Thomas Müller (l.) und Mark van Bommel haben mit den Bayern noch Titelchancen in allen drei Wettbewerben
Thomas Müller (l.) und Mark van Bommel haben mit den Bayern noch Titelchancen in allen drei Wettbewerben

Auf Euphorie folgt Sachlichkeit

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Zwei Tage nach dem umjubelten Einzug ins Viertelfinale der Champions League muss der FC Bayern den Übergang in den Bundesliga-Alltag meistern.

Und die Münchener gehen dieses Unternehmen mit einer gesunden Mischung aus Genugtuung und Konzentration an - so wie Mark van Bommel bei der ersten Presserunde nach der Rückreise aus der Toskana.

"Wir haben einige Fehler gemacht, die wir nicht so häufig machen. Ich hatte aber nie das Gefühl, dass wir Probleme bekommen würden", blickt der Kapitän noch einmal auf das 2:3 im Stadio Artemio Franchi zurück. Mit seinem wichtigen Treffer zum zwischenzeitlichen 1:2 hatte er seinem Team wieder Hoffnung gegeben. "Wir mussten ein Tor schießen und ich habe gesagt, dass sich das übernehme", scherzte van Bommel.

"Umstellung im Kopf ist nicht so einfach"

Jetzt richtet sich der Fokus aber schon auf das Heimspiel gegen den SC Freiburg (Sa., ab 18 Uhr im Live-Ticker / Liga-Radio). Den Substanzverlust durch das intensive Duell am Dienstag sieht van Bommel als weniger problematisch an.

"Physisch kann man so eine Belastung immer schaffen, im Kopf ist die Umstellung manchmal nicht so einfach", erklärte der 32-Jährige auf Nachfrage von bundesliga.de: "Aber die Mannschaft kann mit diesen Situationen gut umgehen, das haben wir schon einige Male bewiesen."

Mit Siegen wegziehen - auch ohne Gomez

Stimmt, um genau zu sein immer nach einem Auftritt in der "Königsklasse". Nach keiner ihrer bisher sieben europäischen Partien kassierten die Bayern im anschließenden Bundesliga-Spiel eine Niederlage - vier Siege und drei Unentschieden sind die Ausbeute.

Mit einem Remis gegen die Badener wird sich der Tabellenführer beim Projekt Meisterschaft 2010 aber wohl kaum begnügen. "Wir wollen wegziehen! Schalke und Leverkusen haben in den nächsten Wochen schwere Gegner und spielen selbst gegeneinander. Da können wir uns mit Siegen vielleicht sogar einen kleinen Vorsprung herausarbeiten", hofft Thomas Müller. "Wir müssen unsere Spiele gewinnen", pflichtet van Bommel bei, blickt aber nicht auf die Konkurrenten an der Spitze: "Unsere nächsten Gegner heißen Freiburg, Frankfurt und Stuttgart - weiter schaue ich nicht."

Fehlen wird in diesen drei Spielen Stammstürmer Mario Gomez, der sich in Florenz einen Muskelfaserriss in der Wade zuzog. "Wir haben am liebsten jeden dabei, das fördert den Konkurrenzkampf. Wir haben viel Qualität, aber nicht so einen breiten Kader", gibt van Bommel gegenüber bundesliga.de zu bedenken. Immerhin warten in der zweiten Reihe mit Miroslav Klose und Ivica Olic gestandene Profis und Nationalspieler.

Alaba rückt ins Rampenlicht

Apropos etablierte Stars - die stehen dieser Tage in der Berichterstattung teilweise hinter einem 17-Jährigen zurück: David Alaba feierte nach einem Einsatz im DFB-Pokal und 17 Spielminuten in Köln nun als jüngster Bayern-Spieler aller Zeiten sein Debüt in der Champions League.

"In die ersten Spiele gehst du rein und überlegst gar nicht. Keiner hat eine Erwartungshaltung an dich und du hast nichts zu verlieren", beschreibt Müller die Situation. Und er muss es wissen, integrierte Louis van Gaal ihn und Holger Badstuber - im Vergleich zu Alaba schon fast alte Hasen - doch schon zu Saisonbeginn erfolgreich ins Team. Der junge Österreicher mit philippinischen (Mutter) und nigerianischen (Vater) Wurzeln ist laut Müller nicht nur auf dem Platz eine Bereicherung: "Sein Wiener Schmäh und sein Auftreten - er ist ein ganz lustiger Typ. Ich kann mich immer köstlich amüsieren und komme wunderbar mit ihm zurecht."

Kapitän van Bommel findet auch in diesem Fall die richtige Mischung - und zwar beim Lob für Alaba: "Es ist immer einfach, wenn man in eine gute Mannschaft reinkommt. Da kann man auch einen 17-Jährigen im Champions-League-Achtelfinale einsetzen, ohne dass man sich Sorgen machen muss. Das spricht für ihn und die Mannschaft."

Von der Säbener Straße berichtet Tim Tonner