Auf der Suche nach dem letzten Tick

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Sinsheim - Wieder einmal kann 1899 Hoffenheim eine 1:0-Führung nicht in einen Sieg verwandeln. Der späte 1:1-Ausgleich gegen den 1. FC Nürnberg bringt die Hoffenheimer mit nun 24 Punkten in der Tabelle nicht voran.

Zum zehnten Mal war die Mannschaft von Trainer Ralf Rangnick in dieser Saison mit 1:0 in Front gegangen, zum sechsten Mal sprang am Ende kein Sieg heraus. "Man muss auch mal ein dreckiges 1:0 über die Runden bringen", haderte 1899-Manager Ernst Tanner.

Hoffenheim lässt gute Chancen aus

Doch noch viel mehr als der späte Ausgleich durch den eingewechselten Christian Eigler (87.) ärgerte Trainer Rangnick die Tatsache, dass seine Mannschaft nach der Führung von Marvin Compper (55.) das entscheidende 2:0 nicht erzielte.

"Bevor Nürnberg den Ausgleich machte, hätte das Spiel längst entschieden sein müssen", sagte Rangnick. Chancen zum 2:0 gab es genug: Doch Peniel Mlapa (60.), Gylfi Sigurdsson (71.), Sejad Salihovic (80.) und Boris Vukcevic (82.) schossen entweder knapp am Tor vorbei oder scheiterten am guten Nürnberger Torwart Raphael Schäfer.

"Wir bringen uns selbst um den Lohn"

"Jeder hat gesehen, dass wir die bessere Mannschaft waren. Es ist bitter, dass wir nicht den Deckel draufgemacht haben", analysierte Torschütze Compper. "Wir haben versucht, nachzulegen, aber das Tor einfach nicht gemacht und sind dann bestraft worden", sagte Kapitän Andreas Beck: "Es ist jedes Mal dasselbe, wir bringen uns selbst um den Lohn."

Statt 24 Punkten könnte seine Mannschaft auch 30 Zähler haben, meint Trainer Rangnick. So aber ist der Ertrag bislang zu gering ausgefallen für sein Team. Dass die hoch überlegen gestaltete Partie nicht gewonnen wurde, lag eindeutig an der schlechten Chancenverwertung. "Das Spiel hätten wir vorne entscheiden müssen", gab auch Mittelfeldspieler Sejad Salihovic zu.

Ursachenforschung

Und Beck bemängelte bei allem Bemühen, dass "zum wiederholten Mal der letzte Tick gefehlt hat". Im Prinzip spielen die Hoffenheimer nach einer schwachen Rückrunde in der letzten Saison nun eine gute Vorrunde. Dennoch ärgern sie sich, weil die Mannschaft trotz ansprechender Leistungen in den vergangenen Wochen von Platz 3 auf 7 abrutschte.

Im Kraichgau sind sie auf der Suche nach Antworten auf die Frage, warum die Mannschaft den so genannten "Killerinstinkt" so oft vermissen lässt. "Vielleicht ist es jugendlicher Leichtsinn. Auch Pech und ein bisschen Unvermögen kommen hinzu", vermutet Tanner.

Zum Abschluss der Vorrunde wollen die Spieler zeigen, dass sie lernen können - und beim VfL Wolfsburg gewinnen. 55 Punkte brauche man am Ende, um einen Platz zur Teilnahme am internationalen Wettbewerb zu sichern, glaubt der Manager und schränkt gleichzeitig ein: "Wir haben aber nie gesagt, dass wir einen internationalen Wettbewerb erreichen wollen." Insgesamt sei man zufrieden mit der bisherigen Saison. Dass sie aber noch besser hätte laufen können, ärgert die Hoffenheimer schon ein bisschen.

Tobias Schächter