Schauspieler und Schalke-Fan Peter Lohmeyer las am Themenabend einen Text über Stan Libuda vor
Schauspieler und Schalke-Fan Peter Lohmeyer las am Themenabend einen Text über Stan Libuda vor

An Libuda kommt keiner vorbei

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Wenn es um die größten Fußballer der Bundesliga-Geschichte geht, kommt keiner an Stan Libuda vorbei. In Erinnerung an den 1996 gestorbenen, aber bis heute unvergessenen Rechtsaußen, hat der FC Schalke einen Themenabend in der Veltins-Arena organisiert – 90 Minuten voller Geschichten, Anekdoten und mancher Träne.

Mehr als 250 Fans kamen am Mittwoch in den Hospitality-Bereich "Tibulsky", wo Moderator Jörg Seveneick zusammen mit Schauspieler und Schalke-Anhänger Peter Lohmeyer sowie S04-Idol Klaus Fischer durch den Abend führte.

Verehrt wie kein Zweiter

Wie war Reinhard Libuda als Spieler? Und was für ein Mensch war er? In vielen Filmsequenzen und persönlichen Schilderungen Fischers näherte sich der Themenabend einem Spieler, der wie viele andere Schalker bewundert, aber wie kein Zweiter verehrt wird.

"Absolute Weltklasse", stufte Erwin Kremers seinen Mitspieler aus der Schalker Pokalsiegerelf von 1972 ein. "Einer der Größten, die Deutschland hervorgebracht hat", sagte Heinz van Haaren, ein anderer 72er Pokalsieger. "Er würde uns heute gut zu Gesicht stehen", meinte Felix Magath

"Wie Messi"

Lobeshymnen, die auch Nicht-Schalker per Videobotschaft anstimmten. HSV-Idol Uwe Seeler verglich Libuda wegen seiner Ballführung und Schnelligkeit mit dem aktuellen Weltstar Lionel Messi und Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge gab eine Geschichte aus Zeiten der Glückaufkampfbahn zum Besten:

"Ich habe damals ein Spiel gegen Mönchengladbach gesehen, bei dem der Stan gegen Berti Vogts gespielt hat und Berti dabei sein Waterloo erlebt hat. Der Stan hat ihn dermaßen schwindelig gespielt, dass man den Berti nach dem Spiel fast mit einem Schäferhund aus dem Stadion führen musste."

"Stan hat geniale Flanken geschlagen"

Klaus Fischer erzählte, dass Stan Libuda ein Grund für seinen Wechsel 1970 von München 1860 zu Schalke gewesen sei. "Ich war ein typischer Mittelstürmer und brauchte gute Flanken. Und der Stan hat geniale Flanken geschlagen. Ich war schon vor dem Wechsel begeistert von Libuda, weil ich seine starken Spiele bei der WM 1970 in Mexiko gesehen hatte."

In seiner Schalker Anfangszeit ist Fischer schnell fasziniert vom Phänomen Libuda. Von Li-bu-da, Li-bu-da-Sprechchören, die für damalige Zeiten absolut unüblich sind: "Ich hatte noch nie erlebt, dass das ganze Stadion einen einzigen Spieler und damit die ganze Mannschaft anfeuert."

Perfekter Matthews-Trick

Doch die überragenden Fähigkeiten des Fußballers Libuda sind die eine Seite. Der legendäre Trick "links antäuschen, rechts vorbeigehen", den er besser beherrscht als der Erfinder und Namenspatron Stanley Matthews aus England. Oder seine Tore für die Ewigkeit: Der Heber zum 2:1-Sieg für Borussia Dortmund gegen Liverpool im Finale um den Europapokal der Pokalsieger 1966. Und das 3:2 in der WM-Qualifikation 1969 gegen Schottland, das die deutsche Nationalelf nach Mexiko bringt.

Die andere Seite ist die private; sensibel, introvertiert, verletzlich und stolz sind Attribute, die viele Weggefährten nennen. So richtig nah lässt Libuda selbst langjährige Mitspieler nicht an sich heran, sagen Fischer und Ex-Mitstreiter Hermann Erlhoff, der den Themenabend als Besucher verfolgt.

Scheu vor der Kamera

Einige Fernsehausschnitte vom aktuellen Sportstudio Ende der sechziger Jahre zeigen einen scheuen Libuda, der das Rampenlicht nicht mag und nicht will. Abseits des Rasens zieht sich Libuda am liebsten zurück, Starallüren sind ihm fremd. Seine Popularität macht ihm das Leben nach dem Fußball nicht leicht.

Und doch ist es diese private Seite Libudas, die so viele Schalker Fans zu diesem Themenabend drängt und die so viele Fragen offen lässt: Warum hat er sich nicht helfen lassen? Wurde ihm auch wirklich genug Hilfe angeboten?

"Ein sehr bewegender Abend"

Die letzten Film-und Radiodokumente des Themenabends gehen unter die Haut. Stan Libuda, der sich noch viele Jahre später nicht verzeiht, eigentlich gegen seinen Willen am Bundesliga-Skandal 1971 beteiligt gewesen zu sein und damit sein eigenes frühes Karriereende verschuldet zu haben. Ein Gespräch nach seiner Kehlkopfoperation 1992 im Klinikgarten, ein Interview im Radio im selben Jahr: "Ich brauche keine Millionen, ich bin zufrieden."

Das größte Lob für die Veranstaltung sprach am Ende Libudas Sohn Matthias aus: "Das war für mich ein sehr bewegender Abend, an dem mein Papa so dargestellt wurde, wie er wirklich war."