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Bayerns Superstar Arjen Robben könnte den Unterschied im Champions-Finale ausmachen
Bayerns Superstar Arjen Robben könnte den Unterschied im Champions-Finale ausmachen

Auf des Messers Schneide

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Mit viel Spannung wird das Champions-League-Finale am Samstag zwischen dem FC Bayern München und Inter Mailand in Madrid erwartet. Beide Teams holten bislang jeweils zwei Titel (Meisterschaft und Pokal) in dieser Saison. Damit steht schon eines für die Geschichtsbücher fest: Der Gewinner der "Königsklasse" holt als erster Verein seines Landes und sechster Club überhaupt das "Triple".

bundesliga.de hat die Schlüsselduelle der beiden Kontrahenten genauer unter die Lupe genommen und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die Bayern - zumindest auf dem Papier - einen hauchdünnen Vorteil haben.

Tor: Unentschieden

In der Bundesliga top, in der "Königsklasse" weniger: Jörg Butt konnte in der Champions League nur 67,5 Prozent der Bälle auf sein Tor abwehren (Platz 18 unter den in der Champions League eingesetzten Keeper). In der Bundesliga hatte er mit 79,4 Prozent den Topwert inne. Allerdings ist der Bayern-Keeper seit 229 Minuten ohne Gegentreffer in der Champions League.

Die Folge: Der Münchner kassierte in der laufenden Champions-League-Saison 13 Gegentore - nur Akinfeev (ZSKA Moskau) und Leoni (Zürich) mussten noch mehr Treffer hinnehmen (je 14).

Inter-Torhüter Julio Cesar hielt 80 Prozent aller Torschüsse - Platz 6 aller Torhüter im Wettbewerb. Dennoch blieb der Bayern-Schlussmann in der Königsklasse wie sein Gegenüber in fünf der zwölf Partien ohne Gegentor - nur Barcelonas Valdes gelang dies öfter (sechs Mal).

Abwehr: Vorteil Inter

Inter kassierte nur neun Gegentore in zwölf Champions-League-Spielen. In den vergangenen sieben Partien wurden die Blau-Schwarzen nur drei Mal bezwungen. Vor allem nach dem Pausentee ist die Defensive der Italiener schwer zu knacken - zwei Gegentore in diesem Spielabschnitt bedeuten Bestwert in der laufenden Saison.

Mit 74,4 Prozent gewonnenen Zweikämpfen am Ball ist ausgerechnet der Ex-Münchner Lucio der beste Zweikämpfer in dieser Champions-League-Saison (mindestens 48 Zweikämpfe vorausgesetzt). Er konnte auch schon 100 Mal klären, öfter als jeder andere Spieler in der "Königsklasse".

Einzig Martin Demichelis kann mit 71,9 Prozent gewonnener Duelle am Ball auf Bayern-Seite mithalten. Sein Teamkollege in der Innenverteidigung, Daniel van Buyten, konnte nur bei knapp der Hälfte seiner Duelle Mann gegen Mann glänzen (53,2 Prozent).

Lucios Teamkollege Javier Zanetti liegt mit 68,8 Prozent auf Platz 6 in diesem Ranking. Der Altmeister gewann zudem 90 Prozent seiner Luftzweikämpfe - Bestwert der laufenden Saison. Kein Wunder: Inter kassierte im laufenden Champions-League-Wettbewerb noch kein Gegentor per Kopf.

Mittelfeld: Vorteil Bayern

Auch wenn die Bayern auf Franck Ribéry verzichten müssen, ist das Mittelfeld des Rekordmeisters mit Arjen Robben, Mark van Bommel und Bastian Schweinsteiger überdurchschnittlich gut besetzt. Robbens Pendant bei den Italienern ist dessen Landsmann Wesley Sneijder. Beide Spieler sind in der "Königsklasse" jeweils die zweitbesten Torschützen ihrer Teams. Der Mittelfeldspieler der Blau-Schwarzen benötigte für seine drei Tore fast doppelt so lang (286 Minuten) wie der Münchner für vier (150).

Auch in der heimischen Liga lässt Robben seinen Nationalmannschaftskollegen blass aussehen. Der Flügelflitzer benötigte 111 Zeigerumdrehungen für ein Tor (16 Tore in 24 Spielen), Sneijder mehr als viermal so lang (484 Minuten, vier Tore in 26 Partien). 23 Mal netzte der Ex-Madrilene in 36 Pflichtspielen für den FCB ein - nur zwei Bundesliga-Akteuren gelangen mehr Tore in dieser Saison (Edin Dzeko, 29 und Claudio Pizarro, 28).

Mit acht Scorerpunkten (drei Tore, fünf Assists) ist Sneijder immerhin der Topscorer der Champions League. Er teilt sich die Führung allerdings mit Münchens Ivica Olic sowie Alberto Gilardino (Florenz) und Lionel Messi (Barcelona).

Im defensiven Mittelfeld verfügen die Bayern mit van Bommel und Schweinsteiger über zwei eminent wichtige Spieler im System von Louis van Gaal. Während der Kapitän den Abräumer vor der Abwehr und den Taktgeber spielt, ist der deutsche Nationalspieler die Schaltstation in der Zentrale. Der Niederländer gewann starke 65,7 Prozent seiner Zweikämpfe am Ball, Schweinsteiger ordentliche 59,4 Prozent. Inters Gegenpart auf der Sechser-Position, Esteban Cambiasso, konnte nur 50 Prozent seiner Duelle am Ball für sich entscheiden.

Neben der Zweikampfstärke glänzten die Bayern-Akteure durch eine enorme Passsicherheit. "Schweini" brachte 86 Prozent seiner Zuspiele an den Mann, bei van Bommel kamen 83 Prozent an, während Cambiasso mit 79 Prozent erfolgreich war. Zudem hatte Schweinsteiger in der Champions League die fünftmeisten Ballkontakte (im Schnitt 91 Ballkontakte pro Spiel), van Bommel mit 79 pro Partie etwas weniger. Inters Argentinier kommt auf deutlich weniger (51 pro Spiel).

Angriff: Unentschieden

Mit Diego Milito und Samuel Eto'o verfügt Inter über zwei Ausnahmekönner im Angriff. Der Argentinier erzielte in dieser Champions-League-Saison die meisten Treffer bei Inter (vier). In allen vier Spielen, in
denen Milito traf, siegten die Italiener. Auch in der Serie A war Milito der Garant für den 18. Scudetto der Interisti. In 35 Partien netzte er 22 Mal ein.

Eto'o könnte als erster Spieler in drei Champions-League-Finals einen Treffer erzielen. Der Kameruner traf bereits 2006 gegen Arsenal und vergangenes Jahr gegen ManU für den FC Barcelona. Er wäre zudem erst der vierte Spieler, der den Titel verteidigen könnte (Marcel Desailly, Paulo Sousa und Gerard Pique).

Aber auch der FC Bayern muss sich mit dem unermüdlichen Olic im Angriff nicht verstecken. Der Stürmer traf schon sieben Mal in der "Königsklasse", nur Messi liegt mit acht Treffern noch vor ihm. Darüber hinaus war Olic für fünf der vergangenen sieben Bayern-Tore in der Champions League verantwortlich.

Im Halbfinalrückspiel gegen Lyon traf er gleich drei Mal. Zuvor gelang es nur Alessandro Del Piero, drei Treffer in einem Champions-League-Semifinale zu erzielen. Alle 89 Minuten netzte Olic in der Champions League in dieser Saison ein, Milito hingegen benötigte mehr als doppelt so lange für ein Erfolgserlebnis (212 Minuten).

Trainer: Leichter Vorteil Bayern

Zwischen 1997 und 2000 war Bayerns Trainer van Gaal Chefcoach beim FC Barcelona und damit "Lehrmeister” des damaligen Co-Trainers (und Übersetzers) Jose Mourinho. Der Bayern-Coach verfügt über deutlich mehr Erfahrung als sein Zögling.

Van Gaal gewann über 60 Prozent seiner Duelle in der Champions League (52 von 86 Partien). Sein Gegenüber liegt mit 48 Prozent gewonnener Spiele deutlich hinter dem Niederländer (32 von 66 Spielen).

Entweder Mourinho (2004 Champions-League-Sieger mit dem FC Porto) oder van Gaal (1995 mit Ajax Amsterdam) wird zum dritten Trainer, der die "Königsklasse" zwei Mal mit verschiedenen Clubs gewinnen konnte. Die beiden, denen dies bislang gelungen ist, waren jeweils mit mindestens einem deutschen Club erfolgreich: Ottmar Hitzfeld (Dortmund und Bayern) und Ernst Happel (Feyenoord und HSV).

Sebastian Stolz