Hummels (r., gegen Helder Postiga) dürfte sich mit seiner Leistung festgespielt haben in der Startelf
Hummels (r., gegen Helder Postiga) dürfte sich mit seiner Leistung festgespielt haben in der Startelf

Aus der Nebenrolle zu Hauptdarstellern

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Danzig/Lwiw - Irgendwann fielen sich auch Mario Gomez und Mats Hummels kurz um den Hals. Zu mehr aber reichte es nicht an diesem Abend für die beiden bisherigen Nebendarsteller, die plötzlich eine Hauptrolle besetzten: Der eine stabilisierte die Abwehr und lieferte sein bislang bestes Länderspiel ab; der andere unterstrich seine Klasse als Torjäger - mit seinem ersten Treffer bei einem großen Turnier.

Hummels bremst die Begeisterung

Mario und Mats konnten sich nach dem 1:0 gegen Portugal als Gewinner in der deutschen Nationalmannschaft fühlen.



Dabei hatte die beiden vor dem Zittersieg keiner so richtig auf der Rechnung - vielmehr die routinierten Per Mertesacker und Miroslav Klose. Gomez wusste aber schon Tage vor dem Spiel, dass er von Beginn an auflaufen würde, Hummels erfuhr es am Abend zuvor.

Dies vorerst geheim zu halten, war eine beachtliche Leistung von Pokerface Löw. Noch beachtlicher: Der Bundestrainer setzte mit dem Stürmer von Bayern München und dem Innenverteidiger von Borussia Dortmund auf die richtigen Karten.

Auch wenn Hummels die Begeisterung etwas bremste und sagte, "die Geschichte ist für die Mannschaft und für einen selbst noch nicht geschrieben": Das erste Kapitel ist verfasst - und das liest sich bei beiden schön.

Gomez erwischt den perfekten Moment



Vor allem Mario Gomez hätte sich keinen besseren Verlauf wünschen können: Als Kontrahent Klose in der 72. Minute schon zur Einwechslung bereit stand, schien sich der Traum von Gomez auf einen Stammplatz in Luft aufzulösen. Zu schwach war bis dahin die Leistung des 26-Jährigen gewesen. Doch mit dem Kopfball zum vielumjubelten 1:0 schrieb er seine EM-Story um.

Bei seiner Auswechslung in der 80. Minute gab es für Gomez Standing Ovations sowie von Klose und Löw eine herzliche Umarmung. Dass der Münchner anschließend wegen einer Dopingprobe den Mannschaftsflieger von Lwiw nach Danzig verpasste und mit rund einstündiger Verspätung im EM-Quartier eintraf, konnte er locker verkraften: Im "Ersatz"-Flugzeug saß Freundin Silvia - von der gab es ein dickes Küsschen.

"Das war ein weiter Weg bis hierhin. Ich bin froh, dass der Trainer mir das Vertrauen geschenkt hat", sagte ein zufriedener Gomez nach seinem 23. und bislang wichtigsten Länderspieltor.

Löw lobt Hummels



Für Mats Hummels war es der erste Auftritt bei einer WM oder EM überhaupt. Und die Aufgabe meisterte der Dortmunder nach verhaltenem Beginn mit großer Klasse. Rückschlüsse auf den weiteren EM-Verlauf wollte der 23-Jährige freilich nicht ziehen. "Es ist schön, dass ich meinen Teil dazu beitragen konnte. Aber wie es weitergeht, wird man sehen. So eine Leistung muss man öfter bestätigen", sagte der Dortmunder Doublegewinner zurückhaltend. Es sei allerdings auch schön zu sehen, "dass einem der Bundestrainer das Vertrauen schenkt und man gebraucht wird, auch wenn alle an Bord sind".

Hummels sei mit "dem Rückenwind aus Meisterschaft und Pokal zur Mannschaft gekommen", begründete Bundestrainer Joachim Löw seine Entscheidung für Hummels und gegen Mertesacker. Zudem habe der Dortmunder "regelmäßig gespielt. Das hat den Ausschlag gegeben. Er hat seine Sache sehr gut gemacht."

"Das spricht für die großartige Qualität"



Worte, die auch für Gomez gelten: Erstmals hatte er bei einem wichtigen Spiel den Vorzug vor Rekordschütze Klose (117 Länderspiele/63 Tore). Das habe "zwei, drei Tage" vor dem Spiel festgestanden, sagte Löw zu seinem Glücksgriff und erklärte: "Mario hat das ganze Jahr viele Tore gemacht. Ein Chance, ein Tor - das spricht für die großartige Qualität von ihm."

Obwohl Gomez in den vergangenen beiden Jahren auch beim FC Bayern Tore am Fließband erzielt, stand er immer wieder in der Kritik. Für Hummels nicht nachvollziehbar: "Er ist eiskalt vor dem Tor und war der entscheidende Faktor für unseren Sieg." Sich selbst hätte Hummels dabei aber auch erwähnen dürfen.