Eine seiner großen Stärken: Luca Caldirola (r.) beim Kopfball. Der italienische U21-Kapitän ist in der neuen Saison einer von fünf Italienern in der Liga
Eine seiner großen Stärken: Luca Caldirola (r.) beim Kopfball. Der italienische U21-Kapitän ist in der neuen Saison einer von fünf Italienern in der Liga

"Azzurrini"-Kapitän Caldirola: Neuzugang für die "Bundesliga italiana"

xwhatsappmailcopy-link

München - Caldirola und Donati, dazu noch Molinaro, Grifo und Sala: Noch nie spielten so viele Italiener in der Bundesliga wie in der kommenden Saison. Nach Leverkusens Neuzugang Giulio Donati schnappte sich nun auch Werder Bremen einen Stammspieler des U21-Teams, das bei der Europameisterschaft in Israel das Finale erreichte. Luca Caldirola war Kapitän der "Azzurrini", die Spanien zwar 2:4 unterlagen, aber europaweit Begehrlichkeiten weckten. Caldirola wurde sogar ins All-Star-Team der EM gewählt.

"Bin im Prinzip schon ein alter Hase"

"Dieses Turnier ist das größte, was es im Juniorenbereich gibt", berichtet der Innenverteidiger stolz. Sein großes Vorbild stand 1996 im Finale, triumphierte allerdings: Alessandro Nesta, 2006 Weltmeister mit Italien in Deutschland. "Es ist mein Traum, irgendwann einmal so zu werden wie er", schwärmt Caldirola.



Zunächst gilt es für den kopfballstarken 1,89-Meter-Mann allerdings, Werders bisherigen Abwehrchef Sokratis zu ersetzen, den es nach Dortmund gezogen hat. Kommandos zu geben, ist Caldirola jedenfalls gewohnt. "Luca hat mit seinen 22 Jahren schon einige Spiele auf dem Buckel. Er hat eine gewisse Cleverness und ist in der Lage, eine Abwehrreihe zu führen", sagt Bremens Geschäftsführer Thomas Eichin, der den Youngster mit einem Vierjahresvertrag ausstattete.

Schon Caldirolas Vorgänger Sokratis kam aus Italien - und entwickelte sich in Bremen so prächtig, dass er Champions-League-Finalist Dortmund auf den Plan rief. Der Grieche hatte zuvor beim FC Genua gespielt, der in Desio in Mailands Vorstadt Monza geborene Caldirola bei Inter. Zu den Nerazzurri kam er schon im zarten Alter von acht Jahren. Als Inter-Profi schaffte das Talent aber nie den Durchbruch. Caldirola durchlief alle Jugendteams, durfte aber nie in der Serie A ran. Immerhin lief er 2011 ein einziges Mal in der Champions League auf. "Ich bin im Prinzip schon ein alter Hase, denn ich spiele schon seit so vielen Jahren hier", merkte der damals 20-Jährige danach an. Zuletzt wurde Caldirola vier Mal verliehen, sammelte 55 Serie-B-Einsätze in Brescia und in Cesena. Auslandserfahrung holte er sich ein Jahr lang bei Vitesse Arnheim.

18 Bundesliga-Italiener: Viele Flops, drei Meister



Caldirola und Donati, dazu Cristian Molinaro vom VfB, Hoffenheims Vincenzo Grifo und Jacopo Sala aus Hamburg: In der neuen Spielzeit kicken insgesamt fünf Italiener in der Bundesliga. In bisher 50 Jahren Liga-Geschichte kamen insgesamt nur 18 nach Deutschland, darunter große Namen wie Massimo Oddo oder Mauro Camoranesi, die die Erwartungen aber nicht erfüllten. Immerhin sind vier Deutsche Meister dabei: Der erste - und der erste Italiener, der überhaupt aus der Serie A in die Bundesliga wechselte - war Bayerns Ruggiero Rizzitelli 1997. Luca Toni räumte 2008 mit dem FCB auch die Torjägerkanone ab, Wolfsburgs Abwehrchef Andrea Barzagli war 2009 der bisher letzte italienische Titelträger.

Barzagli abzulösen, wird für Caldirola mit Werders neu formiertem Team um Trainer Robin Dutt schwierig. Caldirola selbst sagt zwar, dass der SVW einer der "Topclubs der Liga" sei. Und dass der neue Werder-Profi ein Fighter ist, der alles für den Erfolg gibt, lässt nicht zuletzt eines seiner fünf Tattoos erahnen: "Ich werde mit meiner ganzen Kraft kämpfen, um meine Ziele zu erreichen. Ich werde das für all die Leute tun, die immer an mich geglaubt haben", steht in großen Lettern auf der linken Wade. Allerdings nicht auf italienisch, sondern auf englisch. Der Abwehrmann ist bekennender Fan der Tottenham Hotspurs.

1000 Kilometer von Mailand nach Bremen: Für Papa ein Klacks



Dass es aber nicht nach England geht, freut auch seinen Vater, der wegen seiner Flugangst ohnehin schon die über 1000 Kilometer bis nach Bremen auf dem Landweg zurücklegen muss, um seinen Sohn anzufeuern. Der enge Familienkreis um Bruder Marco ("Wir können über alles reden") und Freundin Marija, die bald nachkommen soll, ist der große Rückhalt Caldirolas.

Caldirola, il numero venti. Der zwanzigste "echte" Italiener in der Bundesliga. In den Neunzigern hatte es wegen des Ausländer-Kontinents ja gute Tradition, Südamerikaner mit italienischen Vorfahren "einzubürgern". Prominentestes Beispiel dafür war der Ex-Dortmunder Marcio Amoroso aus Brasilien. Und zählt man wirklich "alle" Italiener, also auch jene mit doppelter Staatsbürgerschaft, haben Italiener bei Werder sogar Tradition: Claudio Pizarro und Diego besitzen diese. Und die stehen für gemeinsam 243 Liga-Spiele und 127 Tore für Grün-Weiß - diese Fußstapfen sind für Luca Caldirolas Auftakt in Bremen vielleicht doch etwas zu groß.

Christoph Gschoßmann