Tor-Debütant und Doppelpacker: Dortmunds Milos Jojic (l.) und Pierre-Emerick Aubameyang ließen Frankfurt keine Chance (© Imago)
Tor-Debütant und Doppelpacker: Dortmunds Milos Jojic (l.) und Pierre-Emerick Aubameyang ließen Frankfurt keine Chance (© Imago)

Auch zuhause läuft es wieder

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Dortmund - Norbert Dickel hatte das Mikro wohl noch nicht ganz aus der Hand gelegt, da schlug es auch schon ein. "Das  gibt es doch gar nicht", brüllte der Kult-Stadionsprecher gegen die jubelnde Menge an, nachdem er gerade eben die erste Auswechslung der Gastgeber durchgesagt hatte. Winter-Neuzugang Milos Jojicfeierte 17 Sekunden nach seiner Einwechslung mit seinem Tor zum 4:0 einen fabelhaften Einstand und setzte damit einer BVB-Gala gegen Frankfurt noch die Krone auf.

Kehl: "So kann man auch Geschichte schreiben"

Für Dortmund war es nicht nur ein Tag der Serien und Rekorde, die Art und Weise wie sich die Mannschaft gegen die Hessen präsentierte, hat gezeigt, dass der BVB endgültig zurück in der Spur zu sein scheint. "Wir sind zuletzt richtig zusammengerückt und freuen uns heute über zwei Dinge, die wir lange nicht mehr hatten", sagte Kapitän Sebastian Kehl nach dem souveränen Auftritt seines Teams. Zum einen meinte er den ersten Heimsieg seit November - Dortmund war zuhause vier Partien sieglos. Eine längere Durststrecke gab es zuletzt 2006 unter Bert van Marwijk (fünf Spiele) - zum anderen das erste Zu-Null-Spiel seit dem 9. Spieltag. 

Der Rekord von Jürgen Klopp, der in seinem 191. Spiel den 111. Sieg feiern konnte und damit die Marke von Ottmar Hitzfeld (111 Siege in 208 Spielen) egalisierte, das Torjäger-Duell zwischen Robert Lewandowski und Pierre-Emerick Aubameyang sowie das Blitz-Tor von Jojic sorgten in den Stadion-Katakomben für reichlich Gesprächsstoff und gute Stimmung.

"So kann man auch Geschichte schreiben, sensationell. Ich renne seit 17 Jahren in diesem Geschäft umher und versuche irgendwas in dieser Richtung zu erreichen und er kommt rein und macht nach vier Sekunden sein Tor, das ist mega", kommentierte Sebastian Kehl die schnellste Tor-Premiere der Bundesliga-Historie. Auch Nuri Sahin freute sich für den Serben, der von Partizan Belgrad zum BVB gekommen war. "Er spricht noch kein deutsch und kaum englisch. Aber er läuft los und macht ihn rein. Besser geht es nicht. Das wird ihm für die Integration in die Mannschaft und in den deutschen Fußball guttun."

Klopp: "Es ist nur eine schöne Zahl"

Sichtlich gut tat es auch Jürgen Klopp, auf der Pressekonferenz endlich wieder einen Sieg vor heimischem Publikum kommentieren zu dürfen. "Das war stark, von der ersten Sekunde an waren wir so griffig, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir haben eine super Mentalität gezeigt, sind immer dran geblieben und haben alle Tore zum perfekten Zeitpunkt gemacht." Seinem persönlichen Rekord dagegen wollte er keine größere Bedeutung beimessen. "Es ist nur eine schöne Zahl. Es ist so gekommen, weil Dortmund ein großartiger Verein ist, ich ein fantastisches Trainerteam habe und wir im Laufe der Jahre relativ gute Fußball-Mannschaften hatten. Bei Ottmar war es damals wohl nicht anders. Er hat die Dinger auch nicht selber rein geschossen".

Offensive ist ins Rollen gekommen

Aktuell sorgt hierfür vor allem ein überragendes Offensiv-Duo. Lewandowski, der mit 14 Treffern (zusammen mit Herthas Adrian Ramos) die Torschützenliste anführt und Aubameyang, der vorzugsweise mindestens doppelt trifft (bereits zum vierten Mal in dieser Saison), mit 13 Buden. "Wer am Ende die Tore schießt, ist nicht wichtig", sagt "Auba" (Interview), so wie es sich gehört, doch das interne Duell scheint ihn und "Lewy" doch zu reizen, auch wenn er sagt, dass "ich mich für Robert freuen würde, wenn er Torschützenkönig wird und ich in seiner Nähe lande. Für mich ist es eine zusätzliche Motivation. Für ihn sicher auch." Mit inzwischen insgesamt 27 Toren "haben wir gemeinsam den ersten Platz wohl sicher", sagte Lewandowski grinsend.

In jedem Fall beeindruckend: Dortmunds Offensive ist mit 13 Toren aus den letzen vier Partien wieder mächtig ins Rollen gekommen. Das Team präsentiert sich insgesamt gefestigt, das gefürchtete Umschaltspiel funktionierte gegen Frankfurt fast wieder wie in alten Zeiten. Der Sprung auf Platz 2 - das Saisonziel - scheint in dieser Form nur eine Frage der Zeit. Und nachdem nach über drei Monaten Heimfluch der Knoten nun geplatzt ist, steht wohl auch einer neuen Serie vor heimischer Kulisse nichts mehr im Wege. Nicht nur Stadionsprecher Norbert Dickel würde es freuen. 

Aus Dortmund berichtet Markus Hoffmann