Vier Kinder begrüßte Kölns Vizepräsident Jürgen Glowacz 1996 in seiner Fußballschule, heute trainieren dort jeden Monat etwa 400 Jungen und Mädchen
Vier Kinder begrüßte Kölns Vizepräsident Jürgen Glowacz 1996 in seiner Fußballschule, heute trainieren dort jeden Monat etwa 400 Jungen und Mädchen

Auf der Suche nach dem neuen Podolski

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Der Ansturm war nicht gerade überwältigend. "Vier Kinder standen am ersten Tag da, und ich habe Klaus Pabst gefragt, wann die anderen kommen. Aber es kam niemand mehr." Heute kann Jürgen Glowacz über die ersten Tage der 1. Jugend-Fußball-Schule Köln im Frühjahr 1996 schmunzeln.

Denn 2009 ist die Fußball-Schule des heutigen Vizepräsidenten und ehemaligen Profis des 1. FC Köln wohl eine der gefragtesten in ganz Deutschland.

400 Kinder pro Monat

Heute nehmen jeden Monat mehr als 400 Kinder und Jugendliche an Kursen und Spielbetrieb teil; in den Ferien kommen meist noch 100 pro Woche dazu. 35 Trainer kümmern sich um den Trainingsbetrieb, der im Unterschied zu vielen anderen Fußball-Schulen das gesamte Jahr läuft.

"Ich bin Kölner und ich hatte den Wunsch, Kinder von der Straße zu holen und durch den Fußball sinnvoll zu beschäftigen", sagt Glowacz. In dem Diplom-Sportlehrer Klaus Pabst fand der 253-malige Bundesliga-Spieler einen Geschäftspartner, der zur gleichen Zeit ein Konzept für eine Fußball-Schule entwickelt hatte.

"Jeder Ballkontakt macht den Spieler besser"

Im Lauf von fast 14 Jahren wurde das Konzept erheblich ausgebaut. Anfangs boten Glowacz und Pabst ausschließlich zeitlich begrenzte Kurse an, in denen das Üben mit Ball immer im Mittelpunkt stand. "Das war vergleichbar mit Tennis- oder Skikursen. Wir haben den Kindern eine Möglichkeit gegeben, sich bei uns - neben dem Vereinstraining - durch zusätzliches Balltraining stetig zu verbessern", erklärt Pabst.

An diesem Prinzip hat sich eigentlich nichts geändert, auch wenn das Angebot der Fußball-Schule viel größer geworden ist. "In Brasilien haben viele Kinder jeden Tag mehrere Stunden den Ball am Fuß. Deshalb sind sie technisch so stark. In unserer Fußballschule hat jeder Spieler unzählige Ballkontakte und jeder Ballkontakt macht den Spieler besser", sagt Glowacz.

Sonderkurse und Sommerferien-Camp

Großen Anklang finden regelmäßig die Sonderkurse, die mit einem speziellen Schwerpunkt angeboten werden: Stürmertraining, Abwehrtraining, Training der Beidfüßigkeit oder Zweikampfschulung. Oder das Sommerferien-Camp in Köln mit Freizeitprogramm, Ausflügen und Vollpension.

Parallel zum Kursangebot haben Glowacz und Pabst die 1. Jugend-Fußball-Schule Köln e.V. aufgebaut, die als eigener Verein mit aktuell zwölf Mannschaften am regulären Spielbetrieb des Jugendfußballs teilnimmt.

Internat für die größten Talente

Die talentiertesten Spieler können außerdem das Fußball-Internat Köln in Anspruch nehmen, ein Angebot für die besten Spieler der Altersbereiche U 12 bis U 15. Die ausgewählten Spieler wohnen zu Hause bei ihren Eltern und gehen in die Schule vor Ort. Das Internat bietet Mittagessen, tägliches Training und Hausaufgabenbetreuung.

Die Geschäftsstelle und die vielen Trainingsplätze liegen in unmittelbarer Nähe zum Kölner RheinEnergie-Stadion und auch konzeptionell arbeiten die Fußballschule und der 1. FC Köln inzwischen eng zusammen. So geht ein Team der Fußballschule offiziell als U 13 des 1. FC Köln in der Sonderstaffel an den Start.

FC-Profi Taner Yalcin absolvierte Trainingsprogramm

"Der 1. FC Köln soll die besten Spieler von uns bekommen, wenn sie das hohe Niveau erreichen. Umgekehrt bieten wir den Spielern, die es beim FC nicht schaffen, die Möglichkeit, bei uns auf sehr hohem Niveau weiterzutrainieren. Es findet also ein Austausch statt", beschreibt Glowacz die Kooperation.

Einen zweiten Lukas Podolski hat Glowacz für den 1. FC Köln in seiner Fußball-Schule noch nicht entdecken können. Immerhin hat Taner Yalcin, der in der abgelaufenen Hinrunde drei Mal für den 1. FC Köln auflief, am Trainingsprogramm der Fußball-Schule teilgenommen und lief früher als Gastspieler in deren Teams auf.

"Wir haben bis jetzt etwa 35 Spieler für den FC ausgebildet, das ist noch ausbaufähig", blickt Glowacz voraus. Aber wer weiß? Ausbaufähig war die Fußball-Schule auch anfangs, im Frühjahr 1996, ehe sie sich zu einer "Kölner Erfolgsgeschichte" (Glowacz) entwickelt hat.

Stefan Kusche