Schmidt soll den Mainzer Fußball wiederbeleben

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Mainz - Schon am Dienstagmorgen stand Martin Schmidt auf dem Trainingsplatz der Mainzer Profis, erklärte immer wieder laut die Übungen und ließ die Spieler im Abschlussspiel Pressing spielen.

Zurück zum speziellen Mainzer Stil

Martin Schmidt ist seit Dienstag Trainer der ersten Mannschaft des 1. FSV Mainz 05. Mit dem bisherigen Coach der U23 will der Club den Klassenerhalt schaffen, nach zuletzt nur einem Sieg in 13 Spielen liegt Mainz 05 nur noch einen Punkt vor einem Abstiegsplatz. Schmidts Vorgänger Kasper Hjulmand trauten die Mainzer Verantwortlichen die Wende nicht mehr zu, der Däne musste nach nur acht Monaten in der Bundesliga wieder seine Koffer packen.

Mit Schmidt, sagt Manager Christian Heidel, hoffen sie in Mainz nun eine ähnliche Entwicklung zu nehmen wie Werder Bremen unter Viktor Skripnik. Die Laufzeit von Schmidts Engagement ist noch nicht festgeschrieben, FSV-Manager Heidel aber sagt: "Martin Schmidt ist kein Interimstrainer."

Schmidt ist seit fünfeinhalb Jahren in Mainz, geholt hat ihn Heidel damals auf Empfehlung des damaligen Nullfünf-Trainers Thomas Tuchel. Mit Tuchel verbindet Schmidt die Vorstellung von offensivem Fußball mit viel Gegenpressing und schnellem Umschalten. Diese Art des Mainzer Fußballs, die dort unter den Trainern Klopp und Tuchel prägend wurde, sei zuletzt unter dem sachlichen Hjulmand etwas verloren gegangen, sagt Heidel (Hintergrund: Zurück in die Zukunft). Für den Abstiegskampf brauche man aber Emotionen und Leidenschaft, damit Mannschaft und Fans wieder eins werden. Schmidt sagt, er werde Vollgas geben, für ihn sei das kein Sprung ins kalte Wasser, die Mannschaft und die Verhältnisse in Mainz  seien im vertraut.

Automechaniker, Textilhersteller, Extremsportler

Auf jeden Fall haben die Mainzer einen originellen Typen verpflichtet. Als Fußballer hat es der 47-Jährige nie über die zweite Schweizer Liga hinausgeschafft. Sein Lebensweg weist viele Stationen auf, die nichts mit dem Fußball zu tun haben. Als diplomierter Automechaniker arbeitete er zehn Jahre lang bei den Rennen der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft sowie Weltmeisterschaften. Irgendwann gründete er eine Bekleidungsfirma, deren stiller Teilhaber er heute noch ist. Außerdem ist Schmidt Bergführer und Extremskifahrer. Der Schweizer findet es "nicht schlimm", kein Fußballprofi gewesen zu sein. Über allem stehe der Teamgedanke, das habe er auf all seinen früheren Lebensstationen gelernt.

Er wolle seine Spieler aufwühlen und deren Sinne für die Grundprinzipien des Mainzer Fußballs schärfen. Dass er Mannschaft und Spieler kennt, könnte ein Vorteil sein, schon am Samstag steht ja das wichtige Derby gegen Eintracht Frankfurt an. "Das ist genau das richtige Spiel in unserer Situation“, findet Schmidt. In einer ersten Ansprache gegenüber der Mannschaft habe Schmidt die richtige Wortwahl getroffen, findet Mittelfeldspieler Johannes Geis.

"Jetzt-erst-Recht-Gefühl" wecken

Auch die Spieler kennen Schmidt gut, er sei ein sehr lauter Trainer, der ein "Jetzt-erst-Recht-Gefühl" wecken soll, wie Innenverteidiger Niko Bungert sagt. Schmidt kenne die Spieler besser als das jeder externe Trainer gekonnt hätte, sagt Bungert. In Mainz hoffen sie, mit dem ungewöhnlichen Trainer schnell den Abstiegskampf hinter sich zu lassen.

Am Fastnachtsdienstag 2001 ernannte Manager Christian Heidel einen Verteidiger zum neuen Trainer. Sein Name: Jürgen Klopp. Nun hofft Heidel, 14 Jahre später über Karneval eine ähnlich gute Entscheidung für die Entwicklung des 1. FSV Mainz 05 getroffen zu haben wie damals.

Aus Mainz berichtet Tobias Schächter