Torwart Mark Schwarzer (l., mit Kapitän Lucas Neill) spielte von 1994 bis 1996 in Deutschland
Torwart Mark Schwarzer (l., mit Kapitän Lucas Neill) spielte von 1994 bis 1996 in Deutschland

Australier sagen Deutschland den Kampf an

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Australien schwelgt im Luxus und sagt Deutschland zwischen Giraffen und Warzenschweinen den Kampf an.

"Unsere Chance: Elf Männer gegen elf Männer! Wir kämpfen bis zur allerletzten Sekunde und werden uns auf gar keinen Fall abschlachten lassen. Wir haben hier nichts zu verlieren", sagt Stürmerstar Harry Kewell in der prunkvollen Kloofzicht Lodge im Weltkulturerbe "Wiege der Menschheit".

Mit einem Sieg die Welt schockieren

Trotz neuer Probleme mit dem Trainingsplatz: Vor der malerischen Kulisse der Zwartkop Mountains, 50 Kilometer nördlich von Johannesburg, machen sich die "Socceroos" vor dem Spiel am Sonntag in Durban Mut.

"Einige unserer jungen Spieler haben wahrscheinlich Poster der deutschen Helden in ihren Zimmern hängen", sagte Kapitän Lucas Neill: "Aber man sollte uns keinesfalls abschreiben - mit einem Sieg würden wir die gesamte Welt schockieren."

Unterkunft in einem Naturreservat

In dem abgelegenen Naturreservat haben die Australier ihre perfekte Vorbereitungsstätte gefunden. Als "lauschig, betörend, luxuriös und pompös bis zur Schmerzgrenze" beschrieb der "Sydney Morning Herald" das Safari-Quartier, Abwehrspieler Luke Wilkshire gab verblüfft zu Protokoll: "Wir haben Kudus und Giraffen gesehen - fantastisch!"

Der strahlend blaue Swimmingpool geht nahtlos in einen idyllischen See über, in den exklusiven Suiten laden Himmelbetten und Kamine zum Verweilen ein. Und es verwundert nicht, dass in der Ferne ab und an ein Warzenschwein zu sehen ist. Die Serpentinen der einzigen Straße weit und breit scheinen im Nichts zu enden. "Es ist wie im Paradies", sagte Kewell.

"Ein Unentschieden wäre fantastisch"

Den Schrecken über die schwere Erkrankung des Sohnes ihres Ersatztorhüters Brad Jones haben die "Socceroos" abgeschüttelt, es geht jetzt wieder um den Sport. Sichtlich tiefenentspannt erklärte Trainer Pim Verbeek: "Wir werden alles tun, um einen oder am besten drei Punkte zu holen. Wenn nicht, haben wir noch zwei andere Spiele, für die wir bereit sein müssen."

Auch Kapitän Neill stapelt tief: "Die Deutschen sind besser als wir. Ein Unentschieden wäre fantastisch, würden sie es uns anbieten, würden wir sofort einschlagen. Sie sind wahrscheinlich das beständigste Team der Welt, sie verteidigen wie Maschinen. Ganz schwer, da durchzukommen."

Der einzige Aussie im Team mit deutschem Pass hofft auf deutsche Überheblichkeit. "Vielleicht unterschätzen sie uns", sagte Torhüter Mark Schwarzer, der einst für den 1. FC Kaiserslautern und Dynamo Dresden im Tor stand. "Die Leute denken, dass in meiner Brust zwei Herzen schlagen. Aber das ist eine Lüge. Ich bin zu einhundert Prozent Australier, und das werde ich auch zeigen."

Neuer Trainingsplatz für Australien

Die Aussies, die an der Straße sogar eines der typischen Känguru-Hinweisschilder ("Socceroos kreuzen auf den nächsten 800 Metern") verulkten, haben allerdings auch einige sportliche Sorgen. Der enorm wichtige Offensivspieler Tim Cahill (FC Everton) konnte bislang lediglich leichtes Lauftraining und Stretching absolvieren, da er immer noch an einer Nackenverletzung aus dem WM-Test gegen die USA (1:3) laboriert. Kewell kämpft mit seiner Leistenverletzung und wird gegen Deutschland wohl nur Ersatz sein.

Zudem gibt es erneut Schwierigkeiten mit dem Trainingsplatz. Verbeek beschrieb den Rasen in Ruimsig im Westen Johannesburgs als "Acker", auf dem Rasenstücke lose herumfliegen. "Sie haben versucht, den Platz in einen vernünftigen Zustand zu versetzen, aber das ist misslungen", sagte der Niederländer. Verbeek entschloss sich daher, wieder ins Roodeport Atletics Stadium umzuziehen.