Es läuft: Trotz einer schweren zweiten Halbzeit reichte es für Kuba und den BVB zum Arbeitssieg über Werder Bremen
Es läuft: Trotz einer schweren zweiten Halbzeit reichte es für Kuba und den BVB zum Arbeitssieg über Werder Bremen

Auch Meister haben Träume

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Dortmund - Dass man beim BVB nur ungern über die Meisterschaft spricht, ist hinlänglich bekannt. Zurzeit muss man es aber auch gar nicht. Seit dem ist ganz Dortmund gedanklich schon im DFB-Pokal. Das Halbfinale beim Zweitliga-Spitzenreiter in Fürth am Dienstag elektrisiert auch den Deutschen Meister.

Defensiv bärenstark, offensiv mangelhaft

Seinen Fünf-Punkte-Vorsprung an der Tabellenspitze hat der BVB mit dem 1:0-Sieg über Werder Bremen zwar nicht glanzvoll, aber souverän verteidigt. Ein Erfolg aus der Rubrik Arbeitssieg, woraus Mats Hummels auch gar kein Hehl machte: "Es gibt immer mehr dreckige Siege als schön herausgespielte. Aber das Entscheidende ist: Selbst wenn wir mal einen kleinen Bruch im Spiel haben, stehen wir defensiv gut. Und Siege zu Null sind doch die Lieblingssiege eines Verteidigers."



Während die Bayern derzeit mit ihren Gegnern ein munteres Scheibenschießen veranstalten, begnügt sich Borussia Dortmund mit eher ungewohntem Minimalismus. Weniger Selbstvertrauen zieht der Meister daraus aber nicht - und weniger Punkte gibt s für ein geschmackloses 1:0 auch nicht. "So wie wir gegen Bremen gespielt haben, ist es eine logische Konsequenz, dass wir so viele Spiele am Stück nicht verloren haben", stellte Sebastian Kehl zufrieden fest. "Wir haben defensiv wieder wahnsinnig gut gestanden. Wir haben eigentlich gar nichts zugelassen."

Tatsächlich verdankte es der BVB vor allem seiner kompakten und kompromisslosen Defensivarbeit, dass niemals der Eindruck entstand, Werder könnte die Partie nach dem frühen Tor von Shinji Kagawa noch drehen. "Wir hatten eigentlich gar keine Angst, dass wir noch ein Gegentor kassieren", sagte Ilkay Gündogan.

Offensiv hingegen lief diesmal nicht alles rund, wie auch Gündogan selbstkritisch einräumte: "Wir haben unsere Möglichkeiten vorne manchmal zu hektisch abgeschlossen. Dadurch gab es viele Fehler." Im gegnerischen Strafraum fehlte dieses Mal neben der Präzision auch die Entschlossenheit und Durchschlagskraft, so dass außer einem Pfosten- und einem Lattentreffer nichts Zählbares heraussprang. "Es wäre einfacher gewesen, wenn wir noch ein Tor nachgelegt hätten", meinte Sebastian Kehl.

Kehl spricht Tacheles



Gereicht hat es am Ende trotzdem. Und so war es nach dem 20. Spiel ohne Niederlage und mit einem neuen Vereinsrekord im Gepäck dem Kapitän vorbehalten, ein offenes Wort zum Thema Meisterschaft ganz gelassen auszusprechen. "In aller Bescheidenheit", merkte Kehl an, dass "wir uns lächerlich machen, wenn wir jetzt behaupten, wir seien kein ernsthafter Titelanwärter. Wir spielen guten Fußball und wollen am Ende auch oben stehen."

Doch das ist Zukunftsmusik. Seit Samstagnachmittag, 17.15 Uhr, zählt für die Borussia nur noch eines - das DFB-Pokal-Halbfinale bei der SpVgg Greuther Fürth. Und dieser Gegner nötigt dem Meister gehörigen Respekt ab, wie Mats Hummels bestätigt: "Die Mannschaft ist in einer richtig guten Verfassung. Sie haben einen echten Lauf, das weiß jeder!" Dass der Spitzenreiter der 2. Bundesliga seine Partie bei 1860 München deutlich mit 4:1 gewonnen hatte, hatte sich auch bei den Borussen schnell herumgesprochen.

"Wir wollen unbedingt nach Berlin"



Zudem stellt sich der BVB auf einen extrem hitzigen Pokalfight ein - und das nicht nur, weil in den Fürther Reihen mit Gerald Asamoah ein Ur-Schalker auf die Dortmunder wartet. "Das wird ein Spiel, wie wir es in der letzten Runde schon in Düsseldorf erlebt haben, mit einer richtig heißen Atmosphäre", ist Hummels überzeugt. "Das Publikum wird in Fürth für die Stimmung seines Lebens sorgen." Mit nicht mehr und nicht weniger als "einem echten Hexenkessel" rechnet auch Marcel Schmelzer.

Doch Bange machen gilt nicht, denn auch Meister haben Träume. "Es ist ein sehr wichtiges Spiel - für uns, für den Verein und für die Stadt. Wir wollen unbedingt nach Berlin", lässt Ilkay Gündogan keinen Zweifel. Die Favoritenrolle nimmt der BVB dabei an, dem Druck will er standhalten, stellt Hummels klar: "Natürlich ist der Druck am Dienstag für uns da. Wir sehen aber vor allem die Chance, nach Berlin zu fahren. Und das überwiegt!"

Aus Dortmund berichtet Dietmar Nolte