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Tränen, Trauer und Schockstarre: Die Nürnberger steigen zum achten Mal aus der Bundesliga ab. Makoto Hasebe (r.) ist fassungslos
Tränen, Trauer und Schockstarre: Die Nürnberger steigen zum achten Mal aus der Bundesliga ab. Makoto Hasebe (r.) ist fassungslos

Fehlender Einsatz und zu wenig Kreativität

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Nürnberg - Die Tränen sind nach dem achten Abstieg des 1. FC Nürnberg kaum getrocknet, da muss der "Club" den nächsten Dämpfer hinnehmen: Top-Torjäger Josip Drmic verlässt die Franken in Richtung Leverkusen (zur Meldung). Jetzt steht Nürnberg in der 2. Bundesliga ein Neuanfang bevor. bundesliga.de analysiert, wieso der "Club" runter musste und wo das größte Potenzial liegt, sich zu verbessern.

Kaum Ideen im Spielaufbau

Einer der Hauptgründe, warum Nürnberg absteigen musste, war die schlechte Offensive. Mit 37 erzielten Treffer lag man - wie in der Abschlusstabelle - auf dem vorletzten Rang. Nur Braunschweig schoss weniger Tore. Außerdem waren die Franken abhängig von Goalgetter Drmic, der allein 17 Mal einnetzte (zur Torjägerliste).

Wenn der Schweizer Nationalspieler einen schlechten Tag erwischt hatte, sprang selten einer in die Bresche. Den Titel des zweitbesten Torschützen teilen sich vier "Cluberer": Der seit Februar mit einem Kreuzbandriss ausgefallene Daniel Ginczek, Adam Hlousek, Hiroshi Kiyotake und Innenverteidiger Per Nilsson machten je drei Tore (zur Statistik).

Ein weiteres Manko beim "Club": Es fehlte trotz der veränderten Spielkultur unter Gertjan Verbeek die spielerische Klasse. Nur 25 Großchancen haben sich die Franken herausgespielt - keine andere Mannschaft weniger. Insgesamt fielen auch nur 29 Tore aus dem aktiven Geschehen.

Überraschend schwach war die linke Nürnberger Seite. Lediglich sechs Treffer fielen über Marvin Plattenhardt und Adam Hlousek - und das obwohl die Nürnberger insgesamt 464 Flanken in die Gefahrenzone schlugen. Nur jede 58. führte zum Erfolg!

Die Alu-Debatte und anfällig bei Standards

Im Gegensatz zur vorherigen Saison waren die Standards der Nürnberger extrem harmlos. Nur acht Mal jubelten sie nach einer Ecke, einem Freistoß oder einem Elfmeter. Sie selbst waren bei Standardsituationen jedoch anfällig: 21 Gegentreffer kassierte der FCN nach einem ruhenden Ball. Auch das schnelle Umschaltspiel zählte in dieser Saison zu den Schwächen des "Club". Fünf Treffer nach Kontern sprechen eine deutliche Sprache - nur Frankfurt war schlechter. Außerdem agierte man bei der eigenen Vorwärtsbewegung fahrlässig. So fing sich Nürnberg 16 Tore durch Leichtsinnsfehler im Spielaufbau ein.

Ein weiteres Problem im Abstiegskampf: Es fehlte die Aggressivität. So setzten die Nürnberger den Gegner kaum unter Druck, um ihn zu Fehlern zu zwingen und daraus Kapital zu schlagen. Nur ein einziges Tor schossen die Franken aufgrund eines Geschenks der anderen Mannschaft. Zum eigenen Unvermögen gesellte sich auch viel Pech beim Abschluss hinzu: 23 Mal scheiterte das Team am Aluminium. Allerdings musste sich der "Club" auch selbst 21 Mal beim Pfosten und bei der Latte bedanken.

Die Angst vor der zweiten Halbzeit

Lag es an der mangelnden Fitness, dem fehlenden Willen oder der Konzentration? Die Nürnberger trafen auf jeden Fall in der zweiten Hälfte nur 20 Mal. Das ist gemeinsam mit Braunschweig die schlechteste Ausbeute aller Mannschaften in der Bundesliga. Erschreckend: In der Schlussviertelstunde erzielte der Absteiger nur fünf Tore. Zum Vergleich: Der Ligaprimus FC Bayern schoss in dieser Zeit mehr als vier Mal so viele Tore (21). Auf der anderen Seite kassierten die Nürnberger auch die meisten Gegentreffer in der zweiten Hälfte. 47 Mal mussten Raphael Schäfer und Co. das Leder aus dem Netz holen - davon 19 Mal in der Schlussviertelstunde. Einzig Stuttgart war schlechter (20 Gegentreffer).

Auch mit den 70 Gegentoren zählt der "Club" zu den schlechtesten drei Defensivreihen der Liga. Dabei waren die Verteidiger nicht nah genug am Mann und luden den Gegner freundlich ein. Die Keeper waren deshalb unter Dauerbeschuss: 596 Mal wurde auf das Gehäuse gefeuert. 333 Mal hatten die Mittelfeldspieler zu viel Platz. Bei beiden Statistiken ist das ligaweit der Höchstwert.

Auf den neuen Coach im Frankenland wartet viel Arbeit, wenn der sofortige Wiederaufstieg in Angriff genommen wird.

Michael Sapper