Jose Mourinho blieb mit Porto, Chelsea und Inter in insgesamt 136 Ligaheimspiele in Serie ohne Niederlage
Jose Mourinho blieb mit Porto, Chelsea und Inter in insgesamt 136 Ligaheimspiele in Serie ohne Niederlage

"Auserwählter", Entertainer und Hobby-Psychologe

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Es war eine typische Szene für Jose Mourinho: Nach dem Abpfiff des Halbfinal-Rückspiels in der Champions League beim FC Barcelona rannte der Coach von Inter Mailand mit ausgestrecktem Arm und Zeigefinger über den Platz. Wie entfesselt freute sich "Mou" über den Einzug ins Endspiel der "Königsklasse".

Doch es war nicht nur Freude, durch die er sich zu dieser für Trainer eher außergewöhnlichen Jubelszene hinreißen ließ. Es war auch ein Zeichen an die spanischen Fans, die ihn - in einem Auto der UEFA sitzend - nur Stunden zuvor mit Tritten und Spucktattacken bedrohten. Kein Wunder also, dass Barca-Keeper Victor Valdez ihn zur Raison bringen wollte.

An Position zwei hinter Gott

Aber Mourinho lässt sich nichts vorschreiben. Von niemanden. Die Begründung lieferte er bei seinem Wechsel 2004 zum FC Chelsea. "Bitte nennen Sie mich nicht arrogant, aber ich bin Champions-League-Sieger und etwas ganz Besonderes. Ich glaube, ich bin der Auserwählte", sagte der 47-Jährige und legte auch gleich nach: "Wenn ich einen einfachen Job gewollt hätte, wäre ich in Porto geblieben: wunderschöner blauer Stuhl, die Champions-League-Trophäe, Gott und nach Gott - ich!"

Und Mourinho könnte das durchaus ernst gemeint haben. Denn Jose Mario dos Santos Felix Mourinho, wie er mit vollständigem Namen heißt, ist Katholik, streng gläubig und bekennender Kirchgänger. Angeblich trägt er stets ein Bild der Heiligen Maria bei sich. Das Fluchen lässt er am Spielfeldrand aber deshalb trotzdem nicht bleiben.

"Es könnte unterhaltsam werden"

Oftmals sind seine Auftritte an der Seitenlinie unterhaltsamer als die seiner Mannschaft. Dass es nach den Stationen in Lissabon, Leiria, Porto und bei Chelsea auch in Mailand aufregend weitergehen würde, dass prophezeite "Mou" bei seiner Antrittsrede.

"Ich wollte schon immer einen großen Club in Italien trainieren. Für mich ist der Job bei Inter eine große Herausforderung. Und ich glaube, für die Journalisten könnte es sehr unterhaltsam werden", stellte Mourinho fest.

Auf dem Sprung nach Madrid?

Und so sollte es auch kommen. Wichtiger für die Inter-Fans war dabei aber, dass Mourinho seinem Ruf als Erfolgstrainer ebenfalls Taten folgen ließ. Doch kurz vor dem Ende der Meisterschaft brachte er die Fans gegen sich auf, indem er öffentlich mit einem Wechsel zu Real Madrid kokettierte. Das ließ auch nach dem Saisonfinale und dem Gewinn des Scudettos nicht nach.

Mourinho sorgte für einen Eklat, als er nicht gebührend an der Meisterfeier der Nerazzurri teilnahm. "Manchmal habe ich mich hier nicht zuhause gefühlt, es ist nicht das Umfeld, in dem ich glücklich arbeiten kann. Aber wenn man arbeitet, muss man alles geben, und ich habe es getan", verteidigte er sich.

So mehren sich die Gerüchte, dass das Champions-League-Finale in Madrid Mourinhos letzter Auftritt für Inter sein könnte. Seinen Ambitionen, nach 2004 mit dem FC Porto erneut den Titel in der "Königsklasse" zu gewinnen, tut das aber sicherlich keinen Abbruch.

Van Gaals Adjutant

"Mourinho spielt nur, um zu gewinnen", brachte Bayern-Coach Louis van Gaal im bundesliga.de-Interview die Vorzüge seines ehemaligen Co-Trainers beim FC Barcelona auf den Punkt.

Wo Mourinho, der am 26. Januar 1963 in Setubal geboren wurde, diese allzu wichtige Eigenschaft ausgebildet hat, bleibt ein Rätsel. Denn Fußball-Profi war er nie. Sein Interesse an Fachbüchern aus dem Bereich Psychologie dürfte zumindest Mourinhos Ausraster auf und neben dem Rasen erklären.

Michael Reis