Arjen Robben dreht mit seinem Tor zum 2:1 für die Bayern das Spiel - © © imago / MIS
Arjen Robben dreht mit seinem Tor zum 2:1 für die Bayern das Spiel - © © imago / MIS

Arjen Robben vom FC Bayern: "Ich fühle mich nicht wie ein 34-Jähriger"

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München - Ein würdigeres Tor für diesen besonderen Anlass hätte Arjen Robben kaum erzielen können. Einen missglückten Kopfball von Jonathan Tah legte sich Robben mit dem linken Außenrist perfekt vor und vollendete mit dem Vollspann genau links oben in den Winkel. Zum 140. Mal traf der Niederländer in einem Pflichtspiel für den FC Bayern München.

Damit überholte er Giovane Elber, der auf der Tribüne der Allianz Arena anerkennend Beifall klatschte. Und der nächste Meilenstein ist in Sichtweite: Bis zu seinem 100. Bundesliga-Tor für den FC Bayern fehlen dem 34-Jährigen nur noch drei Treffer.

Dass er noch lange nicht genug hat, stellte der Flügelstürmer mit seiner herausragenden Leistung beim 3:1-Erfolg gegen Bayer Leverkusen unter Beweis. "Arjen hat ein richtig gutes Spiel gemacht, nicht nur wegen seines Tores", sagte Teamkollege Niklas Süle. "Man konnte ihn eigentlich immer anspielen, so gierig war er auf den Ball. So einen brauchen wir für die nächsten Wochen. Ein Arjen Robben in Topform hilft uns natürlich immer weiter."

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Wie Robben selbst seine Leistung sah, erklärte er hinterher im Gespräch mit den Journalisten. Außerdem gab er einen Einblick in die Arbeit mit Trainer Niko Kovac und einen Ausblick auf den Start der Champions League.

Frage: Arjen Robben, wie lautet Ihr Fazit zum Spiel? Sind Sie zufrieden mit Ihrer Leistung und hat Sie die etwas verhaltene Spielweise der Leverkusener überrascht?

Spielbericht: Bayern letztlich souverän gegen Leverkusen

Arjen Robben sagt: "Ich bin jetzt 34 Jahre alt und versuche, jeden Moment zu genießen. Manchmal musst du realisieren, wie glücklich du bist, dass du jedes Spiel hier in einer vollen Allianz Arena spielen kannst." - © imago / MIS

"Ich gebe immer Vollgas. Wenn ich nicht spiele, komme ich rein und versuche dann, Gas zu geben"

Perfekte Schusstechnik bei Arjen Robben - © imago / ULMER Sportfotografie

Arjen Robben: Sie haben sehr defensiv agiert, das haben wir schon an der Aufstellung gesehen. Wir haben einfach einen kleinen Fehlstart hingelegt, aber es war gut, dass wir sofort reagiert und das Spiel gedreht haben. Das war wichtig. Es blieb lange beim 2:1, aber am Ende haben wir den Deckel drauf gemacht. Dann war es vorbei.

Frage: Sie haben ein besonderes Tor erzielt. Haben Sie spekuliert, dass der Kopfball von Jonathan Tah so misslingt?

Robben: Manchmal läufst du für nichts, aber du musst es immer versuchen. Er hat ihn nicht gut getroffen, dann habe ich den Ball angenommen - und gut getroffen (lacht). Du brauchst immer auch ein bisschen Glück.

Frage: Ein schwerer Schock waren die beiden Verletzungen von Corentin Tolisso und Rafinha. Wie haben Sie die Situationen gesehen?

Robben: Ich habe es nicht gesehen, denn ich war zu weit weg. Wir müssen abwarten. Bei Coco schaut es nicht so gut aus, aber du musst bis zur Diagnose immer die Hoffnung haben. Wir hoffen natürlich alle, dass es nicht schlimm ist. Es sah nicht gut aus.

Frage: Tolisso hat das erste Tor der Bayern gemacht, auch sonst sehr gut gespielt und war richtig gut drin.

Robben: Er ist ein guter Spieler. Wir haben schon sehr oft gesagt, dass wir alle Spieler brauchen, vor allem jetzt wenn wir so viele Spiele in den englischen Wochen machen. Heute fallen schon mal zwei weg, das ist ganz bitter, nicht nur für die Mannschaft, sondern vor allem für die Spieler selbst.

Frage: Zu Saisonbeginn saßen Sie noch auf der Bank, seither geben Sie richtig Gas. Hat Sie der Platz auf der Bank noch zusätzlich angestachelt?

Robben: Ich gebe immer Vollgas. Wenn ich nicht spiele, komme ich rein und versuche dann, Gas zu geben. Das wird auch noch öfter passieren. Aber dann ist es wichtig, wenn du auf dem Platz stehst, alles zu geben und einfach für die Mannschaft wichtig zu sein.

Die Bayern freuen sich mit Robben über dessen Treffer - © gettyimages / GUENTER SCHIFFMANN/AFP/Getty Images

Video: Bayern mit Rückenwind in die englischen Wochen

Frage: Sie haben heute im Spiel aber einen besonders motivierten Eindruck gemacht.

Robben: Ich bin jetzt 34 Jahre alt und versuche, jeden Moment zu genießen. Manchmal musst du realisieren, wie glücklich du bist, dass du jedes Spiel hier in einer vollen Allianz Arena spielen kannst. Dann musst du das auch genießen. Ich weiß nicht, wie lange es noch andauert, aber jetzt fühle ich mich noch nicht wie ein 34-Jähriger. Ich fühle mich sehr, sehr fit. Hoffentlich bleibt das noch lange so. Dann kann ich Spaß haben am Spielen. Das versuche ich immer. Dann kannst du auch erfolgreich sein.

Frage: Sie haben schon mit vielen verschiedenen Trainern zusammengearbeitet. Was für ein Typ ist Niko Kovac? Ist er eher als eine Art Kumpeltyp zu bezeichnen, der eine andere Art hat, mit den Spielern zu reden?

Robben: Jeder Trainer hat seine eigene Art, aber Kumpel würde ich nicht sagen. Er ist der Trainer, er ist der Chef, er entscheidet. Manchmal macht er einen entspannten Eindruck. Er versucht natürlich, sich mit allen Spielern gut zu verstehen und ein gutes Verhältnis zu allen zu pflegen. Das ist wichtig und auch nicht einfach. Auf mich macht er den Eindruck, dass er noch wie ein Spieler ist. Er ist richtig ehrgeizig und geht seriös an die Sache heran. Er legt sehr viel Wert auf den physischen Bereich, das haben wir in der Vorbereitung gemerkt. Er weiß, was wir brauchen, um erfolgreich zu sein.

Frage: Gefällt Ihnen das?

Robben: Ja, das gefällt mir sehr. Ich finde, er macht das gut, vor allem auch menschlich. Er ist geradlinig. Er sagt, wenn es gut ist und wenn nicht, dann sagt er das auch. Deswegen ist er auch kein Kumpel, weil er auch die Dinge ansprechen muss, die nicht gut sind.

Frage: Was erwarten Sie zum Start der Champions League für ein Spiel in Lissabon gegen Benfica?

"Auf mich macht er den Eindruck, dass er noch wie ein Spieler ist. Er ist richtig ehrgeizig und geht seriös an die Sache heran. Und er weiß, was wir brauchen, um erfolgreich zu sein"

Robben: Das ist die Champions League, das ist wieder etwas anderes. Wir müssen den Weg weitergehen. Wir haben noch immer Verbesserungspotenzial. In der ersten Halbzeit gegen Leverkusen haben wir sehr gut gespielt und auch sehr gut gegen den Ball gearbeitet. In der zweiten Halbzeit haben wir ein bisschen nachgelassen. Wir müssen immer aufpassen bei Fehlpässen, Mannschaften wie Benfica können im Umschaltspiel sehr gefährlich werden. Nach vorne haben sehr viel Qualität und Kreativität. Wir müssen auch gut gegen den Ball arbeiten, nur dann sind wir erfolgreich.

Frage: Ist Benfica schon der schwerste Gegner in der Gruppe, in der auch noch Ajax Amsterdam und AEK Athen warten?

Robben: Das kann man vorher nicht sagen. Ich kenne die Jungs aus Amsterdam ein bisschen. Da ist viel Talent drin, das freut mich zu sehen. Auch die niederländische Nationalmannschaft kommt jetzt wieder ein bisschen. Es macht sehr viel Spaß ihnen zuzuschauen. Ich freue mich auch sehr auf diese beiden Spiele. Aber jetzt steht Benfica an, das ist eine gute Mannschaft.

Aus München berichtet Maximilian Lotz