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"Grünes Licht" für Tests des Video-Assistenten

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Köln - Das bei der FIFA für das Regelwerk zuständige Gremium IFAB hat der Einführung von Tests für eine weitergehende Unterstützung durch technische Hilfsmittel zugestimmt.

"Es ist das logische Ergebnis"

Tests für den Video-Assistenten steht nichts mehr im Wege. Anlässlich seiner Jahrestagung hat der International Football Association Board (IFAB) des Fußball-Weltverbandes (FIFA) am Samstag in Cardiff (Wales) einen entsprechenden Beschluss gefasst. Für die Tests bei Spielen der Bundesliga hatten sich schon vor einigen Wochen die DFL Deutsche Fußball Liga und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) gemeinsam beworben. Inzwischen zeigen weitere nationale Ligen und Verbände Interesse.

FIFA/IFAB möchten die Unterstützung des Schiedsrichter-Teams durch einen Video-Assistenten bei Torerzielung, Elfmeter, Platzverweis und Verwechslung von bestraften Spielern erproben. Nicht geben wird es die zunächst diskutierte Alternative der sogenannten "Challenge", bei der den an einem Spiel beteiligten Mannschaften die Möglichkeit zu einer gewissen Anzahl von Einsprüchen gegen Schiedsrichterentscheidungen zugestanden worden wäre. Die Tests sollen über zwei Jahre verlaufen und analysiert werden. Erst dann, also nicht vor der Saison 2018/19, könnte die offizielle Einführung des Video-Assistenten in Fußball erfolgen.

Stellung zu diesem aktuellen Thema nimmt im Interview auf bundesliga.de Ansgar Schwenken, DFL-Direktor Fußball-Angelegenheiten & Fans, Mitglied der DFL-Geschäftsleitung und im Vorstand des Ligaverbandes.

Frage: Herr Schwenken, der IFAB hat an diesem Samstag Tests für den Video-Assistenten zugestimmt. Für Sie das erwartete Ergebnis?

Ansgar Schwenken: Es ist das logische Ergebnis. Denn die Tests wurden bei fortschreitender Technik in den vergangenen Monaten und vor allem auch in jüngster Vergangenheit in immer stärkerem Maße befürwortet. Auch der neue FIFA-Präsident Gianni Infantino hat sich sehr klar für solche Tests ausgesprochen – nach dem Motto: Je früher umso besser! Von daher kam die IFAB-Entscheidung pro Tests jetzt nicht mehr so überraschend.

Frage: Nach einem entsprechenden Beschluss des Ligavorstands hat sich die DFL gemeinsam mit dem DFB für solche Tests beworben. Wie ist hier der Stand der Dinge?

Ansgar Schwenken: Mit dieser gemeinsamen Bewerbung will der deutsche Fußball auch verdeutlichen, dass er für derartige Innovationen sehr offen ist, dass er dabei eine Rolle als Vorreiter einnehmen und mit gestalten möchte. Mit der FIFA läuft diesbezüglich schon ein intensiver Austausch, dieser wird nach der IFAB-Entscheidung nun sicherlich noch mehr Fahrt aufnehmen, weil es doch schon im Vorfeld der Tests eine ganze Reihe offener Fragen zu klären gilt.

Frage: Welche Position beziehen DFL und DFB dabei?

Ansgar Schwenken: Zunächst einmal hatten wir uns gemeinsam schon für die jetzt erlaubte Testvariante entschieden, bei der ein sogenannter Video-Assistent, kurz VA, den Schiedsrichter und dessen Team auf dem Spielfeld unterstützt. Tests mit der Challenge-Möglichkeit, bei der die beteiligten Mannschaften pro Halbzeit eine gewisse Anzahl von Überprüfungsmöglichkeiten gegen Entscheidungen des Schiedsrichters haben, wird es jetzt als Alternative doch nicht geben. Es werden lediglich vier Spielsituationen berührt sein: Torerzielung, Elfmeter, Rote Karte und Verwechslung eines bestraften Akteurs. Wichtig ist uns vor allem: Das Spiel selbst darf dadurch nicht seinen Charakter verändern; die Entscheidung bei der Hilfestellung muss schnellstmöglich erfolgen, sagen wir mal in einem Zeitraum von maximal 15 Sekunden; und ganz wesentlich: Der Video-Assistent ist kein Oberschiedsrichter! Die letzte Entscheidung liegt auch künftig unverändert beim Unparteiischen auf dem Rasen!

Frage: Was sprach gegen den jetzt nicht erlaubten Challenge-Test?

Ansgar Schwenken: Stellen Sie sich nur vor, dass es in der letzten Minute bei unentschiedenem Stand zu einer umstrittenen Situation kommt – doch die Betroffene Mannschaft hat die Anzahl ihrer Challenge-Möglichkeiten schon aufgebraucht. Und die nicht betroffene hätte womöglich noch eine...

Frage: Wie ist die weitere Vorgehensweise von DFB und DFL?

Ansgar Schwenken: Die Tests sind aufgrund vieler offener Fragen und fehlender Erfahrung auf zwei Jahre ausgelegt. Technik und Personen, die als VA tätig werden, müssen im Falle einer tatsächlichen Einführung zu 100 Prozent funktionieren und aufeinander abgestimmt sein. Herbert Fandel, der Vorsitzende im DFB-Schiedsrichterausschuss, hat ja schon angedeutet, dass er sich in der sehr anspruchsvollen Rolle als Video-Assistent neben den aktiven Bundesliga Schiedsrichtern auch den Einsatz von Schiedsrichter vorstellen könnte, die mit 47 Jahren in der Bundesliga die Altersgrenze erreicht haben.

Frage: Wie sieht der Zeitplan aus?

Ansgar Schwenken: In Abstimmung mit der FIFA werden wir zur kommenden Saison 2016/17 mit Offline-Tests starten, bei denen für den Video-Assistenten in Frage kommende Szenen lediglich analysiert und protokolliert werden, es aber noch keinen Austausch zwischen Schiedsrichter und VA über Funk gibt. Der Zuschauer im Stadion oder am TV-Bildschirm wird davon in dieser Phase überhaupt nichts mitbekommen. Eine Einflussnahme des Video-Assistenten ist anschließend für die Saison 2017/18 vorgesehen – aber weiterhin als Test, jedoch mit möglichen Auswirkungen auf die Schiedsrichterentscheidungen. Nach zwei Jahren – und wie auch schon zwischendurch sehr intensiv – wird die FIFA mit den Testteilnehmern alle Erkenntnisse analysieren und zu einem entsprechenden Ergebnis kommen, möglicherweise also zu dem Schluss, dass der Video-Assistent danach im Fußball Einzug halten wird.

Frage: Schon jetzt wird allerdings diskutiert, dass manche Szene – ob Handspiel, Abseitsstellung oder Foul zum Beispiel – Auslegungssache bleiben.

Ansgar Schwenken: Auch mit Hilfe von Videosequenzen werden wir, das ist völlig klar, nicht alle Situationen auflösen oder richtig bewerten können. Denken Sie nur an die vielen Wiederholungen im Fernsehen über einen für den Video-Assistenten dazu zu langen Zeitraum, nach denen noch immer kein endgültiges Urteil möglich ist. Der Video-Assistent soll aber dazu beitragen, dass Fehlentscheidungen minimiert werden, dass es ein Stück weit mehr gerechter zugeht und das Schiedsrichter-Team durch einen zusätzlichen Kollegen wertvolle Hilfestellung erhält. Diskussionen über unterschiedliche Auslegungen beziehungsweise Bewertungen von fragwürdigen Szenen wird es auch mit dem Video-Assistenten noch geben.