Der Ex-Karlsruher Sebastian Freis (M.) erzielte gegen Wolfsburg sein zweites Bundesligator in dieser Saison
Der Ex-Karlsruher Sebastian Freis (M.) erzielte gegen Wolfsburg sein zweites Bundesligator in dieser Saison

Auswärts hui, zuhause pfui

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Hennes VIII. lebt auf einem Bauernhof in Köln-Widdersdorf. Seine Betreuer Hildegard Schäfer und Ingo Reipka sorgen dafür, dass es dem Maskottchen des 1. FC Köln an nichts fehlt und er sich in seinem heimischen Stall "Geißbock-wohl" fühlt.

Ein positives Gefühl sollte sich idealer Weise auch bei Fußball-Profis im heimischen Stadion einstellen - und oftmals ist genau das auch der Fall. Ausgerechnet bei den "Geißböcken" mag sich eine beeindruckende und ligaweit gefürchtete Heimstärke aber partout nicht einstellen.

Auswärts deutlich erfolgreicher

Die nackten Zahlen der Kölner Bilanz im RheinEnergieStadion sprechen eine deutliche Sprache: Der FC holte 16 seiner 24 Punkte in Auswärtsspielen und schoss in der Fremde mehr als die Hälfte der Tore (9 von 17). Nach zehn absolvierten Heimspielen bedeutet das Platz 15 der Heimtabelle.

Dass die Mannschaft von Zvonimir Soldo in der Gesamttabelle zwei Ränge höher steht, liegt an den starken Auftritten in den gegnerischen Arenen. Kein Team kassierte in Auswärtsspielen weniger Gegentreffer als die Domstädter (7, wie sonst nur Schalke). Zuhause ließ Köln hingegen schon 14 Treffer zu.

Köln musste nur in zwei von zehn Auswärtsspielen ohne Punkte im Gepäck die Heimreise antreten. Die "Geißböcke" feierten vier Auswärtssiege - nur Schalke und Bayern durften jeweils ein Mal mehr in der Fremde jubeln. Diese Statistiken bestätigten die Kölner dann auch prompt in den ersten drei Partien nach der Winterpause: 2:3 gegen Dortmund, 3:2 in Wolfsburg und 2:1 in Frankfurt lauteten die Ergebnisse.

"Poldi" und "Nova" außer Form

Trotz der grundsätzlichen Heimschwäche zeigt die Formkurve des 1. FC Köln in der jüngsten Vergangenheit stark nach oben. Startschuss war das 3:0 gegen Nürnberg zum Hinrundenabschluss. Zehn Zähler sammelten die Rheinländer seitdem und schossen mehr Tore (10) als an den 16 Spieltagen zuvor (7).

Etwas überraschend fuhr die Mannschaft die beiden letzten Siege quasi ohne das etatmäßige Sturmduo Milivoje Novakovic und Lukas Podolski ein. "Poldi" verpasste die beiden Partien gänzlich wegen Rückenbeschwerden, "Nova" stand bei der Eintracht in den letzten 19 Minuten auf dem Platz. Die beiden Stars waren noch an keinem Rückrundentreffer ihres Teams beteiligt. Dennoch verteidigt Soldo seine Angreifer: "Mit den beiden sind wir stärker!"

Fakt ist aber: Podolski ist von seiner Bestform weit entfernt, ein Saisontreffer und mittlerweile 1.123 torlose Minuten stehen für ihn zu Buche. Gegen den Hamburger SV am Samstag könnte der Nationalstürmer sein Comeback geben, erzwingen will er aber nichts. "Wenn es klappt, wäre das natürlich schön, aber wenn ich das Gefühl habe, ich brauche noch etwas, dann setze ich auch das Spiel noch aus", so Podolski.

Chihi und Freis blühen auf

Ein erneutes Fehlen von ihm sowie ein Novakovic auf der Ersatzbank werden den Club und seine Fans aber gar nicht so sehr beunruhigen. Denn mit Adil Chihi und Sebastian Freis sind zwei Akteure überaus erfolgreich für das Star-Duo in die Bresche gesprungen.

Chihi war an drei der letzten zehn Tore direkt beteiligt (1 Tor, 2 Assists), Freis hatte entscheidenden Anteil an drei der letzten vier Treffer (1 Tor, zwei Assists). Die Stürmer sind natürlich guter Dinge. "Jetzt ist der Knoten bei uns geplatzt", sagte Chihi nach dem sechsten Saisonsieg in der Commerzbank Arena, und auch Freis bestätigte: "Wir haben uns als Team gefunden."

Tosic mit hoffnungsvollem Start

Hoffnung auf weiterhin erfrischenden Offensivfußball macht außerdem Neuzugang Zoran Tosic. In seinen ersten 35 Minuten im FC-Trikot überzeugte die serbische Leihgabe von Manchester United gleich mit Spielwitz, gekonnten Dribblings und Übersicht.

"Er hat gezeigt, dass er ein Riesenpotenzial hat", lobte Coach Soldo nach dem "Dreier" in Frankfurt. Mit Tosic, den "Stars aus der zweiten Reihe" und den Rückkehrern Novakovic und Podolski wollen sich die Geißböcke endlich auch zuhause wohl fühlen - am liebsten schon gegen den HSV.

Tim Tonner