Mats Hummels (r.) will mit Borussia Dortmund in der Champions League auch das Achtelfinale überstehen
Mats Hummels (r.) will mit Borussia Dortmund in der Champions League auch das Achtelfinale überstehen

Ausrufezeichen mit Trophäe

xwhatsappmailcopy-link

Dortmund - So sieht wohl ein perfekter Abend aus: Erst verbuchte Mats Hummels mit seinem BVB den 1:0-Sieg über Manchester City, dann schnappte sich der Nationalverteidiger das Trikot von Mario Balotelli. Den Auftrag dazu hatte er schon seit zwei Jahren.

Dortmund ungeschlagen im Achtelfinale

Als Hummels im Sommer mit der Nationalelf im EM-Halbfinale dank Balotelli ausgeschieden war, hatte er noch keine Lust, auf Trophäenjagd zu gehen. "Nach dem EM-Aus und Balotellis zwei Toren musste ich ja nicht unbedingt hingehen."



Jetzt, ein halbes Jahr später, sah das ganz anders aus. Dieses Mal stand Hummels auf der Seite der Sieger. Mit dem 1:0-Erfolg über Manchester City hatte der BVB gerade das nächste, dicke Ausrufezeichen in Europa gesetzt. Vierter Sieg im sechsten Spiel, ungeschlagen im Achtelfinale, Hammergruppensieger mit stolzen 14 Punkten.

Und ganz nebenbei hatte die Borussia Mario Balotelli zur Verzweiflung gebracht. Nach 64 Minuten wechselte City-Coach Roberto Mancini den Stürmer ein, der Manchester im Hinspiel mit seinem Last-Minute-Elfmeter noch ein Remis gerettet hatte. Dieses Mal gab s für Balotelli ein Pfeifkonzert, ein hartes Tackling von Kevin Großkreutz - und dann nur noch Frust. Als Ertrag verbuchte der Italiener gegen den BVB lediglich eine Gelbe Karte, als er entnervt den Ball weg schlug.

Für Hummels ist Mario Balotelli trotzdem "ein geiler Typ und ein richtig guter Fußballer, der bei meinem Bruder, mir und unseren Freunden richtig beliebt und gern gesehen ist. Und darum hatte ich auch den Auftrag, ein Trikot von ihm zu besorgen."

Klopp: "Niemand will gerne gegen uns spielen



Gut möglich, dass demnächst das schwarz-gelbe Trikot von Hummels selbst ähnlich begehrt sein wird in Europa. Oder das von Götze. Oder Reus. Oder Lewandowski. Oder Weidenfeller. Oder einem anderen der schwarz-gelben Protagonisten, die sich mit ihrem famosen Ritt durch die Vorrunde ein Höchstmaß an Respekt erarbeitet und zugleich ihr internationales Reifezeugnis abgelegt haben.

"Niemand wird jetzt sagen, er möchte in der nächsten Runde gerne gegen Borussia Dortmund spielen", stellte Jürgen Klopp zufrieden fest. Schlicht "verrückt" fand der Trainer die Leistung seiner Mannschaft nicht nur, aber auch gegen Manchester. Taktisch gut und fußballerisch selbstbewusst hatte der Borussen-Coach seine Mannschaft erlebt: "Wir waren unangenehm zu spielen, haben wenig Räume angeboten und dann mit dem Tor in der zweiten Halbzeit noch einen draufgepackt."

Dortmund schafft Historisches



Auf sechs Positionen hatte Klopp seine Elf umgestellt - und die ließ sich davon kaum beeindrucken. "Man hat gesehen, dass wir da wenige Probleme haben. Wir wissen, dass alle Jungs in unserem Kader richtig Qualität haben. Alle bringen das Niveau mit, um auch auf diesem Level mithalten zu können", war auch Mats Hummels hochzufrieden. Torschütze Julian Schieber, dieses Mal auch in die Startformation gerutscht, sah es ähnlich: "Bei uns gehören nicht nur 11 Spieler zur Mannschaft. Wir sind weit über 18 Mann. Und jeder gibt 100 Prozent, wenn er gebraucht wird."

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Noch nie zuvor in der Historie hat eine Mannschaft von Borussia Dortmund die Vorrunde in der Champions League ohne Niederlage überstanden. "Und das in dieser Todesgruppe mit Real, Man City und Ajax - das ist echt Wahnsinn", schüttelte Kevin Großkreutz auch lange nach dem Schlusspfiff noch ebenso ungläubig wie stolz den Kopf, "wir haben in allen Spielen eine sensationelle Leistung gezeigt."

Celtic Glasgow als Wunschlos fürs Achtelfinale



Für die würde sich der Ur-Borusse im schwarz-gelben Dress jetzt gerne auch selbst belohnen mit einem Achtelfinale gegen Celtic Glasgow. "Das wäre der absolute Traum für mich, weil ich dort in Glasgow viele Celtic-Fans kenne." Die meldeten sich bei Großkreutz auch nach dem Sieg über Manchester mit Glückwunsch-SMS und fiebern nun ihrerseits einem Duell entgegen. Und auch für viele BVB-Fans ist Celtic der Wunschgegner - seit den Europapokal-Spielen gegen die Schotten 1987 und 1992 verbindet beide Seiten eine enge Freundschaft.

Am 20. Dezember nach der Auslosung der nächsten Runde werden Großkreutz und der BVB mehr wissen. Und im Frühjahr wollen sie dann alles dran setzen, ihre Erfolgsgeschichte in Europa weiter zu schreiben. "Wir haben jetzt ein richtiges Ausrufezeichen gesetzt. Aber wenn wir in der nächsten Runde rausfliegen, hat das alles wenig genützt", gab sich Mats Hummels ganz realistisch.

Hummels selbst würde auch im nächsten Jahr gerne weiter auf internationale Trophäenjagd gehen. Und wer weiß - vielleicht winkt am Ende ja nach dem Trikot von Mario Balotelli auch noch ein großer, silberner Pokal.

Aus Dortmund berichtet Dietmar Nolte