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Ex-Profi Karl-Heinz "Charly" Körbel ist Berater des Vorstands von Eintracht Frankfurt und leitet zudem die Fußballschule des Vereins
Ex-Profi Karl-Heinz "Charly" Körbel ist Berater des Vorstands von Eintracht Frankfurt und leitet zudem die Fußballschule des Vereins

"Auf das Wunder hoffen"

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Frankfurt - Eintracht Frankfurt ist der große Verlierer des 33. Spieltags. Durch die 0:2-Niederlage gegen den 1. FC Köln und den gleichzeitigen Sieg von Borussia Mönchengladbach sind die Hessen auf den 17. Tabellenplatz abgerutscht.

Angesichts des Rückstands von einem Punkt auf die "Fohlen" sowie den VfL Wolfsburg ist die Mannschaft von Trainer Christoph Daum auf Schützenhilfe angewiesen. Um die Chancen der Eintracht auf den Klassenerhalt zu erörtern, hat bundesliga.de mit dem Frankfurter Urgestein Karl-Heinz "Charly" Körbel gesprochen, der erklärt, wie es zu dieser brensligen Lage kommen konnte und wie sein ehemaliger Club vielleicht doch noch den drohenden Abstieg vermeiden kann.

bundesliga.de: Herr Körbel, gegen den 1. FC Köln hat die Eintracht mit 0:2 verloren. Die Mannschaft wirkte ängstlich. Was war los?

Karl-Heinz Körbel: Das war eigentlich das große Problem, das wir schon die ganze Zeit über haben. Von Woche zu Woche ist die Hoffnung da, dass es klappt. Nach dem 1:1 gegen Bayern München war man guter Dinge und wollte auch in Mainz punkten. Das hat nicht funktioniert. Und so sind mit jedem Spieltag die Chancen weiter geschwunden. Jetzt haben wir das riesen Problem, dass es nur noch einen Spieltag gibt und man unbedingt gewinnen muss, um überhaupt noch eine Chance zu haben. Das hätte keiner für möglich gehalten, dass es dazu kommen könnte. Das ist dann wohl auch das Problem innerhalb der Mannschaft. Die ist teilweise wie gelähmt. Nur so kann ich mir diese Entwicklung erklären.

bundesliga.de: Zumal die ersten Spiele unter Christoph Daum ja eigentlich ganz gut liefen. Gegen Wolfsburg und gegen Bremen stimmte nur das Ergebnis nicht.

Körbel: Auch das Spiel gegen Hoffenheim war in Ordnung. Das haben wir ja nur durch einen individuellen Fehler abgegeben. Da hätten wir also mindestens einen Punkt holen müssen. Aber so ist es halt einmal, wenn du unten stehst. Die anderen sind dann gut aufgekommen. Gladbach hat eine Serie gestartet, Kaiserslautern hat auf Schalke gewonnen. Das sind Ergebnisse, mit denen vorher so niemand gerechnet hätte. Wir haben uns vielleicht auch ein wenig blenden lassen, weil wir wussten, dass Kaiserslautern noch zu uns kommt, St. Pauli auch. Gladbach war ja eigentlich schon ganz abgeschrieben. Und jetzt sind wir auf einmal ganz tief drin. Dass wir in diese Abwärtsspirale geraten sind und, so wie es aussieht, auch nicht mehr herauskommen, ist wahnsinnig enttäuschend.

bundesliga.de: Zumal man nach der sehr guten Hinrunde ja gar nicht mit einer solchen Entwicklung rechnen konnte. Ist die starke Hinserie etwas, was sich jetzt negativ bemerkbar macht?

Körbel: Klar, das kam ja noch dazu. Wir hatten 26 Punkte zur Winterpause und auch noch Dortmund am 17. Spieltag geschlagen. Vielleicht wäre es besser gewesen, wir hätten verloren. Dann wäre man vielleicht wachsamer gewesen und hätte im Winter unter Umständen noch ein, zwei Verstärkungen geholt. Gerade, weil ja Leistungsträger wie Chris, Maik Franz und Marco Russ verletzt waren. So dachte man, dass einem mit 26 Punkten nicht mehr viel passieren kann. Sehr gravierend war aber auch, dass wir acht Spiele lang kein Tor geschossen haben.

bundesliga.de: Was passiert innerhalb einer Mannschaft, wenn man auf einmal in einer solchen Spirale steckt?

Körbel: Das ist unheimlich schwierig. Es wurde ja alles versucht: Trainerwechsel, individuelle Gespräche, Trainingslager, und, und, und. Aber die Art und Weise, in der wir spielen, zeigt ja auch, dass jeder unglaublich mit sich selbst beschäftigt scheint. Jeder schiebt die Verantwortung weiter. Das war in Mainz deutlich zu sehen und jetzt gegen Köln auch. So kann man in der Bundesliga nicht bestehen. Wir sind nicht in der Lage, den Gegner unter Druck zu setzen. Köln hatte vor dem Spiel vom Wochenende auswärts erst ein Spiel gewonnen und wir erspielen uns gegen die keine einzige Torchance. Und das im Abstiegskampf, wo es um alles geht. Da war deutlich zu sehen, wie hilflos jeder Einzelne ist und auch, dass einige einfach nicht die Klasse haben.

bundesliga.de: Diese Ohnmacht, die gegen Köln festzustellen war: Fehlt da einer wie Maik Franz, der auf dem Feld auch mal ein Zeichen setzen kann?

Körbel: Nicht nur Maik Franz. Chris, über den man ja schon gar nicht mehr redet, weil er schon so lange fehlt, ist auch sehr wichtig für die ganze Mannschaft. Ich denke aber, dass diese Torflaute am gravierendsten war. Wir sind zu ausrechenbar und haben im Spielaufbau richtige Probleme und in der Rückrunde sind wir dadurch richtig eingebrochen. Dann kam jetzt noch die Unruhe hinzu über den Weggang von Patrick Ochs, der am Samstag aber noch richtig gekämpft hat. Vor seiner Leistung ziehe ich den Hut. Wenn man sich die Belastung vorstellt, die eine solche Meldung mit sich bringt, war das eine sehr starke Leistung. Aber der Großteil der Mannschaft bringt einfach nicht die Leistung aus der Vorrunde und schiebt die Verantwortung einfach weiter.

bundesliga.de: Wie sehen Sie den Trainerwechsel, der zum 28. Spieltag vorgenommen wurde?

Körbel: Der Trainer war halt damals das schwächste Glied. Doch auch für Christoph Daum ist es enorm schwer. Der erkennt den Zustand der Mannschaft ja auch und kann nur noch Durchhalteparolen geben. Auch er wird wissen, dass es unheimlich schwer wird, die Klasse doch noch zu halten.

bundesliga.de: Jetzt ist es durch den Verlauf des 33. Spieltags so gekommen, dass die Eintracht auf einen direkten Abstiegsplatz gerutscht ist und auf Schützenhilfe angewiesen, um es doch noch schaffen zu können. Wie stehen die Chancen, dass Frankfurt doch noch in der Bundesliga bleibt?

Körbel: Null. So wie die letzten drei Spieltage gelaufen sind, auch was die Konkurrenz betrifft, ist alles gegen uns gelaufen. Ich hoffe zwar noch, dass wir es schaffen, auch wenn ich mir nicht recht vorstellen kann, wie. Unsere Chance könnte sein, dass Gladbach sich vielleicht denkt, es sei durch und dass der HSV sich nicht mit einer Niederlage verabschieden will. So müsste das dann auch in Hoffenheim sein, wo ja der VfL Wolfsburg spielt. Und Dortmund feiert vielleicht die ganze Woche und nimmt uns nicht ganz ernst. Vielleicht holen wir ja dort einen Punkt. Aber die Frage ist, ob der dann reicht? An einen Sieg mag ich gar nicht denken.

bundesliga.de: Das Prinzip Hoffnung regiert in Frankfurt.

Körbel: Ja, man wird schon alles daran setzen, doch noch in der Liga zu bleiben. Solange es noch möglich ist, auf jeden Fall. Wir haben ja seinerzeit in Kaiserslautern mit dem 5:1 bewiesen, dass nichts unmöglich ist. Das ist ja das Schöne am Fußball, dass auch in dieser Situation noch Nichts endgültig entschieden ist. Aber man muss die Situation realistisch einschätzen und sagen, dass die Chancen minimal sind.

bundesliga.de: Damals, 1999, hat es das Wunder gegeben.

Körbel: Eben! Und darauf muss man hoffen. Aber damit sowas passiert, muss man auch etwas tun. Jeder einzelne Spieler muss alles geben und alles versuchen, um den Klassenerhalt doch noch zu verhindern.

Das Gespräch führte Gregor Nentwig