Stuttgart empfängt den FC Bayern - und liegt schon nach acht Minuten 0:2 in Rückstand
Stuttgart empfängt den FC Bayern - und liegt schon nach acht Minuten 0:2 in Rückstand

Aus der Torflut Hoffnung schöpfen

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Stuttgart - Es war die 77. Minute in der Stuttgarter Mercedes-Benz Arena, die allen Beteiligten beim VfB neue Hoffnung gemacht hat: Matthieu Delpierre köpft gegen den FC Bayern zum zwischenzeitlichen 3:3-Ausgleich ein, und das, obwohl die Stuttgarter zuvor einen Elfmeter verschossen und Khalid Boulahrouz mit einer Gelb-Roten-Karte verloren hatten.

Der zwischenzeitliche Ausgleich in Unterzahl war verdient, da die Stuttgarter von Beginn an demonstrierten, dass innerhalb der Mannschaft Moral und Kampfeswille intakt sind.

"Wieder eine Gemeinschaft"

"Bruno Labbadia hat aus uns wieder eine Gemeinschaft geformt, wir verstehen sein System und spielen deshalb auch deutlich besser als in den letzten Wochen", meinte Gelb-Rot-Sünder Boulahrouz nach der bitteren 3:6-Pokalniederlage gegen die Bayern gegenüber bundesliga.de.

Der Niederländer hatte im Anschluss gleich noch ein lobendes Wort für Münchens Bastian Schweinsteiger übrig. "Bastian wollte mich vor der Hinausstellung bewahren", sagte der Holländer. "Echtes Fair-Play" des von ihm Gefoulten sei dies gewesen.

Die Stuttgarter zeigten im zweiten Spiel gegen die Bayern innerhalb von drei Tagen ihre beste Vorstellung seit langem. "Man hat gesehen, dass die Mannschaft begriffen hat, um was es geht", analysierte Elfmeter-Pechvogel Christian Gentner treffend, vergaß dabei aber zu erwähnen, dass seine Mannschaft auch an diesem so prickelnden Mittwochabend zwei verschiedene Gesichter zum Besten gab.

Routiniers leisten sich eklatante Fehler

Zum einen zeigten die Schwaben, welch großes Potenzial in ihnen schlummert, wenn es nach vorne geht. Besonders Pavel Pogrebnyak tat sich dabei hervor, der Russe bewies auch im zweiten Spiel gegen die Bayern ansteigende Form und erzielte zwei Treffer. Aber auch Cacau, Gentner oder der Österreicher Martin Harnik waren durchaus in der Lage, offensiv Akzente zu setzen.

Weniger gut sah es dafür im Defensiverhalten aus. Nach wie vor leisteten sich die Schwaben eklatante Fehler, die eine ordentliche Offensivleistung zunichte machen. Diesmal war es Kapitän Delpierre, der beim 2:3 durch Miroslav Klose alles andere als eine gute Figur abgab - ausgerechnet die arrivierten Kräfte bei den Schwaben sind es, die zuletzt in den entscheidenden Momenten Schwäche zeigten.

Es wird eine der Hauptaufgaben Labbadias sein, den Führungsspielern wieder Selbstvertrauen einzuflößen, damit sie den Rest der angeschlagenen Truppe aus dem Tief führen können. "Wir haben Spieler, die die anderen führen können, weil sie einfach mehr Erfahrung haben", ist sich Boulahrouz sicher.

Versöhnung mit dem Anhang

Eines ist dem VfB kurz vor Weihnachten auf jeden Fall gelungen: die Versöhnung mit den Fans. Gingen diese zuletzt noch auf die Barrikaden, zeigten diese sich am späten Mittwochabend versöhnt mit ihren Lieblingen. "Die Fans waren heute überragend, sie haben alles gegeben und uns auch in Unterzahl immer weiter nach vorne gepeitscht", meinte Delpierre und Gentner ergänzte: "Mit diesen Fans im Rücken werden wir es auch in der Rückrunde packen." Die Schwaben werden ihren Anhang brauchen, schließlich warten auf sie im neuen Jahr 17 schwere Abstiegs-Endspiele.

Viel Zeit hat Labbadia nicht, um seine Mannschaft auf eine der wichtigsten Rückrunden der Vereinsgeschichte vorzubereiten. Bereits am 29. Dezember bittet er deshalb seinen Kader zum ersten Training. "Wir haben viel Arbeit vor uns", sagte Labbadia. Es werden also kurze Weihnachtsferien für die VfB-Akteure. Einer der besten VfB-Akteure an diesem Abend gab schon mal die Marschrichtung vor: "So müssen wir jetzt weiter machen", forderte Pavel Pogrebnyak. Und irgendwie wirkte am Ende vieles so, als würden es doch noch friedvolle Stuttgarter Weihnachtstage.

Aus Stuttgart berichtet Jens Fischer