Obenauf: Nach dem 2:0-Sieg beim FC Augsburg hat der Hamburger SV mächtig Rückenwind - und blickt nun optimistisch auf das bevorstehende Duell mit dem FC Bayern München
Obenauf: Nach dem 2:0-Sieg beim FC Augsburg hat der Hamburger SV mächtig Rückenwind - und blickt nun optimistisch auf das bevorstehende Duell mit dem FC Bayern München

Aus wenig viel gemacht

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Augsburg - "Viel mehr Aggressivität" hatte Thorsten Fink vor dem Auftritt beim FC Augsburg verlangt, weil sein Hamburger SV bei der vorangegangenen 0:1-Heimniederlage gegen den VfB Stuttgart die fußballerische Grundtugend, das Höchstmaß an Laufbereitschaft und Kampfkraft einzubringen, doch arg vernachlässigt hatte.

Van der Vaart glänzt als Vorbereiter

Aber wieder einmal zeigte sich: Die Forderungen eines Trainers und deren Umsetzung durch die Spieler sind zwei Paar Stiefel. Insbesondere vor dem Seitenwechsel wirkten die Hanseaten reichlich uninspiriert, ja sogar desinteressiert. "In der ersten Halbzeit haben wir nicht so gut gespielt", räumte denn auch Fink nach dem Abpfiff ein.

Aus ökonomischer Sicht allerdings lieferten die Gäste eine Glanzleistung ab. Aus so wenig so viel zu machen, wie es der tat, ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht. Voraussetzung für Erfolge von Minimalisten ist die Existenz individueller Qualität. Und über die verfügten die Hamburger in hoher Dosierung.



Beispiel Rafael van der Vaart: Obwohl der Niederländer mit seinen zweifellos vorhandenen Qualitäten recht haushälterisch umging, hatte der Spielmacher maßgeblichen Anteil am vierten "Dreier" seiner Truppe. Zwar beendete nicht er selbst, sondern der lettische Angreifer Artjoms Rudnevs in der 63. Minute als Schütze des zweiten Treffers die Dominanz des bis dahin deutlich überlegenen FCA und damit das Zittern. Doch vorausgegangen war dem Tor ein Pass, wie ihn nur große fußballerische Kaliber schlagen können. Und dazu gehört der 29-Jährige nun mal.

Auf dem Weg dorthin befindet sich Heung Min Son. Eine Augenweide, wie der 20-Jährige - von Rudnevs in Szene gesetzt - die Führung erzielte: Den Ball mit rechts angenommen, per schnellem Haken vorbei an Verteidiger Marcel de Jong, dann mit links Maß genommen - und schon zappelte die Kugel im Netz (13.). Keeper Simon Jentzsch hatte gegen den präzisen Flachschuss nicht den Hauch einer Abwehrchance.

Komplimente für Son



Van der Vaart adelte den erst 20-jährigen Südkoreaner, indem er dessen Treffer das Prädikat "überragend" verlieh. Und auch der Schütze war happy: "Solche Tore machen Spaß", sagte Son und kündigte an, dass er das Klassement, in dem der HSV für eine Nacht sogar auf den 4. Rang vorgestoßen war, dokumentieren werde. "Wir machen ein Foto von der Tabelle", verriet der mit nun fünf Saisontoren zielsicherste Hamburger Profi. "Das nehme ich als Hintergrund für meinen Handybildschirm. Vielleicht gibt das zusätzliche Motivation."

Vertraglich gebunden an den Bundesliga-Dino ist das Talent bis 2014. Dass die Leistungen des Koreaners Begehrlichkeiten bei anderen Clubs wecken, weiß Sportchef Frank Arnesen. Deshalb will er noch in diesem Winter Nägel mit Köpfen machen. Mit Son zu verlängern, habe Priorität, sagte er. Außerdem wagte der Däne einen Ausblick auf das nun anstehende Heimspiel gegen den Spitzenreiter. "Niemand ist unschlagbar", machte der 56-Jährige in Optimismus. "Auch Bayern kann verlieren."

Bayern vor der Brust



Diese Zuversicht des teilten auch Son und van der Vaart. "Wenn wir so Gas geben wie gegen Dortmund”, erinnerte der Südkoreaner an den 3:2-Heimsieg gegen den amtierenden Deutschen Meister am 4. Spieltag, "können wir auch die Bayern schlagen." Ähnlich formulierte es der Niederländer: "Wir können jedes Spiel gewinnen, auch gegen die Bayern."

Grundsätzlich sieht auch Fink Erfolgschancen im Duell mit dem Seriensieger aus München. Allerdings weiß der Chefcoach, dass seine Mannschaft anders auftreten muss als in Augsburg, um gegen den Tabellenführer bestehen zu können. "Wenn wir gegen die Bayern punkten wollen, dürfen wir nicht so viele Chancen zulassen wie gegen den FCA”, befand der Trainer. "Es geht nur mit hundert Prozent Konzentration und Einsatz."

Aus Augsburg berichtet Reinhart Kruse