Die Eintracht aus Braunschweig verabschiedet sich nach nur einem Jahr wieder aus der Bundesliga
Die Eintracht aus Braunschweig verabschiedet sich nach nur einem Jahr wieder aus der Bundesliga

Mit viel Herz - aber ohne Durchschlagskraft

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Braunschweig - Kampf und Leidenschaft sind die am häufigsten geforderten Tugenden im Abstiegskampf - doch manchmal reichen nicht einmal mehr die. Dieser Tatsache wurden sich die Braunschweiger am letzten Spieltag schmerzlich bewusst. Die 1:3-Niederlage gegen 1899 Hoffenheim besiegelte den Abstieg der Niedersachsen. Doch woran lag es? bundesliga.de analysiert, wieso die Löwen zurück ins Unterhaus müssen.

Nicht kaltschnäuzig genug

"Wenn wir an unsere Leistungsgrenze gekommen sind, konnten wir mithalten, aber wir haben es nicht immer geschafft", fasste ein niedergeschlagener Torsten Lieberknecht die Saisonleistung seiner Schützlinge zusammen. Dieser Satz des Cheftrainers trifft vor allem auf die Offensiv-Abteilung der Braunschweiger zu. Die Löwen stellten mit 29 Toren den schwächsten Angriff der Liga (Tabelle).

Vor dem Tor versagten den Löwen-Angreifern zu oft die Nerven. Kein anderes Team ließ so viele Großchancen ungenutzt wie Eintracht Braunschweig. Gerade einmal 39 Prozent der herausgespielten Großchancen landeten hinterher auch im Netz. Zum Vergleich: Der HSV - ein direkter Konkurrent - verwertete 65 Prozent seiner Tormöglichkeiten. Eine Tatsache, die ihm Kampf um den Klassenerhalt mehr als nur das sprichwörtliche Zünglein an der Waage war.

Doch die Schuld lag nicht allein bei den Stürmern. Auch die Spieler hinter den Spitzen strahlten zu keinem Zeitpunkt wirkliche Torgefahr aus. Mit nur elf Toren und 13 Vorlagen belegten die Braunschweiger Mittelfeldakteure den letzten Platz im ligaweiten Vergleich. Besonders enttäuschend waren die Auftritte der Leverkusen-Leihgabe Karim Bellarabi. Der dribbelstarke Flügelspieler schöpfte sein Potenzial viel zu selten aus.

Abhängig vom ruhenden Ball

Von den 29 Toren, die die Braunschweiger erzielten, fielen elf nach ruhenden Bällen. Das ist - prozentual gesehen - der Spitzenwert der Liga. Aus dem Spiel heraus ging einfach zu wenig bei den Löwen, die gerade einmal zwei Weitschuss-Tore erzielten. Um bei dem Vergleich mit dem Hamburger SV zu bleiben: Die Hanseaten hatten mit Hakan Calhanoglu einen Mann in ihren Reihen, der auf diese Art und Weise mehrere Spiele entschieden hat.

Interessanterweise fielen die wenigen Braunschweiger Tore meist über das Zentrum oder die rechte Seite. Die linke Seite, die von Jan Hochscheidt und Ken Reichel beackert wurde, beschränkte sich oftmals nur auf die Defensiv-Arbeit. Zugegebenermaßen auch sehr erfolgreich, wie die Statistiken belegen: Zwölf Gegentreffer musste Keeper Daniel Davari über links hinnehmen. Auf der torgefährlicheren rechten Seite der Braunschweiger, fielen auch mehr Gegentreffer (16).

Abwehr überzeugt - Einstellung stimmt

Über die Braunschweiger Defensive lässt sich nicht viel Schlechtes sagen. 60 Gegentore sind zwar eine Menge Holz, allerdings nicht für einen Absteiger. Im ligaweiten Vergleich liegen die Löwen damit sogar auf Rang 12. Mannschaften wie Stuttgart, Freiburg und Hoffenheim kassierten mehr Gegentreffer.

Grundsätzlich hatte die Braunschweiger Abwehr um den bosnischen Nationalspieler Ermin Bicakcic die gegnerischen Stürmer im Griff. Stattdessen bereitete das gegnerische Mittelfeld die größten Sorgen. Einzig gegen Freiburg (37 Mal) trafen Mittelfeldspieler noch häufiger als gegen Braunschweig (36).

Die Kopfballstärke der Braunschweiger Abwehr war in der vergangenen Spielzeit einer der wenigen Trümpfe. Obwohl die Mannschaft 197 Ecken zuließ, resultierten daraus nur vier Tore. Überhaupt waren Gegentreffer nach Standards eine Seltenheit - in dieser Kategorie weißt die Lieberknecht-Elf den drittbesten Wert der Liga auf.

Eins müssen sich die Braunschweiger Spieler auf keinen Fall vorwerfen lassen: Die im Kampf um den Klassenerhalt so wichtige kämpferische Einstellung und Aggressivität fehlten zu keinem Zeitpunkt. Die viertmeisten Defensiv-Zweikämpfe belegen dies - aber manchmal reicht nicht einmal mehr das.

David Meininger