Mesut Özil markiert nach einer Druckphase der Gastgeber in der 30. Minute das wichtige 1:0 für die deutsche Nationalmannschaft
Mesut Özil markiert nach einer Druckphase der Gastgeber in der 30. Minute das wichtige 1:0 für die deutsche Nationalmannschaft

Arbeitssieg für Löw-Team

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Baku - Mit letzter Kraft zum EM-Ticket: Die stark ersatzgeschwächte deutsche Nationalmannschaft steuert trotz einer schwachen Leistung im Rekordtempo auf die EURO 2012 in Polen und der Ukraine zu.

Nach einem glanzlosen 3:1 (2:0) in Aserbaidschan, dem siebten Sieg im siebten Qualifikationsspiel, kann das Team von Bundestrainer Joachim Löw nur noch theoretisch vom ersten Platz in der Gruppe A verdrängt werden.

Özil bricht den Bann

Dafür müsste die DFB-Auswahl allerdings alle Spiele verlieren, Verfolger Türkei dürfte sich zugleich in vier Spielen keinen Punktverlust mehr erlauben. Deutschland würde damit zum elften Mal in Folge seit 1972 an einer EM-Endrunde teilnehmen.

Die junge deutsche Mannschaft tat sich zum Abschluss einer strapaziösen Saison lange Zeit sehr schwer, ehe Spielmacher Mesut Özil mit dem 1:0 in der 30. Minute den Erfolg gegen das vom früheren Bundestrainer Berti Vogts betreute Aserbaidschan einleitete.

Löw baut Startelf um

Torjäger Mario Gomez gelang in der 41. Minute nach einem Klasse-Pass von Özil, neben Toni Kroos auffälligster Spieler, das 2:0. Murad Husejnow (89.) bestrafte die Fahrlässigkeit der deutschen Elf - gezittert werden musste aber nicht mehr, denn Andre Schürrle (90.+3) schlug in der Nachspielzeit zurück.

Löw brachte im Vergleich zum 2:1 am vergangenen Freitag in Österreich drei neue Spieler und stellte auf vier Positionen um. So spielte Kapitän Philipp Lahm anstelle des verletzt abgereisten Sami Khedira im defensiven Mittelfeld neben Kroos.

Lahm führt "DFB-Bubis" an

Lahms Platz als Rechtsverteidiger nahm Benedikt Höwedes ein. Für Arne Friedrich, der in Wien einen rabenschwarzen Tag erlebt hatte, rückte Holger Badstuber in die Innenverteidigung. Zudem ersetzte Dennis Aogo auf der linken Seite der Viererkette Marcel Schmelzer. Unverändert blieb die deutsche Offensive.

Damit lief in Baku eine der jüngsten Mannschaften der deutschen Länderspielgeschichte auf. Die DFB-Auswahl hatte einen Altersdurchschnitt von 23,45 Jahren, Lahm war mit 27 der Älteste. Die Abwehrreihe brachte es gar nur auf 22,75 Jahre im Schnitt.

Deutschland mit Startproblemen

Und die hatte zunächst überraschend einige Probleme zu bewältigen. Nach Ballverlust Lahms, der auf der "Sechs" schon einmal beim 2:1 in England am 22. August 2007 gespielt hatte, verfehlte Alexander Tschertoganow aus 20 Metern nur knapp das Ziel (5.).

Noch mehr Glück hatte Deutschland in der 9. Minute, als Mats Hummels versehentlich Vugar Nadirow bediente. Dessen Schuss lenkte Torhüter Manuel Neuer mit den Fingerspitzen gerade noch an die Latte.

Kroos trifft das Aluminium

Löw stand einige Male wild gestikulierend an der Seitenlinie, besser wurden die Aktionen seiner Spieler dadurch zunächst nicht. Die gut eingestellten Gastgeber zerstörten den deutschen Aufbau mit aggressivem Spiel schon im Ansatz.

Wie in Österreich fehlten den Aktionen Tempo und Präzision. So brachte eine Standardsituation die erste Chance für den WM-Dritten: Kroos traf mit einem sehenswerten Freistoß den Pfosten (18.).

Özil glänzt als Vorbereiter

Auch danach kam die DFB-Elf nicht wie erhofft zum Zug. Gomez, in Österreich mit zwei Treffern noch der Held, hing bis zu seinem Tor völlig in der Luft. So war es zunächst erneut Kroos, der mit einem Weitschuss gefährlich wurde (28.), ehe Özil das 1:0 gelang.

Der Mittelfeldspieler von Real Madrid traf mit einem Flachschuss aus spitzem Winkel - und bereitete dann auch das 2:0 vor, bei dem Gomez nur noch den Fuß hinhalten musste. Badstuber hatte das Feld mit einem 40-Meter-Pass geöffnet.

DFB-Elf kontrolliert das Geschehen

"Wir haben uns einige Male selbst in Schwierigkeiten gebracht, den Gegner aber ansonsten beherrscht", sagte Teammanager Oliver Bierhoff zur Pause. In der zweiten Hälfte war der Widerstand der Gastgeber durch den Rückstand gebrochen.

Die deutsche Elf kontrollierte klar das Spiel, ohne dabei große Glanzpunkte zu setzen. Die beste Torchance zum 3:0 hatte erneut Gomez, der freistehend an Torwart Kamran Agajew scheiterte (68.). Ansonsten beschränkte sich die DFB-Auswahl auf das Nötigste, was durch den Anschlusstreffer bestraft wurde.


Schema: Aserbaidschan - Deutschland 1:3 (0:2)

Aserbaidschan: Agajew/Chasar Lenkoran (25 Jahre/26 Länderspiele) - Malikow/Neftci Baku (25/40), Rashad F. Sadygow/Qarabag Agdam (28/71), Husejnow/PFC Turan Tovuz (23/8), Allahwerdijew/Chasar Lenkoran (27/20) - Tschertoganow/Inter Baku (31/42) ab 86. Rashad A. Sadygow/Qarabag Agdam (27/15) - Amirgulejew/Chasar Lenkoran (21/15), Abischow/Neftci Baku (23/17), Ismailow/Quarabag Agdam (22/3) ab 58. Isajew/FC Gabala (25/2), Nadirow/Qarabag Agdam (23/39) - Jawadow/FK Baku (21/39) ab 72. Murad Husejnow/FC Gabala (22/3)

Deutschland: Neuer/Schalke 04 (25 Jahre/20 Länderspiele) - Höwedes/Schalke 04 (23/2), Badstuber/Bayern München (22/13), Hummels/Borussia Dortmund (22/7), Aogo/Hamburger SV (24/7) - Lahm/Bayern München (27/80), Kroos/Bayern München (21/18) - Müller/Bayern München (21/18) ab 88. Holtby/1. FSV Mainz 05 (20/2), Özil/Real Madrid (22/26) ab 81. Götze/Borussia Dortmund (19/6), Podolski/1. FC Köln (26/89) ab 76. Schürrle/1. FSV Mainz 05 (20/5) - Gomez/Bayern München (25/46)

Schiedsrichter: Michael Koukoulakis (Griechenland)

Tore: 0:1 Özil (30.), 0:2 Gomez (41.), 1:2 Murad Husejnow (89.), 1:3 Schürrle (90.+3)

Zuschauer: 30.000

Gelbe Karte: Nadirow - Höwedes