Routinier Heiko Westermann ist die Angst um den HSV anzusehen
Routinier Heiko Westermann ist die Angst um den HSV anzusehen

Die Angst vor dem letzten Mal

xwhatsappmailcopy-link

Hamburg - Der Himmel über Hamburg weint, als die Spieler des HSV am Donnerstag pünktlich um 15 Uhr den Trainingsplatz betreten. Vielleicht ein Grund, warum weniger Fans anwesend waren als zu den Trainingseinheiten zuvor nach der Niederlage in Augsburg.

Slomka sieht "unbedingten Willen"

Elf Kamera-Teams, darunter eines aus den Niederlanden, der Heimat von Kapitän Rafael van der Vaart, zeigten das Interesse an der Zukunft nach nun fast 51 Jahren Bundesliga. Quo vadis, HSV?

21 Spieler hat Mirko Slomka zur Verfügung - so viele wie nie zuvor in seinen zehn Wochen beim Traditionsverein. Für Dennis Diekmeier und Marcell Jansen ist das letzte öffentliche Training vor Ende der Spielzeit 2013/14 das erste in der Woche vorm entscheidenden Spiel bei Mainz 05 (ab 15 Uhr im Live-Ticker).

Wie angekündigt, ließ der 46-Jährige nach dem Warmmachen ausschließlich mit dem Ball trainieren. "Es wäre doch fatal, wenn wir zu diesem Zeitpunkt der Saison noch Kondition trainieren müssten", so der Coach. Die sei vorhanden. "Immerhin haben wir in den letzten beiden Spielen jeweils über 750 intensive Läufe absolviert. Das ist Bundesliga-Rekord", verweist der Trainer nicht ohne Stolz auf "den unbedingten Willen" der Spieler.

Der Trainingsschwerpunkt lässt erahnen, wie Slomka die Hürde Mainz nehmen will. Das schnelle Umschalten von Abwehr auf Angriff wurde geübt. Mit dem Rezept hatte er 2009/10 Hannover am 34. und letzten Spieltag der Saison gerettet und danach zweimal in die Europa League geführt.

Versprecher bei der Pressekonferenz

Zwei Stunden vor Trainingsbeginn fand die letzte Spieltags-PK mit Slomka satt. Es war das letzte Mal in der laufenden Saison, dass er sich den Medien stellte. Und da war es wieder, diese "letzte Mal". Am Donnerstag vergangener Woche fanden sich zahlreiche Fans zum letzten Training vor dem Spiel gegen den FC Bayern ein. Die Fans stellten sich die bange Frage, ob es das  letzte Training vor einem Bundesliga-Heimspiel für lange Zeit sein könne.

Auf der Pressekonferenz vor dem Bayern-Spiel begrüßte sogar der Trainer die anwesenden Journalisten "zur letzten Pressekonferenz vor einem Heimspiel in der Saison", korrigierte sich aber sofort, denn "es gibt natürlich noch eine - vor dem Relegationsspiel zuhause".

HSV als Sieger unter Verlierern

Da neben dem HSV (1:4 gegen Bayern) auch die Konkurrenten Nürnberg (0:2 gegen Slomkas Ex-Club Hannover) und Braunschweig (0:1 in letzter Minute gegen Augsburg) ihre Heimspiele verloren, blieb der HSV auf Relegationsrang 16 und zwei weitere mögliche Spiele, das letzte Mal zu verhindern.

Trotzdem geht in Hamburg die Angst vor dem letzten Mal um. Wird das 1730. Spiel in Folge im Oberhaus in Mainz das letzte? Die Folgen eines Abstiegs hat man beim Bundesliga-Gründungsmitglied noch nicht erleben müssen. Schlägt der Stadion-Uhr, die auf die Sekunde die Liga-Zugehörigkeit anzeigt, das letzte Stündlein?

Der Dino soll am Leben bleiben

Und was wird aus dem am 24. August 2003 geborenen Dino Hermann, dem Maskottchen? Verlieren die Studenten, die den schweißtreibenden Job machen und sich bei den Spielen des HSV, Kindergeburtstagen, Partys und sonstigen Veranstaltungen in das 2,10 Meter große Kostüm zwängen, ihren Job?

"Sicher nein", stellt Slomka am Ende der PK klar. "Wir müssen den Dino am leben erhalten." Und damit die Klasse erhalten. In Hamburg hofft man darauf, dass es am Samstag um ca. 17:15 Uhr Grund zu feiern gibt - und bestenfalls der Himmel weint.

Aus Hamburg berichtet Jürgen Blöhs