In Wolfsburg gab es für Hannover erneut nichts zu holen. Die 96er sind mit einer 1:4-Niederlage im Gepäck zurück nach Hause gefahren
In Wolfsburg gab es für Hannover erneut nichts zu holen. Die 96er sind mit einer 1:4-Niederlage im Gepäck zurück nach Hause gefahren

Auswärts und nach Pausen schwach

xwhatsappmailcopy-link

Wolfsburg - Nur ein Sieg in der Fremde, Platz 16 in der Auswärtstabelle, acht der neun Spiele in Wolfsburg verloren, und im Kader des VfL stand Makoto Hasebe. Dem Japaner liegt Hannover 96. Sechs Mal hatte er bis zum Samstag gegen die "Roten" gespielt und sechs Mal als Sieger den Platz verlassen.

Glaubte man der Statistik, hätten die Hannoveraner die Punkte gleich mit der Post in die Autostadt schicken können.
Doch daran dachte man in der Landeshauptstadt natürlich nicht. Im Gegenteil: Im Niedersachsen-Derby wollte der Europa-League-Starter bei den bisher schwächelnden "Wölfen" endlich den zweiten Auswärtssieg einfahren.

Gerade mal vier Punkte brachten die Hannoveraner bisher von ihren Dienstreisen mit. Im Vorjahr waren es nach zwölf Spieltagen bereits neun.

"Aufbauarbeit endgültig beendet"

"Wenn man auswärts nicht gewinnt, dann reicht es nicht für Europa", lautet die einfache Rechnung von Mirko Slomka. Auch wenn die Mannschaft noch im vom Trainer vorgegebenen Soll liegt ("ein Platz unter den ersten Zehn"), der aktuelle Rang 8 entspricht an der Leine nicht annähernd den Erwartungen.

Obwohl es erst knapp eineinhalb Jahre her ist, dass die 96er erst am 34. und letzten Spieltag der Saison 2009/10 die Klasse halten konnten, die Ziele bei 96 sind neu definiert. "Unsere Aufbauarbeit ist endgültig beendet", hatte 96-Präsident Martin Kind vor dem Derby klargestellt und den Blick nach oben gerichtet: "Ich denke, wir bekommen die Chance, irgendwann Champions League zu spielen." Der 4. Platz aus dem Vorjahr würde dafür in dieser Spielzeit genügen.

Brauchen "mehr Selbstvertrauen"

Davon sind die Hannoveraner derzeit bereits sechs Punkte entfernt, denn die Statistik sollte Recht behalten: Mit einer 1:4-Klatsche im Gepäck mussten sie die 90-Kilometer-Reise zurück in die Landeshauptstadt antreten. Bereits vor der Rückfahrt wurde um Erklärungen für die aktuelle Auswärtsschwäche gerungen. "Wir müssen mehr Selbstvertrauen entwickeln", vermisst Kind mentale Stärke bei den Spielern.

"Wenn wenn man drei Tore nach Standardsituationen bekommt, muss man sich Gedanken machen", waren für Karim Haggui nicht nur in der Volkswagen Arena Stellungsfehler bei ruhenden Bällen ebenso ausschlaggebend für die Niederlage wie fehlende Aggressivität. "Die hatten zuletzt auswärts 1:5 verloren. Da war uns klar, dass die aggressiv zur Sache gehen würden", sagte der Verteidiger gegenüber bundesliga.de: "Dafür hätten wir bereit sein müssen."

"Wir haben nicht die Mittel gefunden, den VfL vor Probleme zu stellen", vermisste Christian Schulz die Stärken, die Hannover im Vorjahr nach Europa geführt hatten. Es fehlt derzeit an der Präzision beim schnellen Umschalten von Abwehr auf Angriff.

Schnelles Umschalten misslingt

Offensichtlich haben sich die Gegner auf die "Zehn-Sekunden-Regel", wonach die Hannoveraner in der vergangenen Spielzeit damit Furore machten, dass sie zahlreiche Treffer zehn Sekunden nach Balleroberung erzielten, eingestellt.

Einen ganz anderen Grund hat Jörg Schmadkte für die mageren Ergebnisse im ersten Drittel der Saison entdeckt: Zwar wäre es nach Ansicht des Sportdirektors "etwas einfach, zu sagen, die Länderspielpausen tun uns nicht gut", aber Fakt ist, nach den drei Unterbrechungen im September, Oktober und November gab es drei Niederlagen in der Fremde mit 2:12 Toren. Kein Wunder, dass Schmadkte aufatmet: "Zum Glück gibt es jetzt keine Unterbrechungen mehr, das ist auch etwas Erfreuliches."

"Gegen den HSV müssen wir es besser machen"

Und am kommenden Wochenende gibt es ein Heimspiel. Und in der heimischen AWD-Arena sind die 96er in dieser Saison noch unbesiegt.

"Nächste Woche gegen den HSV müssen wir es besser machen", fordert Schulz gegenüber bundesliga.de nach der "zweitschlechtesten Leistung der Saison" Wiedergutmachung. "Wir wollen den Anschluss an die Europapokalplätze nicht abreißen lassen."

Aus Wolfsburg berichtet Jürgen Blöhs