse antreiben. Davon werden alle Spieler profitieren.

bundesliga.de: Wie würden Sie die Bayern taktisch aufstellen?

Gross: Ich schätze meinen Kollegen Jupp Heynckes sehr. Von daher wäre es vermessen, wenn ich mir Tipps erlauben würde. Die Spieler wissen doch, worum es geht. Sie werden alles daran setzen, ein schnelles Tor zu erzielen. Aber wie schon gesagt: Unterschätzen dürfen sie Basel nicht.

bundesliga.de: Und wie geht das Spiel aus? Sie setzen sicherlich auf Basel, oder?

Gross: Da möchte ich mich nicht festlegen. Ich erwarte ein hochklassiges Spiel. Und wenn Basel die Sensation perfekt macht, dann freue ich mich für die Spieler und den Club.

Das Gespräch führte Michael Reis