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Endlich über eigene Tore darf Aron Johannsson beim SV Werder Bremen jubeln - © © imago / Uwe Kraft
Endlich über eigene Tore darf Aron Johannsson beim SV Werder Bremen jubeln - © © imago / Uwe Kraft

Aron Johannsson: Werder Bremens Top-Joker wider Willen

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Bremen - Er verkörpert die aktuell positive Entwicklung des SV Werder Bremen wie kein Zweiter: Aron Johannsson. Der US-Amerikaner spielte unter Trainer Alexander Nouri praktisch kein Rolle, doch seitdem Florian Kohfeldt bei den Bremern das Zepter übernommen hat, glänzt Johannsson vor allem als Joker. Im Exklusiv-Interview spricht der 27-Jährige über seine lange Leidenszeit und über die aktuelle Situation der Bremer vor dem anstehenden wichtigen Heimspiel am Montag gegen den 1. FC Köln.

Video: Johannsson trifft gegen Gladbach zum Ausgleich

bundesliga.de: Herr Johannsson, Werder Bremen hat nur zwei Punkte Vorsprung auf den VfL Wolfsburg und den 1. FSV Mainz 05, der im Moment den Relegationsplatz bekleidet. Wie schätzen Sie die aktuelle Lage im Tabellenkeller ein?

Aron Johannsson: Es ist eine schwierige Situation, in der wir uns befinden. Und aus der wir so schnell, wie möglich heraus wollen. Wir haben jetzt ein äußerst wichtiges Spiel gegen Köln und wenn wir das gewinnen, wäre das ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.

bundesliga.de: Glauben Sie, dass der 1. FC Köln und der Hamburger SV noch eine realistische Chance auf den Klassenerhalt haben?

Johannsson: In der Bundesliga haben immer wieder Clubs gezeigt, dass sie sich aus schier aussichtslosen Lagen befreien können. Für uns ist es wichtig, dass wir uns nur auf unser nächstes Spiel fokussieren und das ist ja gegen Köln.

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bundesliga.de: Werder Bremen wird in den vergangenen Wochen immer wieder für seinen Offensivfußball gelobt. Von den Teams in der unteren Tabellenhälfte sei Werder das mit Abstand spielstärkste, dennoch konnte sich Werder nicht aus dem Abstiegskampf verabschieden. Warum nicht?

Johannsson: Es spielt für uns innerhalb der Mannschaft keine Rolle, was über uns geschrieben oder gesagt wird. Wir fokussieren uns auf unsere Ziele. Wir wollen nach oben schauen, nicht nach unten. Am Montag gegen Köln haben wir eine gute Chance. Wenn wir gewinnen, können wir den Blick wieder nach oben richten. Wir wissen, dass wir uns immer noch in einer sehr gefährlichen Lage befinden. Wenn die Teams, die hinter uns liegen, mal eine Serie starten und wir nicht weiter Punkte holen, werden sie uns einholen. Im Moment ist es auch egal, ob wir schönen oder hässlichen Fußball spielen. Hauptsache wir punkten.

Gegen Leverkusen trifft Johannsson im Viertelfinale des DFB-Pokals - © imago / Sven Simon

"Jetzt habe ich einen Trainer, der mir das Vertrauen schenkt. Und ich bin froh, dass ich den Bremer Fans und den Trainern zeigen kann, was ich kann." Aron Johannsson

bundesliga.de: Für Werder ist es in dieser Woche eine ungewöhnliche Situation. Bremen spielte schon am vergangenen Freitag in Gladbach und hat nun zehn Tage Zeit, um sich auf Köln vorzubereiten. Ist das ein Vor- oder Nachteil?

Johannsson: Es ist natürlich keine normale Trainingswoche. Aber wir haben diese Woche genutzt, um uns noch besser auf dieses wichtige Spiel vorzubereiten. Ich denke, dass die lange Pause ein Vorteil für uns ist.

Der Spielbericht zu #BMGSVW

bundesliga.de: Wie wichtig war der Punkt in Gladbach, als Werder nach einem 0:2 noch zurückkam?

Johannsson: Wenn Sie mir vor dem Spiel gesagt hätten, dass wir zur Halbzeit 0:2 zurückliegen und dann noch einen Punkt holen, wäre ich wohl zufrieden gewesen. Aber so wie die zweite Halbzeit gelaufen ist, hat es mich schon ein wenig genervt, dass wir nicht sogar noch gewonnen haben.

bundesliga.de: Der 1. FC Köln muss am Montag schon gewinnen, wenn er noch eine Chance haben will. Was für ein Spiel erwarten Sie?

Johannsson: Wir dürfen auf keinen Fall arrogant auftreten und denken, dass wir gegen den Letzten schon gewinnen werden. Wir spielen zuhause und müssen an die guten Heimspiele anknüpfen. Dann bin ich überzeugt, dass der Sieger am Montag nur Werder Bremen heißen kann.

Claudio Pizarro trifft und trifft und trifft

bundesliga.de: Am Montag kehrt Werder-Legende Claudio Pizarro ins Weserstadion zurück. Sie haben mit ihm zusammengespielt. Ist er für Sie auch eine Art Vorbild? Er traf zuletzt gegen Stuttgart im Alter von 39 Jahren!

Johannsson: Er ist eine Legende und für mich ein großes Vorbild. Als er hier in Bremen war, hat er vor, während und nach dem Training an sich gearbeitet, um seinen Körper fit zu halten. Ich habe mich sehr für ihn gefreut, dass er letzte Woche zum ersten Mal für Köln getroffen hat. Aber in Bremen sollte er lieber nicht treffen (lacht).

"Claudio Pizarro ist eine Legende und für mich ein großes Vorbild.“ Aron Johannsson

Video: 60 Seconds - Bundesliga-Stars under Pressure

bundesliga.de: Sie waren in den vergangenen Wochen vor allem sehr wichtig für ihr Team, wenn sie als Joker von der Bank kamen. Zuletzt schossen Sie den Ausgleich in Gladbach. Sind Sie vorerst zufrieden mit dieser Rolle?

Johannsson: Ich habe auch schon ein paar gute Spiele gemacht, wenn ich von Beginn an gespielt habe. Im Moment bin ich glücklich über jede Minute auf dem Platz. Ich musste lange genug darauf warten. Ich bin aber natürlich auch ein Profi und möchte wie die anderen Spieler auch immer auf dem Platz stehen.

bundesliga.de: Sie sind bereits seit 2015 in Bremen. Leider warfen Sie Verletzungen immer wieder zurück. Wie glücklich Sie sind nun seit längerem wieder vollkommen fit zu sein?

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Johannsson: Ja, in meinem ersten Jahr in Bremen war ich fast nur verletzt. Anschließend musste ich lange auf meine Chance warten. Ich habe mich aber nie hängen lassen und immer an mich geglaubt. Jetzt habe ich einen Trainer, der mir das Vertrauen schenkt, und ich bin froh, dass ich den Bremer Fans und den Trainern zeigen kann, was ich kann.

bundesliga.de: Ihre Teamkollegen beschreiben Sie als sehr fröhliche Person. Wie schwer war es für Sie in den langen Verletzungsphasen weiter an sich zu glauben?

Johannsson: Ich habe versucht, immer positiv zu bleiben. Aber natürlich war es physisch und auch mental schwer, sich jeden Tag wieder aufzuraffen, um die Reha-Maßnahmen anzugehen, und nicht auf dem Platz stehen zu dürfen. Ich musste immer daran glauben, dass meine harte Arbeit am Ende belohnt werden wird.

bundesliga.de: In Ihrer Karriere haben Sie schon unter berühmten Trainern wie Jürgen Klinsmann und Marco van Basten gespielt. Jetzt ist Florian Kohfeldt ihr Coach. Können Sie ihn ein wenig charakterisieren?

Johannsson: Ich bin sehr froh, dass er jetzt mein Trainer ist und mir die Chance gegeben hat wieder zu spielen. Er will mit uns offensiven Fußball spielen. Wir sollen aktiv auf dem Platz sein. Wir wissen, was jeder andere auf dem Spielfeld zu tun hat, und es ist egal, wer gerade auf dem Platz steht. Wir funktionieren da sehr gut. Es ist dem Coach zu verdanken, dass das Team so gut funktioniert.

bundesliga.de: Auch wenn Werder vor allem als Team im Moment sehr gut funktioniert, sticht Max Kruse doch ein wenig heraus. Was macht ihn so wichtig für Werder?

Johannsson: Er hat einfach eine unheimliche Qualität. Es ist für mich überraschend, dass er nicht in der Nationalmannschaft spielt. Es gibt nicht viele deutsche Spieler, die dieselben Qualitäten haben. Er hat Ideen und Visionen und kann Pässe, wie kein anderer spielen.

"Max Kruse hat Ideen und Visionen und kann Pässe wie kein anderer spielen." Aron Johannsson

bundesliga.de: Ihre Eltern sind gebürtige Isländer. Sie wurden 1990 in den USA geboren und haben sich später entschieden für die US-amerikanische Nationalmannschaft zu spielen. Dort haben Sie den Spitznamen "Aron Bacon" bekommen, weil Sie dem Schauspieler Kevin Bacon ähneln. Haben ihre Bremer Kollegen Ihnen auch einen Spitznamen verpasst?

Johannsson: Nein, nicht das ich wüsste. Da haben meine Teamkollegen sich noch nichts einfallen lassen.

bundesliga.de: Ihr Vertrag läuft im kommenden Jahr in Bremen aus. Welche Ziele haben Sie in der nahen Zukunft mit Bremen?

Johannsson: Ich habe jetzt erst mal wieder ein paar Spiele gemacht und denke noch nicht viel weiter. Ich möchte Stammspieler werden und so viel wie möglich spielen. In ferner Zukunft möchte ich mein Golf-Handicap auf 5 oder 6 verbessern (lacht). Aktuell ist mein Handicap nur 15!

Das Interview führte Alexander Barklage