Cristiano Ronaldo (r.) spielt seit 2009 bei Real Madrid
Cristiano Ronaldo (r.) spielt seit 2009 bei Real Madrid

Barca gegen Real: Die vierte Runde

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Barcelona - Sticheleien, Rassismusvorwürfe, offene Provokationen: Der Wahnsinn geht vor dem vierten Clasico dieser Saison zwischen den spanischen Erzrivalen FC Barcelona und Real Madrid weiter.

Vor dem Halbfinal-Rückspiel in der Champions League am Dienstag streiten beide Parteien wieder über Schiedsrichter, angebliche oder tatsächliche Theatralik und die Clubkultur des jeweils anderen. Der Sport gerät, wie beim 2:0 für Barca im skandalösen Hinspiel am vergangenen Mittwoch, völlig zur Nebensache.

Mourinho ist gesperrt

Chef-Provokateur Jose Mourinho hielt sich zwar bedeckt - der Real-Trainer ist für das Spiel im Camp Nou gesperrt und erschien daher auch nicht auf der Pressekonferenz am Montag. Die Abteilung Attacke im Club des verletzten Sami Khedira und von Mesut Özil übernahmen derweil andere. Auf der Internetseite der "Königlichen" wurden in einem Video Fehler des belgischen Schiedsrichters Frank De Bleeckere gezeigt, der die Begegnung leiten soll.

Außerdem schmähte Real Barcas Sergio Busquets als Rassisten und forderte gegen sechs Spieler von Barcelona und Trainer Josep Guardiola Sperren von der Europäischen Fußball-Union (UEFA). Die Katalanen hielten mit Sticheleien ihres Präsidenten Sergio Rosell sowie Attacken der Clublegende Johan Cruyff dagegen.

"Ich würde gerne mehr über Fußball reden"

Barcelonas Mittelfeldmotor Xavi machte derweil keinen Hehl daraus, dass ihm die Störfeuer aus der Hauptstadt auf die Nerven gehen: "Wir kümmern uns um Nebensächlichkeiten, um Dinge abseits des Sports, das macht mich traurig", sagte Xavi auf der Pressekonferenz am Montagnachmittag: "Mourinho ist ein streitbarer Coach, er ist es immer gewesen und hat das als Waffe benutzt. Aber ich würde gerne mehr über Fußball reden."

Mourinho dürfte indes die Nominierung De Bleeckeres als Affront der UEFA werten. "Warum Övrebö? Warum Busacca? Warum De Bleeckere? ", hatte er nach dem Hinspiel gefragt. All diese Referees sollen Barca bevorteilt haben. De Bleeckere habe letztes Jahr im Halbfinal-Rückspiel zwischen Barca und Inter Mailand, das damals von Mourinho trainiert wurde, Inters Thiago Motta für eine Lappalie Rot gezeigt.

Viel Aufregung

Die königlichen Verschwörungstheoretiker führten außerdem den Beweis, dass Busquets Madrids Brasilianer Marcelo im Hinspiel als "Mono" (Affe) beschimpft hat. Wer Busquets' Lippen im entsprechenden Video liest, könnte tatsächlich zu dieser Erkenntnis kommen. Daher, so die Forderung, hätte Busquets für zwei Spiele gesperrt werden müssen - wie auch die "Provokateure" Dani Alves und Pedro. Die UEFA wies die Forderung am Montag jedoch ebenso zurück wie die Beschwerde von Barca. Der Club hatte eine Bestrafung Mourinhos wegen dessen Kommentaren nach dem Hinspiel gefordert.

Noch nicht behandelt hat der Verband die Einlassung Reals, Seydou Keita, Victor Valdes und Javier Mascherano für je ein Spiel zu sperren und Guardiola, dessen "perfiden Plan" die Spieler ja nur befolgt hätten, zu bestrafen.

Gegenseitige Schuldzuweisungen

"Ich appelliere an Höflichkeit", sagte Barca-Präsident Rosell angesichts der neuerlichen Angriffe. Die Zuschauer sollten "an unser Team denken, nicht an die Provokationen, die uns angetan wurden. Ich mag die Atmosphäre nicht, die die andere Seite da kreiert hat". Cruyff schob in seiner Kolumne in "El Periodico" die Schuld für all die skandalösen Szenen Reals-Boss Florentino Perez zu. Mit der Verpflichtung von Mourinho habe Perez "Werte und Geschichte des Clubs vergessen". Und was Mourinho angeht, so habe er "gehört, dass der verrückt ist. Er hat seine Glaubwürdigkeit vollständig verloren".

Die Madrider Mannschaft redete sich indes selbst stark. "Man weiß nie, was passieren kann", sagte Kapitän Iker Casillas. Verteidiger Sergio Ramos, der wie Pepe gesperrt fehlt, meinte: "Wir haben Hoffnung." Und Stürmer Gonzalo Higuain kündigte an, "dass wir unser Leben geben werden, um dort zu gewinnen." Schließlich, ergänzte Sportdirektor Jorge Valdano: "Wenn eine Mannschaft auf der Welt den Habitus des Heldentums pflegt, dann Real Madrid."

Wie 2002

Real wisse, wie man in der "Königsklasse" 2:0 in Barcelona gewinnt, hieß es auf der Homepage aufmunternd. 2002 gewannen die "Galaktischen" um Zinedine Zidane mit diesem Ergebnis im Camp Nou und zogen nach einem 1:1 im Rückspiel ins Endspiel ein. Dort wurde dann Bayer Leverkusen 2:1 in Glasgow niedergerungen.

Barca macht derweil Mut, dass Andres Iniesta nach einer Verletzung wieder zur Verfügung steht. Auf die Frage, wer der bessere Mittelfeldspieler sei - Iniesta oder Özil - stimmten in einer Internetumfrage des Hausblatts "El Mundo Deportivo" 90 Prozent für den Spanier.

Und Regisseur Xavi ist sich sicher, wem die Gunst des Publikums gehört: "Madrids Spiel ist ein anderer Fußball. Fußball wie er uns allen gefällt, ist attraktiv und offensiv. Das ist, was die Leute sehen wollen, nicht ein Team, das sich hinten einschließt."

Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:

Barcelona: Victor Valdes - Dani Alves, Mascherano, Pique, Puyol - Xavi, Busquets, Iniesta - Villa, Messi, Pedro. Trainer: Guardiola

Madrid: Casillas - Arbeloa, Ricardo Carvalho, Raul Albiol, Marcelo - Xabi Alonso, Diarra - Di Maria, Özil, Ronaldo - Adebayor (Benzema). Trainer: Mourinho

Schiedsrichter: Frank De Bleeckere (Belgien)