Jonathan Schmid gehört beim SC Freiburg zu den Leistungsträgern
Jonathan Schmid gehört beim SC Freiburg zu den Leistungsträgern

"Anfangs hatte ich Angst vor Streich"

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München - Frankreich oder Österreich? Noch stehen Jonathan Schmid beide Türen offen. Der Sohn einer Französin und eines Österreichers hat sich in der laufenden Saison beim SC Freiburg zum absoluten Stammspieler gemausert und träumt von einem Einsatz in einer Nationalmannschaft. "Ich wäre ein Lügner, wenn ich 'nein' sagen würde", gesteht der 22-Jährige.

Die Frage ist nur, für welche Auswahl Schmid denn auflaufen würde, wenn dementsprechende Angebote vorlägen. "Vor einem Jahr habe ich meinen österreichischen Pass beantragt, aber bislang noch keine Antwort bekommen. Von daher würde ich jetzt eher zu Frankreich tendieren", sagt der Mittelfeldpieler.

Im Interview mit bundesliga.de spricht Schmid über seine Qualitäten als Goalgetter, seinen Trainer Christian Streich und den Traum vom DFB-Pokalfinale in Berlin.

bundesliga.de: Herr Schmid, Sie relaxen angeblich gerne auf dem Sofa und schauen sich Fußballspiele im Fernsehen an. Welches Spiel lief denn am Dienstag?

Jonathan Schmid: Frankreich gegen Spanien.

bundesliga.de: Hätten Sie gerne selbst auf dem Platz gestanden?

Schmid: Ich wäre ein Lügner, wenn ich 'nein' sagen würde. Ich muss einfach weiterarbeiten und Tore schießen. Vielleicht bekomme ich dann meine Chance.

bundesliga.de: In der französischen oder in der österreichischen Nationalmannschaft?

Schmid: Vor einem Jahr habe ich meinen österreichischen Pass beantragt, aber bislang noch keine Antwort bekommen. Von daher würde ich jetzt eher zu Frankreich tendieren - falls jemand anfragt.

bundesliga.de: In der Equipe Tricolore findet derzeit ein Umbruch statt. Sehen Sie dadurch bessere Chancen für sich?

Schmid: Ja das stimmt. Einige junge Spieler haben zuletzt debütiert. Paul Pogba und Raphael Varane zum Beispiel. Die beiden sind gute Vorbilder für mich. Sie haben ihre Chance bekommen und sie auch genutzt.

bundesliga.de: In dieser Saison haben Sie beim Sport-Club als Goalgetter auf sich aufmerksam gemacht. Warum klappt es auswärts besser mit dem Toreschießen?

Schmid: Das weiß ich auch nicht so genau. Ich habe schon fünf Tore auswärts erzielt aber nur eines in einem Heimspiel. Das ist schon ein bisschen komisch, aber ich weiß nicht, woran das liegt.

bundesliga.de: Vor der Saison haben Sie sich vorgenommen, Ihren Abschluss zu verbessern - mit Erfolg. Welche Schwachstelle wollen Sie als nächstes verbessern?

Schmid: Ich will mich überall weiter verbessern. In erster Linie möchte ich noch torgefährlicher werden und auch noch mehr Tore vorbereiten. Mein Zweikampfverhalten, offensiv wie defensiv, will ich ebenfalls noch weiterentwickeln.

bundesliga.de: Sie haben mal gesagt, dass es Ihnen eigentlich egal sei, ob Sie im offensiven Mittelfeld oder in der Abwehr spielen. Aber ist es nicht schöner, Tore zu schießen als welche zu verhindern?

Schmid: Ja, das stimmt schon. Es ist natürlich schöner, selbst zu treffen. In der A-Jugend habe ich zunächst auf der Sechserposition gespielt. Später habe ich in der zweiten Mannschaft auch öfter als rechter Verteidiger gespielt. Und das hat alles gepasst.

bundesliga.de: Kamen Ihnen irgendwann mal Zweifel, ob es überhaupt mit einer Bundesliga-Karriere klappt?

Schmid: Ich habe im Januar 2011 gegen Nürnberg mein Bundesliga-Debüt gefeiert. Und dann musste ich lange auf meinen zweiten Einsatz warten. Aber ich bin mental sehr gefestigt. Ansonsten wäre ich vielleicht heute noch in der zweiten Mannschaft. Aber ich habe mir gesagt, ich muss geduldig sein und auf meine Chance warten und diese dann auch nutzen.

bundesliga.de: Sie sind unter Trainer Christian Streich beim SC zum Stammspieler geworden. Welche Rolle spielt ihr ehemaliger A-Junioren-Trainer dabei?

Schmid: Er kennt mich schon von früher. Er hat auch schon vorher als Co-Trainer der Profis einen guten Job gemacht. Er redet viel mit uns Spielern und das finde ich gut.

bundesliga.de: Sie haben mal gesagt, Sie hatten anfangs Angst vor ihm. Warum?

Schmid:(lacht) Ja. Ich kam damals von Offenburg zur Freiburger U19 und traf auf einen ganz anderen Trainertyp. Er ist sehr laut und ich als Franzose habe kein Wort verstanden. Von daher habe ich schon ein bisschen Angst gehabt am Anfang.

bundesliga.de: Aber hat diese emotionale Art von Streich nicht auch etwas Positives?

Schmid: Ja, ich bin sofort wach, wenn ich mal etwas nachlässig war. Und das ist gut für mich.

bundesliga.de: Nach den zwei heftigen Niederlagen zuletzt . Seit dem Wiederaufstieg 2009 hat der SC nur eines der sieben Spiele gegen Gladbach verloren. Ist die Borussia am Samstag genau der richtige Aufbaugegner?

Schmid: Wir wollen die drei Punkte holen. Für uns und für die Zuschauer. Aber es ist nicht einfach gegen Gladbach zu spielen. Sie haben auch Qualität und zeigen guten Fußball.

bundesliga.de: Mit den drei Punkten wäre ja sogar der Sprung auf Platz 4 möglich. Zwar bleibt man in Freiburg bekanntermaßen auf dem Boden, aber träumen Sie nicht insgeheim doch vom Europapokal?

Schmid: An den Europapokal kann ich noch am Saisonende oder nach dem Halbfinale im DFB-Pokal denken - vorausgesetzt wir gewinnen. Aber jetzt noch nicht. Zumal wir auch schon viele Chancen, Vierter zu werden, nicht genutzt haben, wie zum Beispiel gegen Frankfurt. Aber jetzt müssen wir erstmal konzentriert weiterarbeiten und dann schauen wir, was am Ende der Saison dabei herauskommt.

bundesliga.de: Im DFB-Pokal winkt die erste Finalteilnahme der Vereinsgeschichte. Sie hatten sich im Halbfinale ein Heimspiel gegen den VfB gewünscht - nun spielen Sie in Stuttgart. Ist das im Hinblick auf Ihre Trefferquote auswärts nicht sogar besser?

Schmid: Ja, aber auch für die ganze Mannschaft. Schließlich spielen wir in dieser Saison auswärts ganz gut. Außerdem ist es ein Derby. Stuttgart ist nicht so weit weg, so dass viele Zuschauer uns begleiten werden. Ich denke, wir können auch dort gewinnen.

bundesliga.de: Das heißt Sie träumen schon von Berlin?

Schmid: Seit langem.

Das Gespräch führte Maximilian Lotz